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Regierung genehmigt neue Siedler-Wohnungen

13. März 2011

Einen Tag nach dem Mord an einer Siedlerfamilie hat die israelische Regierung dem Bau hunderter neuer Wohnungen im Westjordland genehmigt. Nun wächst die Sorge vor neuen Spannungen in Nahost.

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Maale Adumim (Foto: dpa)
In Maale Adumim östlich von Jerusalem soll wieder gebaut werdenBild: picture alliance/dpa

Die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern liegen ohnehin auf Eis, nun drohen nach dem Mord an einer Siedlerfamilie im Westjordanland neue Konflikte: Am Sonntag (13.03.2011) gab das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bekannt, den Bau von hunderten neuer Häuser und Wohnungen für Siedler im Westjordanland genehmigt zu haben. Das habe das Ministerkomitee für Siedlungsfragen in einer nächtlichen Sitzung beschlossen.

Palästinenser besorgt

Siedlung Har Homa (Foto: dpa)
Blick auf die Siedlung Har HomaBild: picture-alliance/dpa

Siedlervertreter zeigten sich zufrieden mit den neuen Baugenehmigung: Das sei ein "sehr kleiner Schritt in die richtige Richtung", sagte Siedlerführer Dani Dayan. Die palästinensische Autonomiebehörde reagierte dagegen mit Kritik. Die internationale Gemeinschaft müsse eingreifen, um "einen Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt zu verhindern", sagte der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat. Die Palästinenser wollen nur neue Friedensverhandlungen aufnehmen, wenn im Westjordanland und Ostjerusalem keine neuen Siedlungen gebaut werden.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Anschlag auf die Siedler. Die Autonomiebehörde werde die Suche nach den Tätern unterstützen. Im von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen begrüßten deren Vertreter hingegen die Bluttat von Itamar.

Bluttat von Itamar

Demonstration (Foto: AP)
Auch das gibt es: Israelis und Palästinenser demonstrieren gemeinsam gegen den SiedlungsbauBild: AP

In der Nacht zum Samstag war in der jüdischen Siedlung Itamar, rund 70 Kilometer nördlich von Jerusalem, eine Siedlerfamilie im Schlaf überfallen worden. Die Täter - vermutlich zwei Palästinenser - töteten mit Messern beide Eltern, zwei Kinder im Alter von elf und vier Jahren sowie den dreimonatigen Säugling.

Die zwölfjährige Tochter hatte die Leichen entdeckt, nachdem sie von Freunden zurück kam. Zwei weitere Kinder im Alter von zwei und acht Jahren überlebten die Bluttat - entweder wurden sie bewusst verschont oder nicht entdeckt. Die palästinensischen Al-Aksa-Brigaden, der bewaffnete Flügel der Fatah-Bewegung, bekannten sich zu der Tat. In einer Erklärung rühmten sie die Morde als "heldenhaften Einsatz".

Suche nach den Tätern

Ramat Sholmo (Foto: AP)
In Ostjerusalem liegt die Siedlung Ramat SholmoBild: AP

Die israelischen Sicherheitskräfte haben unterdessen am Sonntag ihre Suche nach den Tätern fortgesetzt, die für den Mord an der Siedlerfamilie verantwortlich sind. Gesucht werde vor allem in der Umgebung der Siedlung Itamar südöstlich von Nablus und in dem naheliegenden Dorf Awarta, teilte einer Sprecherin der Armee mit. Nach Angaben der Behörden wurden schon mehrere Verdächtige festgenommen.

Wegen möglicher Vergeltungsanschläge jüdischer Siedler wurden die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Netanjahu rief seine israelischen Mitbürger auf, "sich zurückhaltend zu verhalten und nicht das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen".

Autor: Dirk Eckert (dpad, dpa)

Redaktion: Dеnnis Stutе

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