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Palästinensischer Minister beigesetzt

11. Dezember 2014

Herzinfarkt oder Gewalt? Trotz Autopsie ist unklar, woran der palästinensische Minister Siad Abu Ain gestorben ist. Palästinensische und israelische Ärzte deuten das Ergebnis der Untersuchung unterschiedlich.

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Ziad Abu Ein wird zu Grabe getragen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Ammar Awad

Jordanische, palästinensische und israelische Spezialisten waren Mittwochnacht an der Autopsie der Leiche des ranghohen Palästinenserfunktionärs Siad Abu Ain beteiligt. "In Kenntnis der Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung macht die palästinensische Regierung Israel voll verantwortlich für die Tötung von Siad Abu Ain", erklärte danach Regierungssprecher Ihab Bseiso bei einer Pressekonferenz in Ramallah.

Aus palästinensischer Sicht habe die Autopsie ergeben, dass der 55-Jährige durch Schläge und die Inhalation von Tränengas gestorben sei. Anders sieht dies das israelische Gesundheitsministerium: Ebenfalls unter Verweis auf die Autopsie hieß es dort, "ein Herzinfarkt ausgelöst durch eine Stress-Situation" sei wahrscheinlich die Ursache für den Tod Abu Ains. Dieser habe an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße gelitten.

Beisetzung in Ramallah

Abu Ain hatte am Mittwoch in der Nähe des Dorfes Turmus Aja nördlich von Ramallah an einer Demonstration gegen einen israelischen Siedlungsaußenposten teilgenommen. Nachdem die israelische Armee den Protestmarsch mit rund 300 Teilnehmern gewaltsam aufgelöst hatte, war der Minister zusammengebrochen und später gestorben. Videoaufnahmen der Protestaktion zeigen, wie ein Soldat den Minister am Hals packt. Unbestätigten Augenzeugenberichten zufolge habe ein Soldat den Palästinenser mit einem Gewehrkolben oder Helm geschlagen.

Am Vormittag begann in Ramallah die Beisetzung Abu Ains. Tausende Palästinenser nahmen daran teil. Israel verstärkte aus Sorge vor Protesten ihre Armeepräsenz im Westjordanland.

Abu Ain leitete die Abteilung, die sich mit Israels Siedlungspolitik befasst. Er war Mitglied im Revolutionsrat der Fatah-Partei von Präsident Mahmud Abbas und galt als dessen enger Vertrauter. Abbas sprach von einem brutalen Angriff, der Konsequenzen haben werde, sobald die Untersuchung des Vorfalls abgeschlossen sei. Er ordnete eine dreitägige nationale Trauerzeit an.

Bundesregierung fordert Aufklärung

Mit Betroffenheit und Sorge reagierte die Bundesregierung auf den Vorfall. Die Umstände des Todes müssten schnell, transparent und umfassend aufgeklärt werden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Er begrüßte, dass Israel eine Untersuchung eingeleitet habe. Sollten sich die israelischen Sicherheitskräfte falsch verhalten haben, müssten Konsequenzen gezogen werden.

nem/cr (dpa, ap, rtr, ap)