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Proteste gegen Mohammed-Karikaturen

17. Januar 2015

Die Proteste in muslimischen Ländern gehen auch am dritten Tag nach der Veröffentlichung der jüngsten "Charlie Hebdo"-Ausgabe weiter. Im Niger setzten Demonstranten mehrere Kirchen in Brand.

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Proteste gegen Mohammed Karikaturen im Niger (Foto: AFP)
Bild: STR/AFP/Getty Images

In der nigrischen Hauptstadt Niamey sollen wütende Demonstranten sieben Kirchen und mehrere Polizeiautos in Brand gesetzt haben. In einem Gotteshaus soll sich ein Mann aufgehalten haben, der dem Brand zum Opfer fiel. Dies berichtete ein örtlicher Journalist.

In mehreren Stadtteilen Niameys ist es zu Ausschreitungen zwischen der Polizei und den Demonstranten gekommen. Vor der Kathedrale warfen Jugendliche Steine. Zuvor war die Polizei mit Tränengas gegen rund tausend Demonstranten vorgegangen, die teilweise mit Eisenstangen und Knüppeln bewaffnet waren.

Bereits am Freitag waren in der zweitgrößten Stadt des Landes, Zinder, die Proteste gegen die Karikaturen in der aktuellen Ausgabe der französischen Satirezeitschrift eskaliert: Mindestens vier Menschen wurden getötet und 45 weitere verletzt, als Muslime ein französisches Kulturzentrum und drei Kirchen in Brand steckten. Die nigrische Regierung verurteilte die Ausschreitungen.

Palästinensische Geistliche verurteilen Karikaturen

In Gaza haben Unbekannte in der Nacht zum Samstag das französische Kulturinstitut mit islamistischen Parolen beschmiert. "Ihr kommt in die Hölle, französische Journalisten", hatten sie unter anderem an die Außenmauer des Gebäudes gesprüht. Seit Samstagmorgen bewacht die Polizei das Gebäude, das nach zwei Anschlägen derzeit geschlossen ist.

Die religiösen und politischen Führer der Palästinenser hatten die Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur auf dem Titelblatt der aktuellen "Charlie Hebdo"-Ausgabe verurteilt.

Charlie Hebdo-Titelblatt (Foto: dpa)
Charlie Hebdo-Ausgabe vom 14.01.2015Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Demonstrationen nach dem Freitagsgebet

Bereits am Freitag kam es auch in Pakistan, im Senegal und in Mauretanien zu gewalttätigen Demonstrationen, bei denen mehrere Menschen verletzt wurden. Die größten Proteste gegen "Charlie" gab es in Jordanien und Algerien: 2500 Demonstranten zogen nach dem Freitagsgebet durch die jordanische Hauptstadt Amman. In der algerischen Hauptstadt Algier zogen ebenfalls bis zu 3000 Menschen unter dem Ruf "Wir sind alle Mohammed" durch die Gassen.

Auf dem Jerusalemer Tempelberg versammelten sich hunderte Muslime. In der Menge waren Fahnen der radikalislamischen Hamas zu sehen. In Baddawi, einem Vorort der libanesischen Stadt Tripoli, rief der Imam: "Möge Gott die Zeitung und ihre Unterstützer bestrafen." In der Moschee El-Fath in Tunis riefen Gläubige, die "Charlie"-Zeichner "verdienten den Tod, weil sie unseren Propheten oft beleidigt haben". Im türkischen Istanbul versammelten sich rund hundert Menschen zum Gedenken an die Attentäter. Eine radikale Bruderschaft hatte dazu aufgerufen.

Hollande verteidigt Meinungsfreiheit

Frankreichs Präsident François Hollande verteidigte angesichts der Proteste in den islamischen Ländern den Einsatz seines Landes für die Freiheitsrechte. "Frankreich hat Prinzipien und Werte, darunter besonders die Meinungsfreiheit", sagte Hollande bei einem Besuch in Tulle östlich von Bordeaux. Er betonte, dass Frankreich die Länder, in denen nun protestiert wird, im Kampf gegen den Terrorismus unterstütze und sprach diesen erneut seine Solidarität aus.

nem/qu (afp, epd, dpa)