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Buddhismus reimportiert

Antonia Sachtleben6. März 2009

Vor 60 Jahren waren chinesische Mönche vor den Kommunisten auf die Insel Taiwan geflohen. Dort brachten sie den Buddhismus zu einer ganz neuen Blüte. Nun bringen sie die Lehre in sein Ursprungsland wieder zurück.

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Der Mönch Chang Wen (links)Bild: DW / Sachtleben

Die Buddhisten auf Taiwan unterhalten gute Beziehungen zu den Mönchen in China. Tatsächlich wächst derzeit in der Volksrepublik eine neue Generation von Buddhisten heran, die von den Meistern aus Taiwan angelernt und trainiert werden. Der Mönch Chang Zhi erklärt, daß es auf Taiwan viele Lehrer gebe, die ursprünglich aus China kämen. Genau das ist eine gute Gelegenheit für die Mönche auf dem Festland. Sie können mit den taiwanesischen buddhistischen Organisationen leicht kommunizieren und sich austauschen. Es gibt also eine Menge Möglichkeiten, an Aktivitäten teilzunehmen.

Buddhismus auf Taiwan
Vor dem Buddhistischen InstitutBild: DW / Sachtleben

Chang Zhi ist Mönch aus einem Tempel im Landkreis von Taipei. Er war schon sehr oft auf dem chinesischen Festland, erzählt er, und es kämen auch ständig buddhistische Mönche von China nach Taiwan. Dieser Austausch begann bereits in den 90er Jahren. Dies war zu einer Zeit, in der noch erbitterte Rivalitäten zwischen der Volksrepublik China und der demokratisch regierten Insel Taiwan herrschten. Inzwischen hat sich ihr Verhältnis etwas entspannt. Außerdem zeigt die Volksrepublik den neu aufkeimenden spirituellen Aktivitäten gegenüber – unter gewissen Vorbehalten – zunehmend mehr Toleranz.

Chinesische Mönche waren nach Taiwan geflohen

Die Zeiten der Kultur-Revolution in den sechziger und siebziger Jahren jedoch haben ihre Spuren hinterlassen. Der Mönch Chang Wen beschreibt, wie viele Mönche in dieser Zeit verschwanden. "Sie verließen das Land, wurden getötet oder zogen sich wieder in ein Laiendasein zurück. Das behinderte die Weiterreichung der Lehren von Meister zu Schüler, von einer Generation zur nächsten. Und auf diese Weise gingen viele Lehren verloren."

Als die nationalistische Guomindang Regierung unter Chiang Kai-shek den Bürgerkrieg gegen Maos Kommunisten 1949 verlor, flohen nicht nur Militärs und die politsche Elite nach Taiwan. Auch buddhistische Mönche zogen sich auf die Insel zurück.

Der Chinesische Buddhismus kam auf Taiwan zur vollen Entfaltung

Buddhismus auf Taiwan
Buddhistisches College FagushanBild: DW / Sachtleben

Einige dieser Mönche bauten auf Taiwan riesige buddhistische Zentren auf, die heute weltweit vernetzt sind. Neben dem traditionellen Buddhismus hat sich ein neuer Trend herausgebildet, den die Taiwanesen als "Humanistischen Buddhismus" bezeichnen. Neben dem Studium der Schriften gehört auch der Dienst an der Gesellschaft zu ihren Aufgaben. Nicht nur staatlich anerkannte buddhistische Universitäten entstehen derzeit auf Taiwan, auch gibt es Organisationen, die weltweit Katastrophenhilfe leisten.

Chiou Hai-Yuan von dem Forschungsinstitut Academia Sinica bezeichnet diesen Trend als "neuen Buddhismus", dessen Einfluß nicht zu unterschätzen sei. In Taiwan gibt es heute mehr als 2000 buddhistische Tempel mit über 9000 Mönchen und Nonnen. Seit den 90er Jahren steigt der Anteil von gläubigen Buddhisten auch in der Bevölkerung. Fast zwei Millionen Buddhisten gebe es inzwischen auf Taiwan, schätzt Chiou Hai-Yuan. Das sind 10 bis 15% der erwachsenen Bevölkerung.

In China wächst eine neue Generation von Mönchen heran

Buddhismus auf Taiwan
Buddhastatue in TaiwanBild: DW / Sachtleben

Auch in der Volksrepublik wächst das Interesse am Buddhismus. China ist das Mutterland des cinesischen Chan-Buddhismus, der eng mit dem japanischen Zen-Buddhismus verwandt ist. Die Meister, die damals auf die Insel geflohen sind, kehren nun auf das Festland zurück und machen die Novizen in China mit den buddhistischen Methoden und Lehren erneut bekannt.

Chang Zhi räumt jedoch ein, daß die Ausübung des Buddhismus auf dem Festland noch nicht ganz den Ansprüchen des orthodoxen Chan genüge: "Die jungen Mönche in China lehnen sich immer noch ein wenig an den Chinesischen Volksglauben an. Sie hoffen zum Beispiel, von Buddha Hilfe erbeten zu können. Sie konzentrieren sich noch nicht ganz auf die reine buddhistische Lehre."

Diese Anfangsprobleme werden sie sicherlich bald überwinden, meint Chang Zhi. "Die Mönche auf dem Festland sind begabt und nehmen das Studium des Buddhismus sehr ernst." Er fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Vielleicht werden sie uns in ihrer Entwicklung sogar einmal überholen."