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Biomethanol statt Bioethanol

9. Juni 2009

Biokraftstoffe verbessern die CO2-Bilanz und ersetzen den Import von fossilen Kraftstoffen. Benzin, das in der EU verkauft wird, soll nächstes Jahr eine Beimischung von 5,75 Prozent enthalten. Schweden ist da weiter.

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E85-Zapfsäule in Schweden (Foto: Statoil)
85 Prozent Bioethanol im Sprit - so fährt man heute in SchwedenBild: Statoil

Eine moderne Tankstelle in einem Vorort von Stockholm. In der Mitte sind die Zapfsäulen für Benzin und Diesel angeordnet, an der Seite stehen die Tankautomaten für den umweltfreundlichen Treibstoff E85: Er besteht zu 85 Prozent aus Bioethanol und zu 15 Prozent aus Benzin. Per Eriksson, der gerade bleifreies Benzin tankt, hat schon über den Kauf eines umweltfreundlicheren Autos nachgedacht: "Allerdings schreckt mich der Anschaffungspreis ab. Ein neues Auto ist immer eine große Investition."

Agroetanolfabrik aus der Luft, Foto: Lantmännen Energi
Die Bioraffinerie aus der LuftBild: Lantmännen Energi

Fast ein Viertel aller neu zugelassenen Autos in Schweden waren 2008 sogenannte Umweltautos, die auch mit Bioethanol betankt werden können. Viele Verbraucher dachten wegen des hohen Benzinpreises daran, umzusteigen. 2008 unterstützte die schwedische Regierung den Wechsel zum Umweltfahrzeug mit einer Prämie in Höhe von umgerechnet etwa 1000 Euro.

Biomethanol statt Bioethanol


Björn Gillberg, der seit mehr als 40 Jahren in der Umweltbewegung aktiv ist, hält die Fokussierung auf Bioethanol allerdings für falsch. In Schweden würden pro Jahr fünf Millionen Tonnen Getreide geerntet, erklärt er. Um alle Motorkraftstoffe durch Bioethanol zu ersetzen, wären jedoch 60 Millionen Tonnen Getreide nötig. Stattdessen sollte Schweden auf Biomethanol setzen, das aus den Abfallstoffen des Waldes hergestellt werden könnte. Schweden sei schließlich ein Waldland „Das Getreide, das wir produzieren, brauchen wir für Nahrungsmittel und als Futter für die Tiere. Das bisschen, das für die Ethanolproduktion übrig bleibt, ist nur ein Tropfen im Meer", meint er.

Methanolfabrik, Foto Värmlandsmetanol
Aus Holzabfällen Methanol produzieren - die Skizze einer zukünftigen MethanolfabrikBild: Värmlandsmetanol

Bei der Firma „Agroetanol Händelsö“ südlich von Stockholm sieht man das anders. Die größte und modernste Bioraffinerie des Landes hat 2008 ihre Kapazitäten erhöht. In der Anlage wird als Rohstoff hauptsächlich Weizen verwendet, den Bauern aus der Umgebung zuliefern. Die Anlage ist im Grunde ein gewaltiger Kochtopf, in dem jährlich rund 550.000 Tonnen Getreide zu hochprozentigem Alkohol destilliert werden. Herauskommen sollen dann 210 Millionen Liter Bioethanol – knapp die Hälfte des zukünftigen Verbrauchs von Bioethanol in Schweden pro Jahr, haben die Betreiber ausgerechnet. "In Schweden mischen wir fünf Prozent Bioethanol in praktisch alle Spritsorten. Wir hoffen aber, dass wir auf längere Sicht zehn Prozent Bioethanol untermischen können und dann wird die Nachfrage anziehen", sagt Peter Nimrodsson, Produktionsleiter bei „Agroetanol“.

Biokraftstoff aus den Abfällen des Waldes?

Aber auch an der Verwertung von Abfallstoffen wie Ästen und Rinde aus dem Wald wird in Schweden geforscht. Der Umweltaktivist Björn Gillberg ist selbst am Aufbau eines Unternehmens beteiligt, das zukünftig Holzabfälle zu Methanol verarbeiten will. Die Energieeffizienz gegenüber Bioethanol sei höher, sagt Gillberg: "Wenn wir Methanol aus Holzabfällen herstellen, bekommen wir 65 Prozent der Energie wieder heraus, die im Holz stecken. Bei dieser Rechnung habe ich schon die Energie mit eingerechnet, die man zum Abholzen und Abtransportieren von Holz aus dem Wald einsetzen muss. Wenn man das mit der Ethanolproduktion aus Getreide vergleicht und die Energiekosten für Traktoren, Kunstdünger und das Pflügen und Ernten mitberechnet, bekommt man vielleicht gerade einmal 25 Prozent Energieausbeute."

Zapfsäule in Schweden (Foto: Statoil)
Pack den Biokraftstoff in den TankBild: Statoil

Welcher Biokraftstoff sich in Zukunft durchsetzen wird, da will sich auch das schwedische Umweltministerium nicht festlegen. Umgerechnet rund 80 Millionen Euro hat die Behörde für Forschungszwecke für den Kraftstoff der Zukunft bereitgestellt. Ziel sei es, breit angelegte Untersuchungen zu fördern, die Kraftstoffalternativen wie Bioethanol und Biomethanol gleichermaßen erforschen. Eine Prognose, wer diesen Wettlauf gewinnen wird, will man im Umweltministerium derzeit nicht wagen.

Autorin: Agnes Bührig

Redaktion: Julia Kuckelkorn, Richard Fuchs