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Ostern – Aufstand gegen alle Sinnlosigkeit

19. April 2014

Wann beginnt Ostern? Schon in der Bibel kommt die Osterbotschaft zu verschiedenen Zeiten an. Mehr noch gilt dies aber für das eigene Leben mit seinen unterschiedlichen Phasen, meint P. Peters von der katholischen Kirche.

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Italien Kunst Auferstehung von Raffaellino del Garbo
Bild: picture-alliance/akg/Rabatti - Domingie

„Denn gekommen ist das heilige Osterfest“ – so wird in dieser Nacht in der ganzen Welt in der Feier der Osternacht gesungen. Das Exsultet, übersetzt „Freue dich, frohlocke“, in dem sich dieser Text findet, ist die feierliche Ankündigung der Auferstehungsbotschaft: Christus ist auferstanden, der Tod hat nicht das letzte Wort, zum Leben ist alles bestimmt.

Aber so sehr es jetzt in Ihrer Zeitzone schon so gesungen wird, für einige ist aufgrund der Zeitverschiebung das Osterfest noch nicht gekommen, sie müssen noch etwas warten, denn vor Einbruch der Nacht darf die Osternacht nicht beginnen, während andere schon voll auf den Ostermorgen zugehen.

In der Frühe – die Frauen

Ostern, die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus zu neuem Leben, ist die Mitte unseres christlichen Glauben. Die Frauen entdecken in der Frühe des ersten Tages der Woche, dass das Grab leer ist, und sie hören die Botschaft: Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Auffallend ist, dass diese Botschaft zu sehr unterschiedlichen Zeiten bei den Jüngern und den Frauen ankommt. Die einen erfahren die Osterbotschaft in der Frühe des ersten Tages der Woche, die anderen am Abend desselben Tages, wieder andere wie Thomas, der Zweifler, „acht Tage danach“, und als letzter der Apostel Paulus in seiner Damaskuserfahrung zwei drei Jahre später.

Ostern hat für jeden seine eigene Zeit. Die ganze Kirche feiert es fünfzig Tage lang, und erst am fünfzigsten Tage, griechisch Pentekostes, von dem sich unser Wort Pfingsten herleitet, versteht die junge Gemeinde, was mit Ostern geschehen ist und sie fangen an, die Botschaft in allen Ländern zu verkünden.

Der Auferstandene bahnt seinen Weg

Unterschiedliche Zeitzonen gibt es nicht nur in der realen Weltzeit, es gibt sie auch in der innerseelischen Welt. Alle diese unterschiedlichen Zeitmomente machen deutlich: So sehr Christen glauben, dass es geschehen ist an jenem Ostermorgen in der Osternacht, so sehr wissen wir: es dauert oftmals mehr als drei, mehr als acht, ja als fünfzig Tage, bis die Botschaft bei einem Menschen ankommt, sei es, dass er sie zum ersten Mal hört oder sei es, dass ihm aufgeht, was sie für ihn persönlich bedeuten könnte. Das glaubende Wissen um Auferstehung und die Überzeugung, dass jeder seine eigene Osterzeit hat, ja, dass Gott mit jedem Menschen seine eigene Zeit hat, führt zu einer österlichen Gelassenheit, die das Zweite Vatikanische Konzil einmal so ausdrückte:

„Da nämlich Christus für alle gestorben ist und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, dass der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein“ (GS 22).

Eine ganz neue österliche Möglichkeit, dem auferstandenen in einer Gott und nur Gott bekannten Weise verbunden zu sein: Das geschieht immer da, wo Menschen die Erfahrung machen, dass es gegen alle Sinnlosigkeit Sinn macht, sich für das Gute zu engagieren, die Hoffnung nicht aufzugeben, das Gute zu tun und so dem Tod nicht das letzte Wort zu lassen. Da ist der Auferstandene verborgen oder offenkundig den Menschen nahe, da geschieht Ostern. Das Vertrauen, dass durch das Geschehen der Osternacht alle Menschen gerettet sind, führt Christen immer wieder dazu, diese Botschaft zu verkünden: Der Tod hat nicht das letzte Wort und jeder Mensch, ob er es weiß oder nicht, ist schon von Christus berührt, ist von ihm erlöst. Aus diesem Vertrauen heraus in österlicher Gelassenheit den Glauben zu leben und zu verkünden und es Gott zu überlassen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, es aus innerster Überzeugung zu bekennen und daraus zu leben – da bahnt sich der Auferstandene seinen Weg zu den Herzen der Menschen, wann, wo und wie er will. Und da geschieht Ostern.

Pater Hans Peters SVD, Steyler Missionar, Goch
Pater Hans Peters SVDBild: DBK

Zum Autor:

P. Hans Peters SVD gehört seit 1967 dem Orden der Steyler Missionare an, in dem er in vielen verschiedenen Funktionen gewirkt hat und bis heute wirkt. Dazu gehörten in der Vergangenheit zum Beispiel Jugendarbeit, die Tätigkeit als Novizenmeister, das Rektorat des Missionshauses St. Michael in Steyl (Niederlande). Seit 2008 arbeitet er der gefragte Seelsorger und Lebensberater als Wallfahrtsseelsorger in Goch am Niederrhein. Seit 1994 schreibt er regelmäßig für die christliche Familienzeitschrift „Stadt Gottes“.