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Pegida-Krise: Erlösung für Dresden?

29. Januar 2015

Tiefe Zerwürfnisse bei der Pegida, der Führungsstreit eskaliert: Fünf Vorstandsmitglieder traten zurück. Ist die islamfeindliche Bewegung schon am Ende?

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Pegida-Demonstration am 25. Januar in Dresden (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

Die islamfeindliche Pegida-Bewegung steht vor einer Zerreißprobe. Eine Woche nach dem Rücktritt von Pegida-Gründer Lutz Bachmann hat auch Sprecherin Kathrin Oertel ihr Amt niedergelegt. Mit ihr zogen sich vier weitere Mitglieder aus dem Organisationsteam der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" zurück, so dass dem Pegida-Verein die halbe Führungsriege fehlt. Die für Montag geplante Kundgebung in Dresden wurde abgesagt.

Streit wegen Pegida-Gründer Bachmann

Anlass der Führungskrise ist nach Worten von Vereinsvize René Jahn vor allem, dass Bachmann im Organisationsteam verbleiben wolle. Der "Bild"-Zeitung sagte Jahn, deswegen seien er, Oertel und drei andere Führungspersonen zurückgetreten. "Mit diesem Nazi-Zeug und den rechten Äußerungen möchte ich nichts zu tun haben", sagte Jahn.

Pegida-Gründer Bachmann und Kathrin Oertel bei eine Pressekonferenz Mitte Januar (Foto: AFP/Getty Images)
Pegida-Gründer Bachmann und Kathrin Oertel bei eine Pressekonferenz Mitte JanuarBild: AFP/Getty Images/R. Michael

Bachmann, bis dato das Gesicht der Bewegung, war zurückgetreten, nachdem ein Foto von ihm in Hitler-Pose und Facebook-Posts mit menschenverachtenden Beleidigungen von Ausländern bekannt geworden waren. Oertel galt danach als "starke Person" an der Spitze der Bewegung.

Auf der Pegida-Facebook-Seite hieß es, Oertel habe ihr Amt als Sprecherin aufgrund von "massiven Anfeindungen, Drohungen und beruflichen Nachteilen" vorerst niedergelegt. Ein neuer Vorstand werde in den kommenden Tagen auf einer Sondersitzung gewählt. Bachmann stehe für einen Posten nicht zur Verfügung, teilte die Bewegung weiter mit.

In der deutschen Öffentlichkeit und in der Politik war in den vergangenen Wochen heftig über den Umgang mit der zumindest in Teilen rechtsgerichteten Bewegung diskutiert worden. Nach den Worten des SPD-Vorsitzenden, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, ist die Gruppierung jetzt auf dem absteigenden Ast.

"Zenit überschritten"

"Ich glaube, dass wahrscheinlich der öffentliche Zenit dieser Demonstrationen überschritten ist", sagte Gabriel im ZDF. Die Bewegung und ihre Organisatoren zerlegten sich selbst, was vermutlich "eine Erlösung für Dresden" sei. Man dürfe jetzt aber nicht glauben, dass damit alles in Ordnung sei. Man müsse über die Themen, die den Menschen Sorgen machen, "sorgfältig sprechen", mahnte der Vizekanzler. Er hatte vergangene Woche überraschend an einer Diskussionsveranstaltung mit Pegida-Anhängern teilgenommen.

Demos seit Oktober

Deutschland: Feindbilder

Seit Oktober 2014 hatte Pegida in Dresden allwöchentlich meist für die Montage zu Demonstrationen gegen eine angebliche Islamisierung und Überfremdung in Deutschland aufgerufen. Die Zahl der Teilnehmer wuchs von Woche zu Woche.

Zuletzt nahmen nach Angaben der Dresdner Polizei am vergangenen Sonntag mehr als 17.000 Menschen an einer der Kundgebung teil (Artikelbild) - und damit erstmals weniger als in den Wochen zuvor. In anderen Städten konnte Pegida bislang kaum Fuß fassen. Die Zahl der Gegendemonstranten übertraf die der Islamgegner jeweils bei weitem.

wl/sp/sc (dpa, afp,rtr, epd)