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Kroatien ist bereit

Orlovic, Marko28. Juni 2013

Andrej Plenkovic hat einiges vor: Der neue EU-Abgeordnete möchte aus seinem Heimatland einen wettbewerbsfähigen Staat machen. Und damit die östlichen Nachbarn Kroatiens zum Beitritt in die EU motivieren.

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Schlagworte: Kroatien, EU, Beitritt Bildbeschreibung: Neuer Abgeordneter des EU-Parlaments Andrej Plenkovic (HDZ) Copyright: DW/M.Orlovic (Zulieferer)
Neuer Abgeordneter des EU-Parlaments Andrej Plenkovic (HDZ)Bild: DW/M.Orlovic

Ist Kroatien wirklich bereit für die Europäische Union? Andrej Plenkovic sagt deutlich "ja!" Er ist einer der zwölf neuen Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Im Alten Rathaus der Stadt Bonn diskutiert er vor Publikum mit der langjährigen Europaabgeordneten Doris Pack über die Zukunft Kroatiens in der EU. Andrej Plenkovic ist Rechtsanwalt, Diplomat und Politiker. Seit 20 Jahren ist er an der Integration Kroatiens in die EU beteiligt. Der gebürtige Zagreber arbeitete als Diplomat in Paris und Brüssel, dann als Leiter der Abteilung für Europäische Integration im kroatischen Außenministerium. Am 14. April 2013 wählten ihn die Kroaten zum Europaabgeordneten seiner rechtskonservativen Partei "HDZ".

"Kroatische Stimme in Europa" heißt das Programm seiner Partei für Europa. Plenkovic trägt es Punkt für Punkt vor: "Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit Kroatiens stärken, die Arbeitslosigkeit senken, die Landwirtschaft und Fischerei fördern, die Infrastruktur ausbauen, die kroatische Identität wahren und uns für die Kroaten in Bosnien und Herzegowina einsetzten." Wie erfolgreich die sechs recht-konservativen Europaabgeordneten der HDZ mit ihrem Programm sein werden, stellt sich erst in einigen Jahren heraus.

Die EU ist noch immer attraktiv

"Ich glaube an die Europäische Idee und die Zukunft Europas", sagt Plenkovic. "Es ist für Kroatien wichtig in dieser globalisierten Welt Mitglied der Europäischen Union zu sein." Vom Beitritt erhofft er sich einen wirtschaftlichen Aufschwung für sein Land. Zu diesem könnte es in den nächsten Jahren auch kommen. Bereits im ersten Jahr werden Kroatien 655 Millionen Euro aus EU-Fonds bereitgestellt. Das entspricht etwa 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Bis 2020 sind rund 13,7 Milliarden Euro für den Adriastaat vorgesehen.

Schlagworte: Kroatien, EU, Beitritt Bildbeschreibung: Podiumsdiskussion im Alten Rathaus der Stadt Bonn Copyright: DW/M.Orlovic (Zulieferer)
Podiumsdiskussion im Alten Rathaus der Stadt BonnBild: DW/M.Orlovic

"Die EU-Mitgliedschaft ermöglicht ein stärkeres Wachstum, eine bessere Lebensqualität und ein attraktives Geschäfts- und Investitionsklima", sagt Plenkovic. Allerdings, nicht alle Kroaten sind so enthusiastisch wie er. Zu der vorgezogenen Europawahl gingen nur knapp 20 Prozent der Wahlberechtigten. Von denen waren 66 Prozent für einen Beitritt und 33 Prozent dagegen. Die Kampagne sei zu kurz gewesen, außerdem hörten die Kroaten viel über die Vertrauenskrise der EU, rechtfertigt Plenkovic. "Das hat viele Kroaten in den letzten Jahren negativ beeinflusst."

Kroatiens Beitrittsmarathon

Wieso rennt ein Land wie Kroatien in das brennende Haus Europa?" - so eine Frage aus dem Plenum. Plenkovics Antwort: "Es war kein Rennen, sondern ein Marathon! Nach unserer Auffassung sind wir viel zu spät." Neun Jahre dauerten die Beitrittsverhandlungen mit der EU. Kein Mitgliedsland habe so viele Auflagen erfüllen müssen. "Als 1999 den Rumänen und Bulgaren versichert wurde, dass sie 2007 der EU beitreten werden, ist in diesen Ländern nichts mehr passiert", sagt die deutsche Europaabgeordnete Doris Pack. Den Fehler wollte man mit Kroatien nicht machen. "Erst als alles ausgehandelt wurde, haben wir Kroatien ein Beitrittsdatum gegeben. Ich glaube, dass Kroatien ein gutes Mitglied unserer Gemeinschaft sein wird."

"Neben vielen hausgemachten Problemen, legten den Kroaten auch die Slowenen einen Stolperstein in den Weg. Zehn Monate blockierten die nördlichen Nachbarn die Beitrittsverhandlungen auf Grund eines Grenzstreites. "Das was die Slowenen uns angetan haben, werden wir unseren Nachbarn Serbien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina während deren EU-Beitrittsverhandlungen nicht antun", sagt Plenkovic. "Der Streit mit den Slowenen hat uns nicht nur wirtschaftlich geschadet, wir hatten auch ein großes Imageproblem." Wieder sei die Rede vom "Pulverpass Balkan" gewesen.

Schlagworte: Kroatien, EU, Beitritt Bildbeschreibung: Europaabgeordnete Doris Pack (CDU) Copyright: DW/M.Orlovic
Europaabgeordnete Doris PackBild: DW/M.Orlovic

"Inspiration für die Nachbarn"

"Die Mitgliedschaft bedeutet für die Region sehr viel", sagt Plenkovic. "Wir wollen eine Inspiration für unsere Nachbarn sein. Ein Modell für gut durchgeführte Reformen." Es gibt in Kroatien einen politischen Konsens aller großen Parteien, die nach dem Beitritt, alle Nachbarstaaten bei ihren EU-Reformen unterstützen wollen. Das gilt vor allem für Bosnien und Herzegowina. "Wir wollen auch die Stimme Bosnien und Herzegowinas im EU-Parlament sein! Denn wir kennen das Land besser als alle anderen Staaten und können helfen, den Reformeifer voranzutreiben", sagt Plenkovic. "Die EU-Mitgliedschaft kann in unseren Ländern den Frieden und die politische Stabilität fördern. Wir müssen die EU positiv fühlen."