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Das Fest der Auferstehung

Günther Birkenstock20. April 2014

Ostern ist das höchste Fest der Christenheit, bei Orthodoxen wie bei Katholiken und Protestanten. Bei orthodoxen Gläubigen wird es auch als das wichtigste Fest gefeiert, für andere ist Weihnachten wichtiger.

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Ostermesse Benediktinerabtei St. Mauritius Niederalteich
Bild: Markus Hofer

Für den katholischen Benediktinerpater Marianus Bieber ist die Sache klar: "Das Christentum beginnt mit der Ostererfahrung, weil das Zentrum von Ostern natürlich die Auferstehung Jesu Christi ist."

Die Wiederauferstehung Jesu nach seinem Tod am Kreuz habe große symbolische Bedeutung: In ihr liege der Kern des christlichen Glaubens, erklärt der Abt des Benediktinerklosters Niederaltaich im Osten Bayerns. Denn in der Auferstehung von Jesus liege unsere eigene Auferstehung: "Es geht um ein Symbol des ewigen Lebens, das Ziel eines Lebens nach christlicher Vorstellung. Christus ist nicht nur als Mensch gestorben, sondern als Gottmensch, er hat den Tod im Tod bezwungen und ihn überwunden. Das ist die zentrale Bedeutung von Ostern", erklärt Marianus Bieber.

Blut bedeutet Leben

Historisch betrachtet ist der Vorläufer des christlichen Osterfestes das jüdische Pessachfest, weshalb es in den östlichen Kirchen auch meist Pascha genannt wird. Der Überlieferung nach feiern die Juden an diesem Tag, dass Gott sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei führte und befreite. Vor dem Auszug aus Ägypten forderte Gott die Türen jeder jüdischen Familie mit dem Blut von geschlachteten Lämmern zu bestreichen. Überall, wo das nicht geschah, würden die Erstgeborenen getötet. So wurden die ägyptischen Familien bestraft, weil deren Türen nicht auf diese Weise markiert waren.

Marianus Biber Abt Benediktinerabtei St. Mauritius Niederalteich
Abt Marianus Bieber: die Auferstehung ist ein Symbol des ewigen LebensBild: Alfred Hüttinger

In den orthodoxen Kirchen, die in Deutschland rund 1,5 Millionen Mitglieder haben, ist diese Geschichte lebendig geblieben und hat einen besonderen symbolischen Ausdruck in der Farbe Rot gefunden, erklärt Irinikios Schulten, Erzdiakon der russisch-orthodoxen Kirchen in Bad Honnef bei Bonn: "Deshalb sind auch alle orthodoxen Ostereier rot. Riesenkörbe nur mit roten Eiern. Und da fragen die Leute immer: wo sind denn die anderen Farben? Und ich sage: Wozu andere Farben? Rot ist die Farbe des Lebens." Das Kennzeichen auf den Hütten, um von Gottes Strafe verschont zu bleiben, wurde zum Symbol des Lebens schlechthin.

Körbe mit roten Ostereiern
In der Orthodoxen Kirche sind die Ostereier immer rotBild: Daniel Mihailescu/AFP/Getty Images

Ostern sei nicht nur ein Fest, betont Irinikios Schulten, sondern viel mehr als das. Mit Ehrfurcht zitiert der Geistliche die überlieferte Bezeichnung: "Es ist das Fest der Feste und der König der Tage." Gefeiert wird bei orthodoxen Christen deshalb auch nicht nur der Ostersonntag, sondern eine ganze Woche lang nach der Heiligen Osternacht.

Strenges Fasten und große Vorfreude

Davor aber steht die 40-tägige Fastenzeit, die bei Orthodoxen eine weitaus größere Bedeutung hat als bei Katholiken und Protestanten. Nicht nur, dass die Gläubigen sich strenger an die Fastenregeln halten - das Fasten wird sogar religiös vorbereitet, erklärt Johannes Oeldemann, Direktor des Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn: "Es gibt eine Vorfastenzeit in der orthodoxen Liturgie, wo man sich allmählich auf die Fastenzeit einstimmt. Manche dieser Tage werden auch umgangssprachlich benannt. Es gibt zum Beispiel den Tag des Fleischverzichts oder den Sonntag ohne Milchspeisen."

Johannes Oeldemann
Johannes Oeldemann: Die Fastenzeit ist mit viel Vorfreude verbundenBild: Johann-Adam-Möhler-Institut

Trotz strengerer Fastenregeln in der Orthodoxen Kirche, so Theologe Oeldemann, sei diese Zeit mit einem positiven Gefühl verbunden. "Der Ausblick auf das österliche Geheimnis, die Hoffnung auf die Auferstehung wird immer wachgehalten." Vergleichbar sei das Gefühl dieser Wochen vor Ostern mit der Adventszeit, die bei Katholiken und Protestanten von der Vorfreude auf Weihnachten erfüllt sei.

Besonders augenfällig wird die vorösterliche Atmosphäre im Kloster Niederaltaich. Hier wird Ostern nach dem orthodoxen Ritual gefeiert und sieben der 30 katholischen Mönche begehen auch die Fastenzeit nach orthodoxen Regeln. Sie essen tagsüber nichts und verzichten für 40 Tage vollkommen auf Fleisch und Fisch. Trotzdem - oder vielleicht auch gerade deshalb - herrscht auch schon in der Fastenzeit in Niederaltaich eine feierliche Stimmung. "Da ändert sich der ganze Charakter der Gottesdienste", sagt Abt Marianus Bieber. An jedem Tag feiern die Mönche mehrere Messen und begleiten sie mit einem mehrstimmigen Gesang - wenn auch in der Fastenzeit eher in Moll als in Dur.

Benediktinerabtei St. Mauritius Niederalteich
Ostern wird im Koster Niederaltaich nach orthodoxem Ritus gefeiertBild: Johannes Hauck

Eine orthodoxe Feier im katholischen Kloster

In der Abtei von Niederaltaich werden die Choräle anders als sonst in Kirchen üblich auf Deutsch und auf Latein gesungen. "Das ist eine sehr hymnische Sprache, und es gibt sehr viele Hymnen zur Fastenzeit und zu Ostern", sagt Bieber. Manche der so gestalteten Gottesdienste, in denen keine Orgel, sondern nur der Mönchsgesang die Kathedrale erfüllt, dauern vier Stunden. Vor allem zu Ostern werden sie von Orthodoxen und Nicht-Orthodoxen gemeinsam gefeiert. Die Möglichkeit, Messen in deutscher Sprache nach dem orthodoxen Ritus zu erleben, zieht ist jedes Jahr zahlreiche Besucher in die Abtei.

Ostermesse Benediktinerabtei St. Mauritius Niederalteich
Die besondere Atmosphäre zieht zu Ostern viele Besucher anBild: Markus Hofer

In diesem Jahr fällt außerdem das orthodoxe Osterfest auf den selben Tag wie das der Katholiken und Protestanten - das passiert sonst nur selten. Denn eigentlich legen die Kirchen unterschiedliche Kalender zugrunde. Die Orthodoxe Kirche richtet sich nach dem julianischen Kalender des römischen Kaisers. Katholiken und Protestanten benutzen den heute weltweit angewendeten gregorianischen Kalender, benannt nach Papst Gregor XIII., der ihn im 16. Jahrhundert einführte.

Im Kloster von Niederaltaich feiert man zwar Ostern entsprechend dem orthodoxen Ritus, jedoch nach der allgemein üblichen Zeitrechnung. Solche Ausnahmen kommen durchaus häufiger vor, so Theologe Johannes Oeldemann: "Es gibt Orthodoxe, die sich nach dem gregorianischen Kalender richten wie in Finnland. Und es gibt umgekehrt Regionen, wo die Katholiken sagen: Wir feiern nach dem julianischen Kalender, um der Einheit mit unseren orthodoxen Brüdern und Schwestern willen." Das sei zum Beispiel in der Ukraine der Fall oder auch in Israel und Palästina. Der religiöse Ursprung und die Bedeutung von Ostern sei ohnehin bei allen Christen gleich.