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Ratingagentur: Schwere Zeiten für Deutschland

5. Juli 2012

Die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Schuldenkrise werden zu Lasten Deutschlands gehen. Das ist die Einschätzung der kleinen US-Ratingagentur Egan-Jones. Die großen Agenturen sehen das anders.

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Schriftzug der US-Ratingagentur Egan-Jones.

Die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Schuldenkrise in der Eurozone könnten die Bonität Deutschlands und Frankreichs gefährden. "Deutschland und Frankreich werden die Gipfel-Beschlüsse zu schaffen machen", sagte Sean Egan, der Geschäftsführer der Agentur, dem zu Reuters Thomson gehörenden Informationsdienst IFR am Donnerstag. Die Kreditqualität der zwei Länder werde zur Stützung der schwächeren Staaten genutzt. Die Verschuldung der Wackelkandidaten steige aber zunehmend. Eine Kehrtwende sei nicht abzusehen.

Aus Sorge vor einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone hatten die EU-Staats- und Regierungschefs vergangene Woche die Bedingungen für Hilfen gelockert und die Tür für direkte Bankenzuschüsse aus ihrem Rettungsfonds ESM geöffnet. Sie kamen damit Spanien und Italien entgegen. Zudem beschloss der Gipfel, mit der Schaffung einer zentralen Bankenaufsicht unter der Führung der EZB einen ersten Schritt zu einer Bankenunion zu gehen.

Deutschlands Rating gesenkt

Weil die langfristigen Probleme der Euro-Zone so nicht zu lösen seien, müssten Investoren weiter eine Ansteckung anderer Länder fürchten, sagte Egan. Erst Ende Juni hatte Egan-Jones die Kreditwürdigkeit Deutschlands herabgestuft. Die Bewertung wurde auf A-plus von AA-minus gesenkt. Aufgrund der Schuldenkrise in Griechenland werde Deutschland auf "massiven" zusätzlichen uneinbringlichen Forderungen sitzenbleiben, begründete die Agentur den Schritt.

Nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's könnte dagegen in der Schuldenkrise der Wendepunkt erreicht werden, wenn die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels mit Hilfe der Europäischen Zentralbank korrekt umgesetzt werden. Die Ergebnisse des Gipfels vom vorigen Freitag könnten die Euro-Zone stabilisieren und eine weitere Schwächung der Kreditwürdigkeit verhindern, hatte S&P am Mittwoch erklärt. Auch Moody's und Fitch hatten die Gipfel-Beschlüsse begrüßt.

Egan-Jones gehört zwar nicht zu den bekanntesten Agenturen, genießt aber wegen ihrer Unabhängigkeit einen guten Ruf. Im Gegensatz zu den Konkurrenten Standard&Poor's, Moody's und Fitch läßt sich Egan-Jones nicht von den Emittenten der Anleihen bezahlen, die die Agentur bewertet. Die Kosten tragen dafür Investoren, die auf die Dienstleistungen der Agentur zurückgreifen.

bea/ uh(rtr)