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Rendezvous zwischen Komet und Planet

20. Oktober 2014

Mit Tempo 200.000 ist der Komet "Siding Spring" in einem Abstand von rund 140.000 Kilometern am Mars vorbeigedüst - für Weltraumforscher kommt dies fast einer aufregenden Berührung gleich.

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Künstlerische Darstellung des Treffens des Kometen "Siding Spring" mit dem Mars (Foto: picture-alliance/dpa)
Künstlerische Darstellung des Treffens von "Siding Spring" und MarsBild: picture-alliance/dpa

Der Komet "Siding Spring" ist nahe am Planeten Mars vorbeigerast. Wie die Europäische Weltraumagentur (ESA) mitteilte, passierte der Komet von der Größe eines kleinen Berges den Roten Planeten mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200.000 Stundenkilometern im Abstand von nur knapp 140.000 Kilometern - weniger als halb soviel wie die Entfernung zwischen Erde und Mond. Es ist das bisher erste Mal in der Geschichte der Wissenschaft, dass sich ein Komet einem Planeten derart stark genähert hat.

Hoffen auf spektakuläre Bilder

Die Begegnung, die sich nur einmal in einer Million Jahren ereignet, fand am Sonntagabend um 20.27 Uhr (MESZ) statt. Davor war der Schweifstern zu sehen, wie er im All auf Mars zuschoss. Weltweit hatten Wissenschaftler gespannt auf den kosmischen Streifschuss gewartet. Sie dürfen auf spektakuläre Bilder der Begegnung des Roten Planeten mit dem Kometen hoffen.

Der Besucher vom Rand des Sonnensystems traf am Mars auf eine kleine Armada von Forschungssonden und Robotern, die den Planeten teils bereits seit Jahren erkundet. Dazu zählen die europäische Raumsonde "Mars Express", die US-Forschungssonden "Mars Reconnaissance Orbiter" und "Mars Odyssey" sowie die erst im September am Mars eingetroffene US-Sonde "Maven".

Konsistenz von Talkumpuder

Mit dem Teilchendetektor "Aspera 3" an Bord der ESA-Sonde "Mars Express" werden Forscher versuchen, nach der Mars-Passage von "Siding Spring" Bestandteile von dessen Schweif zu identifizieren. Der rund eineinhalb Kilometer große Kometenkern dürfte die Konsistenz von Talkumpuder haben, wie Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde NASA herausfanden. Erste Daten und Bilder von den Marssonden zum Vorbeiflug werden für diesen Montag erwartet.

Noch nie zuvor sei ein Komet aus einer derartigen Nähe von so vielen Instrumenten beobachtet worden, hatte Markus Fränz vom Max-Planck-Institut (MPI) für Sonnensystemforschung in Göttingen kürzlich erläutert. Der Komet mit der wissenschaftlichen Bezeichnung "C/2013 A1" stammt aus der sogenannten Oortschen Wolke. Diese riesige Region in den Tiefen des Weltalls hat sich seit der Geburtsstunde des Planetensystems kaum verändert. Von den Informationen versprechen sich die Forscher Rückschlüsse auf die Stoffe, die es bei der Bildung des Sonnensystems vor etwa 4,6 Milliarden Jahren gab.

Auch Erkennnisse über den Mars

Die Oortsche Wolke ist chemisch sehr ursprünglich. Forscher Fränz hofft, dass einzelne Atome und Ione eingefangen werden können. Daneben erhoffen Astronomen Erkenntnisse über den Mars selbst. Experten erwarteten, dass "Siding Spring" die Atmosphäre des Planeten beeinflusst. Diese Wechselwirkung könne Hinweise darauf liefern, warum aus der Mars-Atmosphäre immer wieder geladene Teilchen herausgerissen werden, erläuterte Fränz.

So spektakulär der enge Vorbeiflug des Kometen war - kurz nach der Entdeckung von "Siding Spring" im Januar 2013 hatten die Wissenschaftler sogar mit einem noch weitaus dramatischeren Verlauf des kosmischen Rendezvous gerechnet. Aufgrund erster Bahndaten des Kometen schien es zunächst möglich, dass "Siding Spring" auf dem Mars einschlagen würde. Erst nach genaueren Berechnungen in den Folgemonaten gaben die Astronomen dann Entwarnung.

sti/wl (dpa, afp)