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Polizei stürmt den Maidan

19. Februar 2014

Der Machtkampf in der Ukraine droht ganz außer Kontrolle zu geraten. Die Polizei stürmt das Protestlager auf dem Maidan in der Hauptstadt. Die Rede ist jetzt von mindestens 25 Toten.

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Kiew Proteste 18.02.2014 (Foto: Getty Images)
Bild: Reuters

Schwere Unruhen in Kiew

Auf dem Platz lieferten sich Sicherheitskräfte und Regierungsgegner schwere Straßenschlachten, nachdem die Polizei gegen die Barrikaden vorgerückt war. Überall brennen Feuer, auch Teile des Protestcamps gingen in Flammen auf. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Blendgranaten ein. Demonstranten schossen mit Feuerwerkskörpern und versuchten, die Sicherheitskräfte mit starken Laserpointern zu blenden. Im Zentrum von Kiew brannte es an vielen Stellen.

Kiew Proteste 18.02.2014 (Foto: Getty Images)
Szenen wie im Bürgekrieg auf dem MaidanBild: Reuters

Janukowitsch fordert Räumung des Maidan

Bei den Auseinandersetzungen wurden nach neuesten offiziellen Angaben mindestens 25 Menschen getötet, unter den Opfern sind sieben Polizisten. Viele der Toten wiesen Schusswunden auf. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen. Damit handelt es sich um den blutigsten Tag in der Geschichte des Landes nach dem Erlangen der Unabhängigkeit vor 20 Jahren.

Die Regierungsgegner riefen die Bevölkerung zu Blutspenden auf. Eine Unterredung der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko und Arseni Jazenjuk mit Präsident Viktor Janukowitsch blieb nach Angaben von Klitschko ohne Fortschritt. Später sagte Janukowitsch der Opposition den Kampf an. Die Oppositionsführer hätten die Grenzen überschritten, indem sie im Machtkampf auf den Druck der Straße setzten und "die Leute zu den Waffen rufen", erklärte der Präsident in einer Rede an die Nation.

Szenen wie im Bürgerkrieg

Schwere Unruhen in Kiew

Das Innenministerium hatte kurz vor Beginn des Einsatzes die rund 20.000 Regierungsgegner zum Verlassen des Platzes aufgefordert. Es folge eine "Anti-Terror-Operation", hieß es. Oppositionelle riefen Frauen und Kinder auf, den Platz zu verlassen.

Die Situation war bereits am Dienstagvormittag eskaliert, als Demonstranten zum Parlament ziehen wollten, um gegen die pro-russische Politik von Präsident Janukowitsch zu protestieren, und von der Polizei aufgehalten wurden. Vor dem Parlamentsgebäude spielten sich Szenen wie in einem Bürgerkrieg ab. Später entlud sich der Zorn vor einem Büro der Regierungspartei Janukowitschs. Gewaltbereite wollten das Gebäude stürmen. Sie schleuderten Molotowcocktails, warfen Scheiben ein und verschafften sich schließlich mit einer Axt Zugang. Als die Polizei wenig später anrückte, gaben sie das Haus wieder auf.

Läuten der Kirchenglocken

Nach den Vorfällen in Kiew ist es auch in westukrainischen Städten zu schweren Ausschreitungen gekommen. In Lwiw, dem früheren Lemberg, stürmten Demonstranten den Sitz der Regionalregierung und ein Polizeirevier. In Ternopol setzten Regierungsgegner ein Polizeigebäude in Brand. Ausschreitungen und Angriffe auf Regierungsgebäude werden auch aus Iwano-Frankowsk, Rowno und Stanislaus gemeldet.

Die ukrainischen Kirchen verurteilten das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Opposition. Der Kiewer Großbischof der griechisch-katholischen Kirche ordnete am Dienstagabend an, wegen der "Gefahr des Brudermordes" alle Kirchenglocken zu läuten. Im Namen Gottes verurteile er die Missachtung von Menschenrechten und des Willens des ukrainischen Volkes, hieß es in einer Erklärung des Oberhauptes der mit Rom verbundenen Kirche.

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Deutschland bringt wieder Sanktionen ins Gespräch

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich "tief besorgt". Die USA forderten ein sofortiges Ende der Gewalt. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) drohte mit Sanktionen gegen Einzelpersonen: "Wer Entscheidungen zu verantworten hat, die zu einem Blutvergießen im Zentrum Kiews oder anderswo in der Ukraine führen, wird damit rechnen müssen, dass Europa die bisherige Zurückhaltung bei persönlichen Sanktionen überdenken muss."

gmf/nis/se (rtre, dpa, afp)