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Rückkehr an historische Stätte

30. Oktober 2012

Nach mehr als sechzig Jahren kehrt die Türkei mit einer eigenen Botschaft in das Berliner Diplomatenviertel zurück. Zur Eröffnung an diesem Dienstag werden neben dem türkischen Regierungschef Erdogan 2000 Gäste erwartet.

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Türkisches Botschaftsgebäude in Berlin (Foto: DW)
Türkische Botschaft in BerlinBild: DW

Sie ist Zeichen eines neuen Selbstbewusstseins und steht gleichzeitig in historischer Tradition. Zwischen den Vertretungen von Südafrika und Italien hat die Türkei im Berliner Stadtteil Tiergarten nun ihre weltweit größte Auslandsdependance. Deutschland und die Türkei sind wichtige Partner, verbunden nicht nur durch die NATO, sondern auch durch rund 2,5 Millionen Türken oder türkischstämmige Deutsche, die in der Bundesrepublik leben. Allein in Berlin haben mehr als 100.000 Bürger einen türkischen Pass.

Als ein „Signal“ an die große türkischstämmige Gemeinde im Land wertet der türkische Gesandte Iskender Okyay das neue Berliner Botschaftsgebäude. Man könne stolz zurückblicken auf eine "in den vergangenen 50 Jahren insgesamt gelungene wirtschaftliche und soziale Integration".

Osmanisches Reich kauft Grundstück

Das Grundstück in Berlin hatte 1918 das damalige Osmanische Reich erworben. Nach Gründung der Türkischen Republik hatten die Botschafter hier ihren Sitz. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Nach dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin bezog die diplomatische Vertretung der Türkei ein Provisorium in der Hauptstadt.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wird das neue Botschaftsgebäude offiziell eröffnen. Zu der Feier sind 2000 Gäste geladen, Außenminister Guido Westerwelle will ein Grußwort halten.

Der aufwändige Bau, der rund 30 Millionen Euro gekostet hat, steht nach den Worten des Berliner Architekten Thomas Hillig auch im Zusammenhang mit dem dringenden Wunsch der Türkei nach einer EU-Mitgliedschaft. "Die Türkei will sich als moderner, offener Staat präsentieren", sagte er.

Der türkische Botschafter Ahmet Acet (l.) bei der Grundsteinlegung (Foto: DW)
Der türkische Botschafter Ahmet Acet (l.) bei der GrundsteinlegungBild: DW

Türkei muss auf Reformkurs bleiben

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), erwartet vom Berlin-Besuch des islamisch-konservativen Regierungschefs Erdogan eindeutige pro-europäische Signale. Nötig sei "eine klare Ansage, dass die Türkei am Reformkurs in Richtung EU festhält und diesen mit neuem Schwung versehen will", sagte Polenz der "Süddeutschen Zeitung".

Erdogan wird am Mittwoch von Kanzlerin Angela Merkel zu einem Gespräch über die bilateralen Beziehungen, internationale Fragen und den Syrien-Konflikt empfangen. Die Türkei hat inzwischen gut 100.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Und es könnten noch mehr werden, da ein Ende des Bürgerkriegs im Nachbarland nicht abzusehen ist. Polenz rief angesichts der Flüchtlingsproblematik Erdogan auf, sich von den NATO-Verbündeten unterstützen zu lassen.

Leutheusser-Schnarrenberger in Ankara

Parallel zum Besuch Erdogans fliegt Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger an diesem Dienstag zu einem viertägigen Besuch in die Türkei. In der Provinz Kilis nahe der türkisch-syrischen Grenze will die FDP-Politikerin am Donnerstag ein Camp für Flüchtlinge aus Syrien besuchen. Weiteres Thema ihres Besuches ist die Zusammenarbeit in der Rechtspolitik. Die Europäischen Union wirft der Türkei vor, rechtsstaatliche Grundsätze zu missachten.

se/rb (dpa, afp, dapd)