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Ukrainer machen Opposition in Belarus Mut

Jelena Danejko / Markian Ostaptschuk16. Februar 2014

Tausende Ukrainer demonstrieren seit Monaten gegen die Regierung. Viele Weißrussen drücken ihnen die Daumen - vor allem Oppositionspolitiker: Aus eigener Erfahrung wissen sie, wie schwierig ein politischer Umbruch ist.

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Blick auf die Demonstration auf dem Maidan (Foto: DW)
Bild: DW/Oleksandr Sawitsky

Nicht erst seit dem Tod eines jungen Weißrussen stehen die seit Monaten andauernden Anti-Regierungsproteste in der Ukraine auch beim östlichen Nachbarn unter besonderer Beobachtung. Schon die vielen anderen Opfer der gewaltsamen Zusammenstöße schreckten die Menschen in Weißrussland auf, denn sie kennen diese Form der Gewalt nur zu gut: Zuletzt ließ Präsident Aleksander Lukaschenko 2010 Demonstranten brutal niederschlagen - sie hatten friedlich gegen Wahlfälschung protestiert.

Weit verbreitete Apathie

Die Ereignisse in der Ukraine würden vor allem in den Familien diskutiert, sagt Aleksej Janukewitsch, Führer der oppositionellen Belarussischen Volksfront, im Gespräch mit der DW. "Das Engagement und der Einsatz der Ukrainer für eine europäische Ausrichtung ihres Landes macht immer mehr Belarussen Hoffnung, dass auch in ihrem Land die Gesellschaft erwachen wird." Das Hauptproblem sei die nach wie vor weit verbreitete Apathie. Nach 20 Jahren der autoritären Herrschaft Lukaschenkos, so Janukewitsch, hätten die meisten Menschen längst den Glauben daran verloren, dass Veränderungen in ihrem Land möglich sind. Doch die Ereignisse auf dem Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew, inspirierten nun viele.

Portrait von Aleksej Janukewitsch (Foto: DW)
Aleksej Janukewitsch beklagt die weit verbreitete Apathie in WeißrusslandBild: DW

"Die Haltung der Bürger gegenüber dem Maidan hängt sehr davon ab, welche Informationsquellen sie nutzen", erläutert der Oppositionelle. Meist würden seine Mitbürger nur die großen staatsnahen oder russischen TV-Kanäle empfangen. Und die würden die Ereignisse in der Ukraine vor allem als Vandalismus und als einen vom Ausland gesteuerten Putschversuch darstellen. Es gebe allerdings auch Zugang zu unabhängigen Medien, vor allem im Internet. Dadurch würden viele Weißrussen verstehen, dass es auch in der Ukraine um den Kampf gegen ein autoritäres Regime geht, sagt Janukewitsch.

Bewegung gegen Autoritarismus

Der Führer der oppositionellen Vereinigten Bürgerpartei, Anatolij Lebedko, weist im Gespräch mit der DW darauf hin, dass die Proteste in der Ukraine mit der Forderung begonnen haben, die europäische Integration des Landes fortzusetzen. Doch inzwischen werde "ein Kampf gegen Autoritarismus geführt". Lebedko glaubt, dass die Weißrussen die Ereignisse in der Ukraine als Revolte gegen Ungerechtigkeit, Korruption, Bürokratie und Willkür wahrnehmen. Eine erfolgreiche Revolution könnte Signalwirkung für die Nachbarstaaten haben.

Portrait von Anatolij Lebedko (Foto: DW)
Anatolij Lebedko spricht von einer Revolte in der UkraineBild: DW

"Auswirkungen nicht übertreiben"

Sergej Kaljakin, Führer der Linkspartei "Gerechte Welt", warnt davor, die möglichen Auswirkungen der Proteste in der Ukraine auf Weißrussland zu übertreiben. Die Mehrheit der Bevölkerung nehme die Ereignisse negativ wahr: "Eben genau so, wie die staatlichen Medien berichten. Und die betonen, dass sich an den Protesten Nationalisten aller Couleur sowie Kriminelle beteiligen", so Kaljakin. Im Gegensatz dazu würden sie die "Stabilität in Weißrussland" preisen.

Der Politiker schließt zwar auch nicht aus, dass viele demokratisch gesinnte Weißrussen Mut schöpften. Er glaubt aber nicht, dass ein Erfolg der Opposition in der Ukraine Proteste gegen den Lukaschenko auslösen könnten. Denn die Situation in beiden Ländern sei unterschiedlich. "Die Ukrainer sind deutlich unzufriedener als die Weißrussen. Und hier ist die Angst vor staatlichen Repressionen noch immer viel stärker verbreitet als in der Ukraine."

Sergej Kaljakin (links) (Foto: DW)
Sergej Kaljakin (l.): Große Angst vor staatlicher Repression in BelarusBild: DW/E. Danejko