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Wattenmeer

Pia Gram

Wer einmal richtig abschalten möchte, kann das in einer noch wirklich ursprünglichen Naturlandschaft: auf der Hallig Hooge mitten im Wattenmeer. Nur eine Insel ist Hooge eigentlich nicht.

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Hallig Hooge (Foto: dpa)
Hallig HoogeBild: picture-alliance/dpa

Reif für die Insel? Mit dieser Bemerkung würde man sich auf der Hallig Hooge als unwissende Festlandratte outen, denn eine Hallig ist rein geologisch betrachtet keine Insel. Und doch trifft dieser Spruch den Kern eines Urlaubs auf Hooge. Wer einmal richtig abschalten möchte, weitab vom Stress der Großstadt, der findet hier komplette Ruhe - und das zu jeder Jahreszeit.

Zehn Halligen gibt es im schleswig-holsteinischen Wattenmeer, nur einige davon sind dauerhaft bewohnt. Hooge - nach Langeness die zweitgrößte Hallig - hat eine Fläche von knapp sechs Quadratkilometern. In etwa drei Stunden kann man sie auf dem 11,1 Kilometer langen Außendeich einmal umrunden. Im Osten sieht man das Festland. Im Süden scheint die Insel Pellworm mit ihrem Kirchturm zum Greifen nahe, im Norden breiten sich Langeness, Föhr und Amrum vor dem Betrachter aus. Im Westen jedoch ist der Blick frei auf die unendliche Weite des Meeres.

Ein Wattführer erläutert Touristen die unterschiedlichen Lebensformen im Wattenmeer (Foto: foehr.de)
Pflicht: eine WattwanderungBild: foehr.de

Schlick, keine Insel

Entstanden ist Hooge wie alle Halligen während der großen Sturmflut von 1362, als große Teile der Westküste Schleswig-Holsteins für immer vom Festland abgetrennt wurden. In dieser Entstehungsgeschichte liegt der Unterschied zwischen Hallig und  Insel: Nordsee-Inseln wie Sylt oder Amrum haben einen festen Gesteinskern, die Halligen dagegen bestehen aus Schlickablagerungen, wie sie auch im Küstenbereich zu finden sind. Der Name ist abgeleitet vom friesischen Wort "Hal" für Salz, während "lig" auf flach liegend hindeutet.

Schienenweg durch das Wattenmeer (Foto: AP)
So kommt die Post zur Hallig LangenessBild: AP

1634 wurde die Region von einer zweiten großen Sturmflut heimgesucht, seitdem hat sich die Landschaft des Wattenmeeres nicht mehr wesentlich verändert. Gleichwohl ist man es auf Hooge gewohnt, mit der Gefahr von Sturmfluten zu leben. Die Wohnhäuser stehen auf insgesamt zehn künstlichen Hügeln, so genannten Warften - das Wort kommt von "aufwerfen". Sie ragen auch bei hohem Seegang noch aus dem Wasser heraus, wenn das übrige Land überschwemmt wird.

Auch der König erlebte "Land unter"

Ausgiebige Wattwanderungen, zum Beispiel zur unbewohnten Hallig Norderoog oder nach Japsand, sind zweifellos Höhepunkte eines Urlaubs auf Hooge. Wegen der Unberechenbarkeit des Geländes und des Wetters empfiehlt sich aber stets eine ortskundige Führung. Wer nach diesem Naturerlebnis wieder etwas Kultur sucht, sollte das Heimatmuseum sowie den Königspesel auf der Hanswarft, dem Zentrum Hooges, besuchen. Es handelt sich um die gekachelte gute Stube - auf Friesisch: "Pesel" - eines  Bauernhauses, in dem der dänische König Friedrich VI. übernachtete, als er 1825 die Schäden einer Sturmflut begutachten wollte und in ein neues "Land unter" geriet.

Häuser auf Hallig Hooge (Foto: Flickr/akughlmann)
Die Häuser stehen geschützt auf WarftenBild: Flickr/akuhlmann74

Vorsicht vor Ekke-Nekkepenn

Ebbe und Flut, Werden und Vergehen - vieles auf den Halligen dreht sich um den ewigen Kreislauf des Meeres. So auch die Sagenwelt. In der großen Sturmflut von 1362 ging die Stadt Rungholt unter. Um sie ranken sich heute viele Sagen. So sollen insbesondere bei Vollmond immer noch die Glocken von Rungholt zu hören sein - geläutet vom Kobold Ekke-Nekkepenn. Vor der Westerwarft von Hooge ist eine kleine Statue für ihn errichtet. Er lebt der Sage nach auf dem Grund der Nordsee und soll noch heute als eine Art Rumpelstilzchen den Hallig-Bewohnern und Seeleuten Streiche spielen. Ansonsten gäbe es auf den Halligen ja vielleicht sogar ein bisschen zu viel Ruhe.