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Der Papst will die Kirche reformieren

26. November 2013

"Evangelii Gaudium" - Freude des Evangeliums - nennt Papst Franziskus sein erstes Lehrschreiben. Doch einige Würdenträger könnten wenig Freude mit dem Papier haben. Denn der Papst fordert umfassende Reformen.

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Papst Franziskus (Foto: afp)
Bild: Andreas Solaro/AFP/Getty Images

Papst als Reformator

Mit einer Reform seines Amtes will der Papst auch gleich beginnen. Er sei offen für Vorschläge, wie das Papstamt stärker an die von Jesus Christus gewollte Bedeutung und die heutigen Notwendigkeiten der Evangelisierung angepasst werden könne, erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche in dem am Dienstag veröffentlichten Apostolischen Schreiben mit dem Titel "Evangelii Gaudium" ("Freude des Evangeliums"). Gleichzeitig sprach er sich für Reformen in der Kirche "auf allen Ebenen" aus.

Ausdrücklich lud Franziskus dazu ein, "mutig und kreativ" an einer Neuausrichtung der Ziele sowie der Methoden der Verbreitung des Evangeliums mitzuarbeiten. Bereits im Oktober hatte die Vollversammlung der Bischofssynode zu der Frage getagt, wie in einer zunehmend säkularisierten und globalisierten Welt eine Neuevangelisierung aussehen könnte.

"Kirche der Armen"

So geht er in weiten Passagen auch auf die Verpflichtung der Gläubigen ein, sich den Armen zu widmen. Die Forderung nach einer gerechteren Welt steht im Zentrum des ersten Lehrschreibens von Papst Franziskus. In dem Schreiben prangert Franziskus Auswüchse der globalen Wirtschaftsordnung an und entwickelt Linien für eine zeitgemäße Verkündung der christlichen Botschaft sowie für eine Reform der Kirchenstrukturen.

Säkularisierung, ein ideologischer Individualismus und ein hemmungsloses Konsumdenken hätten vielfach zu einer "geistigen Wüstenbildung" geführt. Aufgabe der Kirche sei es, darauf neu zu reagieren und den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden. Als wichtigste Ursache aller sozialen Übel und der Gewalt bezeichnet Franziskus die ungleiche Verteilung des Reichtums auf der Welt.

Mehr Frauen - aber nicht als Priester

"Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen und kann letztlich überhaupt kein Problem gelöst werden", heißt es in dem Schreiben.

Ein anderer Schwerpunkt beschäftigt sich mit der Reform der Kirchenstrukturen. "Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen." Explizit erwähnt Franziskus eine stärkere Rolle der nationalen und regionalen Bischofskonferenzen. Die Laien sollen nach Franziskus' Überzeugung mehr Verantwortung in der Kirche tragen. Dies werde teilweise durch einen "ausufernden Klerikalismus" verhindert. Auch müssten Frauen mehr Raum in der Kirche erhalten, vor allem dort, wo die wichtigen Entscheidungen fielen. Franziskus bekräftigt jedoch, das Priestertum sei den Männern vorbehalten und stehe nicht zur Diskussion.

mm/uh (afp, rtr, kna)