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Unsummen für Forschung

Klaus Deuse28. Dezember 2012

Die deutschen Unternehmen stecken eine Rekordsumme in ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Mit 16 Milliarden Euro entfällt der Löwenanteil auf die Automobilindustrie.

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Diese Roboterhand ist nicht zum Schütteln, sondern zum Anziehen. Wer den High-Tech-Handschuh trägt, kann doppelt so kräftig zupacken. Die Exo-Hand genannte Erfindung von Festo dient als Kraftverstärker und kann älteren Menschen bei Montagen die Arbeit erleichtern. Zumindest jenen, die noch nicht durch einen Roboter ersetzt wurden. Foto DW/Per Henriksen 23.04.2012. DW1_9720.jpg
Bildergalerie Hannover Messe Highlights Bild 4Bild: DW

Die Unternehmen in Deutschland haben tief in die Taschen gegriffen und innerhalb eines Jahres erstmals über 50 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung (F und E) investiert - über sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor. "Das ist die höchste Steigerungsrate seit vielen Jahren", sagt Dr. Andreas Kladroba vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

In der Krise nicht knausern

Über 20.000 Unternehmen haben Experten des Stifterverbandes bei dieser aktuellen Erhebung befragt und einen Zuwachs quer durch alle Branchen ermittelt. Bislang hatten deutsche Unternehmen seit dem Krisenjahr 2009 im F- und E-Bereich auf die Bremse getreten und zum Teil deutliche Einsparungen vorgenommen. Allerdings  haben die Verantwortlichen in nahezu allen Wirtschaftszweigen nach Ansicht von Andreas Kladroba erkannt, "dass F und E einfach eine Zukunftsinvestition ist, die man auch in Krisenzeiten möglichst nicht antasten sollte."

Forschungszentrum Dresden

Auch darum stehe der Wirtschaftsstandort Deutschland nach der Krise so gut da. Die Unternehmen haben offenbar die Zeichen der Zeit erkannt und den Blick zielstrebig  nach vorn gerichtet. Das belegt nach Einschätzung des Stifterverbandes auch die Personalaufstockung im Bereich Forschung und Entwicklung auf über 350.000 Mitarbeiter. "Wir sprechen auch hier von Steigerungsraten von ungefähr 3,5 Prozent. Das ist, verglichen mit den letzten Jahren, ein richtig ordentlicher Zuwachs", stellt Andreas Kladroba fest.

International mit an der Spitze

Die mit Abstand forschungsstärkste Branche in der Bundesrepublik ist und bleibt die Automobilindustrie. Auf sie entfällt mit rund 16 Milliarden Euro nahezu ein Drittel der gesamten F-und E-Ausgaben. Auf den weiteren Plätzen folgen die Elektrotechnik mit acht, der Maschinenbau mit rund fünf sowie die Pharmazie mit vier und die Chemie mit drei Milliarden Euro. Allesamt stark exportorientierte Branchen. Deren Investitionen haben sich offenbar rentiert. Dass die Automobilindustrie trotz der Absatzflaute auf dem europäischen Markt weiter kräftig in Forschung und Entwicklung investiert hat, auch dafür gibt es in der Analyse für Andreas Kladroba vom Stifterverband eine plausible Erklärung: "Offensichtlich sind es doch eher die Zukunftsthemen, die hier eine große Rolle spielen. Ich denke hier an die Elektromobilität und Ähnliches. Und es scheint so zu sein, als würden die Unternehmen sehr stark darauf setzen und versuchen, der momentanen Absatzkrise ein wenig zu trotzen."

Im deutschlandweiten Vergleich belegt der Automobilbauer Volkswagen bei den F- und E-Investitionen mit über sechs Milliarden Euro Rang eins, Daimler  folgt auf Platz zwei noch vor Siemens. Mit  fast drei Milliarden Euro bringt es die bayerische Premium-Automarke BMW immerhin noch auf Platz sechs. Unter den weltweit 15 forschungsintensivsten Unternehmen rangiert VW an sechster, Daimler an dreizehnter Stelle.

Energieversorger fallen aus dem Rahmen

Gegen den Trend haben lediglich die Energieversorger ihre Mittel um über vier Prozent gekürzt. Vor dem Hintergrund der Energiewende in Deutschland geht der Stifterverband in der Analyse davon aus, dass die Energieunternehmen diese Forschungsgelder in den Ausbau der Netzinfrastruktur umgeleitet haben. Auch wenn vor allem Großunternehmen nach den Worten von Andreas Kladroba das richtig große Geld ausgeben, so betont er aber zugleich, dass F- und E-Investitionen auch für den Mittelstand eine zentrale Rolle spielen. "Da gibt es eine ganze Reihe an Unternehmen, die man unter dem Aspekt des kleinen aber feinen Unternehmens einordnen sollte, wo absolut hochwertige Forschung betrieben wird und die dann auch entsprechend hochwertige Produkte auf den Markt bringen."

Unter dem Aspekt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit kommt es für die Unternehmen in einem rohstoffarmen Land wie der Bundesrepublik maßgeblich auf Innovationen und Produktentwicklung an. Trotz der Eurokrise und unsicherer Konjunkturaussichten kann Andreas Kladroba zurzeit keine Trendwende erkennen. Denn der Großteil der befragten Unternehmen plant weiterhin, mehr für Forschung und Entwicklung auszugeben. "Es wird also keine Rückschritte geben im Sinne von wirklich weniger Ausgaben." Insgesamt rechnet der Stifterverband  noch mit einer Zuwachsrate von immerhin knapp zwei Prozent.