Plan B - Junge Wege aus der Krise

Viel wurde schon geschrieben über die Eurokrise - doch wir DW-Volos wollten einen neuen Zugang finden. Einen journalistischen Zugang, der zu uns passte. In unseren Diskussionen stellten wir bald fest: Wir wussten nichts darüber, wie junge Menschen anderer europäischer Länder auf die Eurokrise reagieren. Darauf wollten wir uns konzentrieren, bestärkt von unseren journalistischen Trainern in der DW Akademie. Es folgte eine Zeit intensiver Recherche. Innerhalb kürzester Zeit entstand ein veritables Multimediaprojekt.

Unsere Idee: Wir wollten in Zweierteams in fünf europäische Krisenländer fahren, um außergewöhnliche Anti-Krisen-Projekte zu finden und über sie zu berichten. Wir wollten den "Plan B" junger Menschen kennenlernen, nachdem die Krise ihre ursprünglichen Lebensentwürfe in Frage gestellt oder sogar über den Haufen geworfen hatte.

Rucksack auf und los!

Volontärin Hilke Fischer beim Dreh in Portugal

In Gedanken waren wir schon mit Kamera und Rucksack unterwegs, als uns klar wurde: Wir können nicht einfach losfahren. So ein Unternehmen muss geplant werden. Und zwar richtig gut, damit zehn Menschen aus fünf Ländern journalistische Produkte mitbringen, die zusammenpassen, sich aber nicht doppeln. Also folgten Diskussionen bis tief in die Nacht: Wie inszenieren wir unsere Straßenumfragen? Was genau wollen wir fragen? Wie viele Bilder sollen in die Bildergalerien der Webseite? Wo bekommen wir die fehlenden Spiegelreflexkameras her? Und: Wann geht José aus Madrid doch endlich mal ans Handy und bestätigt den Drehtermin?

So hatten wir uns von der Recherche in einen Crashkurs Projektmanagement katapultiert - ohne es zu wollen. Endlich war es soweit: Rucksack auf und los! Zehn Tage lang waren wir zu zweit unterwegs - in Irland, Italien, Griechenland, Spanien und Portugal. In Madrid fanden wir heraus, wie junge Menschen mit alten Fahrrädern ein Unternehmen gegründet hatten; im irischen Clonakilty handelten sie mit Zeit statt mit Geld.

Multimediales Portraits aus Europa

Graffiti zur Krise, entdeckt von DW-Volos in Irland

Für die besten Geschichten mussten wir uns voll und ganz auf die Situation am Ort einlassen, wenn auch mit unerwünschten Nebeneffekten: Ein Reporter flog unfreiwillig in einem italienischen Leichtflugzeug einen Looping mit, ein anderer lernte ein griechisches Krankenhaus auch als Patient kennen.

Auf die Rückkehr folgte ein intensiver Monat redaktioneller Arbeit. Heraus kam unsere Webseite mit multimedialen Portraits von jungen Menschen, die ihren ganz eigenen Weg gefunden haben mit der Krise umzugehen. Es gibt die Bildergalerie mit Krisengraffitis, die Straßenumfrage "Angela Merkel unterwegs", die "Postkarte an die Zukunft" und den "Soundtrack der Krise" zum Anhören.

Preisgekröntes Multimediaprojekt

Aus Spaß wird Ernst: Grimme-Online-Award für Plan B

Wir fanden unsere Webseite gelungen. Aber würden andere es genauso sehen? Wir wollten es herausfinden, bewarben uns für den Jugendkarlspreis und - halb aus Spaß - um den renommierten Grimme Online Award, den wichtigsten Preis für Online-Journalismus.

Was dann passierte, hätte keiner von uns gedacht. Wir gewannen nicht nur den nationalen Jugendkarlspreis, sondern auch den Grimme Online Award in der Kategorie "Wissen und Bildung"! Ausgewählt aus 1.600 Einreichungen. Wir waren überwältigt, überglücklich und ziemlich stolz.

Das Projekt hat sich gelohnt! Nicht nur wegen der Preise oder der gewonnenen Erfahrungen als Reporter, sondern auch, weil uns "Plan B" zusammengeschweißt hat. Wir sind keine wild zusammengewürfelte Volontärsgruppe mehr, sondern ein richtiges Team. Auch über das Volontariat hinaus.