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Propaganda auf Deutsch

Andreas Gorzewski16. Oktober 2012

Radio Damaskus verbreitet deutschsprachige Erfolgsmeldungen aus Assad-Land. Der syrische Auslandssender soll das Image der Regierung bei deutschsprachigen Hörern verbessern.

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Die staatliche Sendeanstalt in Damaskus (Foto: EPA)
Die staatliche Sendeanstalt in DamaskusBild: picture-alliance/dpa

"Die syrischen Streitkräfte erneuerten ihre Entschlossenheit, den Terrorismus und seine Unterstützer zu beseitigen", verliest der Nachrichtensprecher in Damaskus auf Deutsch. Minutenlang zählt er auf, an welchen Fronten die syrische Regierung ihre Feinde zurückgeschlagen habe. "In Aleppo töteten Einheiten der syrischen Armee eine große Anzahl von Terroristen, die versuchten, in eine Kaserne einzudringen." Auch in Homs und andernorts seien Dutzende von Aufständischen getötet oder verletzt worden.

Die staatliche Sendeanstalt verbreitet jeden Abend eine Stunde lang auf Deutsch Nachrichten, Kommentare und andere Beiträge für ein deutschsprachiges Publikum. Dabei gibt das Programm vor allem das Bild wieder, das die Regierung in Damaskus vom blutigen Bürgerkrieg im eigenen Land vermitteln möchte. Wie in den arabischen Hauptprogrammen der Regierung werden die Aufständischen beharrlich nur als Terroristen bezeichnet, die von ausländischen Kräften gesteuert oder unterstützt seien. Darüber hinaus werden einzelne Ereignisse erwähnt, die den Reformwillen der Regierung belegen sollen. Kritik an Baschar al-Assad ist nicht zu hören.

Die eigene politische Position verdeutlichen

Die Macher des Angebots wissen sich im Konkurrenzkampf mit anderen Medien um die Deutung der Ereignisse im Land. Der Leiter des deutschsprachigen Programms von Radio Damaskus, Abdullatif Adam, erklärt die Absicht der Sendung: "Das Ziel für die Auslandsdienste der verschiedenen Rundfunksender oder Fernsehsender ist, unser Land auf den Gebieten von Politik, Kultur, Sport und Tourismus richtig vorzustellen." Hauptthema der Nachrichtenblöcke ist derzeit eindeutig der Krieg.

Über solche regierungstreuen Fremdsprachenprogramme urteilt der Erfurter Professor für Kommunikationswissenschaften Kai Hafez: "Man möchte in verschiedenen Sprachen seine eigene politische Position im regionalen und im internationalen Umfeld platzieren. Das ist in der Regel ziemlich klassisch propagandistische Nachrichtengebung, wie wir es früher in Europa und in anderen Teilen der Welt ja auch kannten."

Keine unkommentierte Kritik an Damaskus

Erstmals strahlte die staatliche syrische Rundfunkanstalt (siehe Foto oben)1968 deutschsprachige Programme über Kurzwelle aus. Mittlerweile sind die täglichen Sendungen auch über Satellit und über das Internet zu empfangen. Zehn Mitarbeiter stellen Adam zufolge in Damaskus jeweils die Programmblöcke zusammen, die von arabischer Musik eingerahmt werden. Ähnliche Dienste gibt es auch auf Englisch, Französisch, Russisch oder Türkisch.

Die Hörer sind nach Einschätzung von Adam fast ausschließlich Deutsche oder Österreicher. In der Bundesrepublik lebende Syrer verfolgen die Sendungen demnach weniger. Nach eigenen Angaben bekommt Adam viele Rückmeldungen von seinen Hörern, zuweilen auch kritische Kommentare. "Das kommt auch vor, dass Leute zum Beispiel unsere politische Haltung zum arabisch-zionistischen Konflikt nicht verstehen oder anderer Meinung sind. Dann sagen sie das auch." Auf Sendung von der Regierungslinie abzuweichen, ist aber offenkundig nicht vorgesehen.

Die Website von Radio Damaskus (Screenshot: http://www.radio-damascus.net/)
Die Website von Radio DamaskusBild: Radio Damascus

Begrenzte Reichweite und Wirkung

Über die Reichweite seines in Deutschland kaum bekannten Programms hat Adam, der nach eigenen Angaben privat in Damaskus Deutsch lernte, keine Informationen. Er hätte gerne eine stärkere Sendeleistung. Außerdem wünscht er sich zusätzlich ein deutschsprachiges Fernsehprogramm.

Der Kommunikationswissenschaftler Hafez geht von einer begrenzten Publikumsreichweite solcher Fremdsprachensender aus. "Ich glaube nicht, dass es wirklich Zuhörerschaften in größerem Ausmaß gibt." Auch eine nennenswerte Aufwertung der syrischen Position in der Weltöffentlichkeit kann er aufgrund solcher Programme nicht erkennen. "Hier geht es um den Ausweis von Modernität und Funktionalität. Das ist im Wesentlichen etwas, was jedes Land tut, das es sich leisten kann."