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Preis für ein lebendes Fossil

vb/fs (dpa) 29. Dezember 2014

Besonders "rückständige" Ansichten in Sachen Umweltschutz zeichnet der Naturschutzbund Deutschland mit dem "Dinosaurier des Jahres" aus. Preisträger 2014: Gernot Kalkoffen, Europa-Chef von ExxonMobil.

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NABU Dinosaurier des Jahres 2014
Bild: NABU

Die Wahl der Umweltschutz-Organisation für ihren jährlichen Negativpreis fiel auf den Vorstandsvorsitzenden der Exxon Mobil Central Europe Holding GmbH und des Wirtschaftsverbandes Erdöl und Erdgasgewinnung (WEG) wegen seiner "Verharmlosung des Fracking-Verfahrens" und weil der NABU ihn für einen Repräsentanten einer "rückwärtsgewandten Energiepolitik" hält. Er ist damit der zweite Vertreter des Exxon Mobil Konzerns, der den Preis erhält. Im Jahr 2000 verlieh der NABU schon dem damaligen Exxon-Chef Lee R. Raymond den Dinosaurier des Jahres. Kalkoffen tritt damit unmittelbar die Nachfolge von Wolfgang Burgard vom Bund für Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ) an.

Erdgas als Brückentechnologie?

Nach Ansicht des NABU setzt Exxon Mobil mit der Förderung von Erdgas mittels Fracking auf das falsche Pferd. Der NABU fürchtet durch billiges Erdgas einen steigenden Energieverbrauch. Zudem könne durch undichte Rohre, sowie eine Verdopplung oder gar Verdreichfachung der Produktion mehr Methan in die Amtophäre gelangen - und somit den Klimawandel befeuern.

Exxon-Mobil-Europachef Gernot Kalkoffen
Bild: picture-alliance/dpa

Exxon Mobil sieht in der Energiegewinnung durch Erdgas eine Brückentechnologie zur Unterstützung der Energiewende. Ohne fossile Energieträger íst nach Kalkoffens Ansicht die Energieversorgung der kommenden Jahre nicht zu stemmen, wie er in einem Interview auf der Homepage von Exxon Mobil erklärt. Auch die CO2-Bilanz der Erdgaskraftwerke lobt er in diesem Zusammenhang. Eine Förderung vor Ort, in Deutschland, sei dafür sogar ideal.

Sicher oder unsicher?

Kalkoffen hält die Förderung von Erdgas zudem für sicher. Der NABU warnt dagegen bei der Erdgas-Förderung vor verschiedenen Gefahren und Risiken, etwa durch Erdbeben, Lecks an Leitungssystemen und Grenzwertüberschreitungen giftiger Substanzen durch die Verpressung von Lagerstättenwasser. "Für den NABU hat er sich diesen Preis mehr als verdient", erklärt jedenfalls NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Gefahren durch Fracking

So habe eine Untersuchung des epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen im Auftrag des Landkreises Rotenburg/Wümme ergeben, dass Männer in der Samtgemeinde Bothel deutlich häufiger an Leukämie erkranken, als im Durchschnitt Deutschlands. Bürgerinitiativen hatten die Untersuchung angeregt. Der Untersuchung des Krebsregisters war im Mai 2014 der Nachweis durch den NABU-Kreisverband Rotenburg von 40- bis 70-fach erhöhten Werten der krebserregenden Substanzen Benzol und Quecksilber in der direkten Umgebung von zwei Erdgasförderstellen von ExxonMobil bei Söhlingen vorausgegangen. Daraus schließt der NABU, dass die Krebsfälle mit der jahrzehntelangen Erdgasförderung zusammenhängen.

ExxonMobil sei erst in den vergangenen Jahren und auf öffentlichen Druck dazu übergegangen, Bedenken und Ängste der Bevölkerung ernst zu nehmen. "Diese Offensivstrategie mit Info-Dialogen und freiwilligen Monitoringmaßnahmen ändert aber nichts an der Unternehmensphilosophie, weiter aggressiv auf fossile Energien zu setzen", so Tschimpke.

Exxon Mobil hatte Ende 2014 in einer großangelegten Werbekampagne einen Durchbruch in der Fracking-Forschung verkündet. Danach habe die Firma Fracking-Chemikalien identifiziert, die vollständig biologisch abbaubar seien.

dpa/vb