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Rechter jüdischer Aktivist niedergeschossen

30. Oktober 2014

Die Lage in Jerusalem wird immer explosiver. Ein rechtsradikaler jüdicher Aktivist wurde bei einem Anschlag schwer verletzt. Der mutmaßliche palästinensische Attentäter wurde von israelischen Polizisten erschossen.

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Schauplatz des Anschlags auf Yehuda Glick (Foto.dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Aktivist Yehuda Glick wurde in der Nähe der Altstadt von Jerusalem auf offener Straße niedergeschossen und schwer verletzt. Die Schüsse wurden von einem Motorradfahrer abgegeben (das Artikelbild zeigt den Tatort). Nach Einschätzung der behandelnden Ärzte ist Glicks Zustand ernst, aber stabil. Wie ein Polizeisprecher am Morgen mitteilte, erschossen Sicherheitskräfte den mutmaßlichen palästinensischen Attentäter inzwischen bei einem Feuergefecht. Er wurde in seinem Haus im Jerusalemer Stadtteil Abu Tor von einer Spezialeinheit der Polizei getötet.

Israels Behörden bereiten sich nun auf mögliche Racheakte radikaler jüdischer Siedler vor. Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat rief dazu auf, keine Selbstjustiz auszuüben. Der Chef der extrem rechten Siedlerpartei, Wirtschaftsminister Naftali Bennett, sagte, mit den Schüssen im Herzen Jerusalems sei "eine rote Linie aus Blut" überschritten worden.

Der in den USA geborene, politisch weit rechtsstehende Glick ist Anführer einer Kampagne, die einen freien Zugang für Juden zum Tempelberg fordert. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom ist einer der umstrittensten Orte der Welt.

Streit um den Tempelberg

Yehuda Glick (Foto: DW)
Yehuda GlickBild: DW

Er gehört zu den heiligsten Stätten der Juden und der Muslime. Gebete sind dort generell jedoch nur Muslimen erlaubt. Berichte, dass Israel Juden möglicherweise doch Gebete auf dem Areal erlauben werde, hatten in den vergangenen Wochen zu Krawallen geführt. Generell sind seit dem Ende des Gaza-Krieges im August die Spannungen im arabischen Ostteil Jerusalems gestiegen. Fast jede Nacht kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern.

Kritik im UN-Sicherheitsrat

Nach der Ankündigung Israels, 1000 weitere Wohnungen für jüdische Siedler in Ostjerusalem zu bauen, hat der UN-Sicherheitsrat über das brisante Thema beraten. Der stellvertretende UN-Generalsekretär Jeffrey Feltman forderte Israel zur Einstellung des Siedlungsbaus auf, der gegen internationales Recht verstoße und einer Zweistaatenlösung widerspreche. Feltman sagte, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sei "alarmiert" über die neusten Pläne, die "wieder einmal ernste Zweifel an Israels Willen wecken, dauerhaften Frieden zu erreichen".

Ähnlich äußerte sich der palästinensische UN-Botschafter Rijad Mansur. Auch die USA kritisierten die israelischen Pläne. Der israelische UN-Botschafter Ron Prosor wies die Vorwürfe zurück. Er warf den UN vor, eine palästinensische "Kampagne zur Verteufelung" Israels zu unterstützen. Einen förmlichen Beschluss zum Siedlungsbau fasste das höchste UN-Gremium nicht.

Eine deftige Beleidigung

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist unterdessen Opfer einer rüden Verbalattacke aus der US-Regierung geworden, die zugleich die Krise im amerikanisch-israelischen Verhältnis dokumentiert. Nach einem Bericht des US-Magazin "The Atlantic" nannte ein nicht namentlich genannter hochrangiger US- Regierungsbeamter den Premier einen "Schisser".

Im Original benutzte der Amerikaner den Ausdruck "chickenshit", wörtlich übersetzt bedeutet das "Hühnerkacke", gemeint aber ist ein Feigling, ein Angsthase. Netanjahu denke nur an seine politische Karriere, so der Mitarbeiter des Weißen Hauses. Er tue nichts um eine Einigung mit den Palästinensern oder den arabischen Staaten zu erreichen. Netanjahu sagte dazu lediglich: "Ich werde angegriffen, weil ich den Staat Israel verteidige."

wl/re (dpa, afp, rtr)