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Personalisierte Krebsmedizin

Fabian Schmidt14. Oktober 2013

Die Forschung setzt große Hoffnungen auf individuell maßgeschneiderte Medikamente, denn die ermöglichen eine besonders schonende und effiziente Behandlung der Patienten.

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Mikrotumore - sogenannte Sphäroide - die aus dem Patienten isoliert wurden und die in ihrer 3-dimensionaler Struktur auf das Ansprechen von Medikamenten analysiert werden. Es handelt sich hier um ein Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs), welcher mit Hematoxylin/Eosin und FastGreen angefärbt wurde (Foto: TherapySelect)
Bild: TherapySelect

Personalisierte Medizin setzt voraus, dass die Ärzte genau wissen, woran der Mensch erkrankt ist, sagt Frank Kischkel von der Firma TherapySelect. Vor einer Therapie müsse es immer eine entsprechende Diagnose geben, ansonsten kommt es zu Fehlbehandlungen: "Ich kann einen Knochenbruch ja auch nicht mit einer Salbe heilen - sondern muss den Knochen in seine ursprüngliche Position bringen und fixieren, damit er heilt."

Genauso wie beim Knochenbruch sei es auch beim Krebs. Nur wenn der Arzt weiß, womit er es zu tun hat, kann er die optimale Medizin in der optimalen Dosis verabreichen. Kischkel hat einen Weg gefunden, um zu vermeiden, dass Patienten mehr Chemotherapie-Medikamente aushalten müssen, als gut für sie ist. Dafür hat er einen Resistenztest entwickelt, mit dessen Hilfe sich feststellen lässt, welches der 32 gebräuchlichsten Chemotherapeutika bei einem bestimmten Patienten wirklich anschlägt. Unwirksame Medikamente kann Kischkel dem Patienten damit ersparen.

Passgenaue Medikamente gegen Krebsgene

Mit einem weiteren Testverfahren analysiert der Mediziner die Krebsgene eines Patienten, die sogenannte Onkogene. "Wenn wir die Eigenschaften dieser Krebzellen kennen, können wir besser gegen sie vorgehen", sagt er. Und Christoph von Kalle vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg ergänzt: "Ganz bestimmte dieser krebsauslösenden oder krebsfördernden Genveränderungen können durch Medikamente, die auf bestimmte molekulare Schalter zugeschnitten sind, behandelt werden." So etwas funktioniere beispielsweise schon für bestimmte Formen des Schwarzen Hautkrebses oder des Brustkrebses", so der Mediziner.

Eine Ärztin untersucht ein Muttermal bei einem Patienten (Foto: Alexander Raths)
Die Gen-Sequenzierung hilft bei der Suche nach der passenden Therapie gegen HautkrebsBild: Fotolia/ Alexander Raths

Ein ganz anderer vielversprechender Ansatz ist die Immuntherapie. Auch diese müsse genau für den jeweiligen Patienten passen. Der Körper soll sich dabei selbst gegen die Krebszellen wehren. Auf diese Weise können die Ärzte das Immunsystem des Patienten nutzen und zum Beispiel Impfstoffe herstellen, die für einen ganz bestimmten Tumor spezifisch sind. Oder sie entnehmen Zellen des Immunsystems aus dem Körper des Patienten und versuchen sie derartig zu stimulieren, dass sie den Tumor angreifen und zerstören.

Ohne personalisierte Medizin wird der Kampf gegen den Krebs jedenfalls nicht zu gewinnen sein, da ist sich von Kalle sicher. Dennoch warnt der Mediziner vor allzu schnellen Erwartungen. Diese Wissenschaft stecke noch in den Kinderschuhen. Ein Internationales Krebsgenom-Konsortium soll den Medizinern dabei helfen, möglichst bald brauchbare Ergebnisse zu bekommen.

Von Kalle hofft, dass er und seine Kollegen in zwei bis drei Jahren auf Gen-Kataloge der am häufigsten bei Menschen auftretenden Krebserkrankungen zugreifen können. Damit könnte jeder Arzt auf der Welt schnell erkennen, welche Therapie, welches Medikament oder welche Chemotherapie für seinen Patienten die richtige ist.