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Tequila und Cachaca: Mexiko und Brasilien rücken zusammen

Astrid Prange27. Mai 2015

In Lateinamerika verschieben sich die Machtverhältnisse. Die Aussicht auf gute Geschäfte ermöglicht neue Allianzen. Nach der Annäherung zwischen Kuba und den USA wollen jetzt auch Mexiko und Brasilien zusammenrücken.

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Mexiko Dilma Rousseff und Enrique Pena
Bild: Reuters/E. Garrido

Die brasilianische Staatschefin Dilma Rousseff kündigte zum Abschluss ihres Besuchs in Mexiko eine stärkere Zusammenarbeit beider Länder an. Nachdem Abkommen in den Bereichen Luftfahrt, Umweltschutz, Tourismus, Investitionsschutz und wissenschaftlicher Kooperation gerade unterzeichnet wurden, sollen im Juli die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen starten.

"Brasilien will Stärke zeigen", analysiert Betina Sachsse, Regionalmanagerin für Brasilien beim "Lateinamerika Verein" der deutschen Wirtschaft. Das Land bemühe sich schon lange um einen Ausbau der Kooperation zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern, um so auch ein Gegengewicht zum Klub der G7-Staaten zu schaffen.

Brasilien und Mexiko sind die wirtschaftlichen Lokomotiven Lateinamerikas. Die beiden Länder erwirtschaften zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes (BIP) der Region, sie stellen 58 Prozent aller Exporte und 55 Prozent der Bevölkerung.

Freundliches Desinteresse

Doch bisher haben sich die beiden Länder beharrlich ignoriert. Mexiko richtet sich traditionell an den USA aus, mit denen das Land 80 Prozent seines Außenhandels abwickelt. Brasilien wiederum konzentriert sich auf den südamerikanischen Markt Mercosur und China, das die USA 2009 als wichtigsten Handelspartner abgelöst hat.

Ein Blick auf die Handelsbilanz verdeutlicht dies. Der Warenaustausch zwischen Mexiko und Brasilien belief sich 2014 auf 9,2 Milliarden US-Dollar - und erreicht damit lediglich einen Bruchteil des Handels zwischen China und Brasilien (77 Milliarden Dollar). Zwischen Mexiko und den USA werden jährlich sogar Waren und Dienstleistungen im Wert von 538 Milliarden US-Dollar ausgetauscht.

Wirtschaft Mexiko VW Puebla
VW made in Mexiko: Die meisten in Mexiko hergestellten Fahrzeuge werden in die USA exportiertBild: picture-alliance/dpa

Lateinamerikaexpertin Sachsse attestiert Mexiko und Brasilien einen enormen Nachholbedarf. "Auch ohne Freihandelsabkommen haben sich die Im- und Exporte in den letzten zehn Jahren verdoppelt", erklärt sie. "Mit entsprechenden Zoll- und Tarifsenkungen könnte das Handelsvolumen noch viel stärker zulegen."

Im Juli sollen die Verhandlungen zu dem brasilianisch-mexikanischen Freihandelsabkommen beginnen. Nach Angaben des brasilianischen Außenministeriums "Itamaraty" soll der sogenannte "Erweiterte Handelsvertrag" alle Branchen umfassen: Industrie- und Agrarprodukte, Dienstleistungen, öffentliche Ausschreibungen sowie den Schutz von Investitionen und geistigen Eigentums.

Flirt mit Freihandel

"Diese Verhandlungen sind extrem wichtig", erklärt Antonio José Ferreira Simões, Sekretär für Lateinamerika und Karibik im brasilianischen Außenministerium Itamaraty."Es geht um die vollständige Liberalisierung des Handels". Die Verhandlungen seien deshalb sicherlich nicht in sechs Monaten abgeschlossen.

Die neue Allianz zwischen Brasilia und Mexiko City hat einen schlichten Grund: Durch die Rezession im eigenen Land hält die brasilianische Industrie Ausschau nach neuen Absatzmärkten. Mexiko wiederum will seine wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA verringern und die sinkenden Einnahmen durch den Verfall des Ölpreises kompensieren.

Embraer EMB-312 Tucano
Zu den wichtigsten Exportgütern Brasiliens für Mexiko gehören Flugzeuge und chemische ErzeugnisseBild: Brazilian Air Force/Sargento Batista

"Wir wollen auch Kosmetikartikel, Schuhe, Textilien, Maschinen und Elektrogeräte nach Mexiko ausführen", erklärte Robson Andrade, Präsident des brasilianischen Industrieverbandes CNI, gegenüber der brasilianischen Zeitung "O Globo". Brasilien könne von den zahlreichen Freihandelsabkommen profitieren, die Mexiko mit anderen Ländern abgeschlossen habe.

Angesichts der ehrgeizigen Ziele der brasilianischen Wirtschaft ist das Itamaraty bemüht, die ohnehin schon angespannte Stimmung unter den Mitgliedern des Mercosur nicht noch weiter zu verschlechtern. "Jedes Land aus diesem Bündnis kann mit Mexiko einzeln Verträge aushandeln", stellt Diplomat Antonio Simões klar. Ein gemeinsames Mandat wie beim geplanten Freihandelsabkommen mit der EU gebe es nicht.

Beim Lateinamerikaverein verfolgt man Brasiliens ungeahnte Offenheit für Freihandel mit großer Sympathie."Für Brasilien wäre es sicherlich interessant, Freihandelsabkommen auch mit anderen Ländern voranzutreiben, wie mit der EU", meint Manuel Neumann, Regionalmanager für Mexiko und Zentralamerika. "Mexiko ist da schon weiter und kann seine Erfahrungen weitergeben".