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Pferd statt Rind im Fertiggericht

9. Februar 2013

Nicht deklariertes Pferdefleisch in Tiefkühlprodukten wurde zunächst in Großbritannien entdeckt. Jetzt nahmen auch Frankreich und Schweden Fertiggerichte aus dem Handel. Gelangten die Produkte auch nach Deutschland?

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Lasagne Bolognese (Foto: fotolia)
Bild: Fotolia/Bernd Jürgens

Der Lebensmittelskandal um Fertiggerichte der Firma Findus hat damit das europäische Festland erreicht. In Frankreich rief Findus am Freitag drei Tiefkühlprodukte zurück: Bolognese-Lasagne, Hackfleisch-Kartoffelpüree-Auflauf und Moussaka. In Schweden rief Findus ein Lasagne-Produkt zurück.

Bekannt ist: Die verdächtige Zulieferfirma Comigel belieferte in der Vergangenheit auch den deutschen Markt. Die deutschen Behörden weiteten die Kontrollen aus.

Nicht der Verzehr von Pferdefleisch an sich ist das Problem, sondern die Kennzeichnung. Der Verbraucher sollte wissen, was sich in der Tiefkühlverpackung verbirgt. Für die Gesundheit stellt Pferdefleisch grundsätzlich keine Gefahr dar, mancherorts gilt das magere Fleisch als Delikatesse.

Der britischen Behörde für Lebensmittelsicherheit FSA zufolge bestand der Fleischanteil bei überprüften Lasagne-Packungen der Marke Findus bis zu hundert Prozent aus Pferdefleisch, obwohl auf dem Etikett als Fleischbeigabe Rindfleisch angegeben war. In insgesamt elf von 18 getesteten Findus-Lasagnen entdeckten die Lebensmittelkontrolleure Pferdefleisch. Die FSA ordnete daraufhin die Überprüfung sämtlicher Tiefkühlgerichte an, die offiziell Rindfleisch enthalten. Die Supermarktketten Tesco und Aldi zogen in Großbritannien vorsorglich sämtliche Comigel-Produkte zurück.

Verschlungene Pfade

Die Vertriebswege sind schwer nachzuvollziehen, da die Produkte je nach Land von unterschiedlichen Partnern vertrieben werden. Laut Findus wurden die Produkte vom französischen Hersteller Comigel geliefert. Das Pferdefleisch stamme aus Rumänien. Es sei vom fleischverarbeitenden Unternehmen Spanghero mit Sitz in Südwestfrankreich an Comigel geliefert worden. Die luxemburgischen Gesundheitsbehörden teilten hingegen mit, das aus Frankreich stammende Fleisch sei für Comigel von der Firma Tavola mit Sitz in Luxemburg verarbeitet worden.

Findus-Produktionsstätte (Foto: picture alliance
Im Mittelpunkt der Skandals, die Firma FindusBild: picture alliance/empics

Die Firma Findus gehörte über Jahrzehnte zum Lebensmittelkonzern Nestlé, der jedoch im Jahr 2000 weite Teile des Geschäfts an eine Private-Equity-Gruppe verkaufte, die mittlerweile von London aus gesteuerte Findus-Group.

Gesellschaftliches Tabu gebrochen

In Großbritannien, wo der Verzehr von Pferdefleisch im Gegensatz zu anderen Ländern gesellschaftlich verpönt ist, schlägt der jüngste Fleischskandal hohe Wellen. Premierminister David Cameron sprach von einem "sehr schockierenden" und "vollständig unannehmbaren" Vorfall. Die Regierung kündigte an, ihre Lebensmittelstandards zu überprüfen. Ein Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung gebe es aber nicht. Die Behörde FSA warnte dennoch davor, die Produkte zu essen. Die Proben würden noch auf Überreste von Medikamenten geprüft.

Bereits Mitte Januar hatte der Fund von Pferdefleisch in Tiefkühl-Hamburgern von Supermärkten in Großbritannien und Irland für Verunsicherung bei den Verbrauchern gesorgt. Die FSA forderte alle Händler und Hersteller auf sicherzustellen, dass in ihren Produkten auch das enthalten sei, was auf der Verpackung stehe. Seit Wochen ermitteln die Behörden.

qu/as (afp, dpa rtr)