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Uni Frankfurt wirbt um Schüler

Jutta-Maria Nieswand26. Juli 2013

Nach der Schule an die Uni? Aber welches Fach soll man studieren und in welcher Stadt? Viele Universitäten bieten in den Semesterferien Orientierungshilfen im Schülercampus. So auch die Goethe-Universität Frankfurt.

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Schülercampus der Goethe-Universität Frankfurt am Main: Jura-Seminar mit Dozentin Fabienne Peter (Foto: DW/Jutta-Maria Nieswand)
Bei Jura-Dozentin Fabienne Peter bekommen die Schüler einen Einblick in die RechtswissenschaftBild: Jutta-Maria Nieswand

Acht Schülerinnen sitzen in einem kleinen Seminarraum. Sie schauen gebannt auf die digitale Tafel. Ein Satz erscheint, der mehr als eine Bedeutung hat. Der Sprachwissenschaftler nennt dieses Phänomen Ambiguität. "Gestern standen wir noch am Rande des Abgrunds. Heute sind wir bereits einen Schritt weiter", liest Manfred Seiler, Professor für England- und Amerikastudien, vor und bespricht dann mit den Schülern, worin die Doppeldeutigkeit bei diesem Satz besteht.

Normalerweise unterrichtet Manfred Seiler Studenten, doch diesmal hören ihm die zu, die sich erst noch für ein Studium entscheiden müssen. Für sie hat er das Thema "Mehrdeutigkeit" ausgewählt, um ihnen die Facetten seines Faches aufzuzeigen: "Wenn wir die Gelegenheit haben, interessierten Schülern zu zeigen, was uns als Wissenschaftler Spaß macht, dann ist das eine ganz tolle Gelegenheit", sagt er. "Es macht einfach Spaß, diese wissenschaftlichen Inhalte ein bisschen unterhaltsam zu vermitteln." Bei den Schülerinnen kommt das an. Eine Schülerin findet es interessant, dass man Sprache auch auf so einer ganz anderen Ebene untersuchen kann. Für eine andere ist es wichtig zu erfahren, wie Missverständnisse entstehen und wie sich Sprache verbreitet und verändert.

Entscheidungshilfe für das Studium

Insgesamt sind es fast 90 Schülerinnen und Schüler, die eine Woche am Schülercampus der Goethe-Universität in Frankfurt teilgenommen haben, eine spezielle Veranstaltung für ausgewählte, hoch motivierte Schüler und Schülerinnen. Die Universität will ihnen nahe bringen, was es heißt, an dieser Hochschule zu studieren. Einer der interessierten Schüler ist der 18-jährige Vincent aus Frankfurt: "Ich wollte auch gerne sehen, wie man richtig wissenschaftlich arbeitet." Die 17-jährige Isabel dagegen hofft, dass ihr der Schülercampus bei der Entscheidungsfindung hilft: "Bis jetzt weiß ich noch gar nicht, was ich studieren will und möchte deshalb etwas mehr von den verschiedenen Fächern erfahren." Die Schüler bekommen Einblicke in alle möglichen Studienbereiche, von Jura über Kernphysik bis hin zu Ethnologie. Schon vorher hatten sie sich ausgesucht, welches Thema sie gerne vertiefen würden. Dabei ging es auch um Fragestellungen wie "Kann man Umweltgifte sehen?“ oder "Wie viel Marketing benötigt ein erfolgreiches Produkt?"

Schülercampus der Goethe-Universität Frankfurt am Main: Schülerinnen im Sprachseminar mit Prof. Manfred Seiler (Foto: DW/Jutta-Maria Nieswand)
Prof. Manfred Seiler will den Teilnehmerinnen zeigen, wie viel Spaß wissenschaftliches Arbeiten machtBild: Jutta-Maria Nieswand

"Wir wollen Schüler aus ganz Deutschland locken"

Warum die Goethe-Universität diesen Schülercampus veranstaltet hat einen einfachen Grund: "Wir wollen eine Universität sein, die interessierte Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Bundesgebiet nach Frankfurt lockt", sagt Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Goethe-Universität. "Für uns ist das ein Projekt. Wir wollen innerhalb der Universität auch aufzeigen, wie wichtig das Thema Schülerarbeit ist." Denn nur, wer bewusst sein Studium auswähle, meint Schubert-Zsilavecz, werde später auch ein guter Student. Immerhin brechen 30 Prozent der Studenten in Deutschland ihr Studium ab. Einer der Gründe ist, dass die Inhalte des Studiums anders waren als erwartet.

Campus der Universität Frankfurt (Foto: DW/Jutta-Maria Nieswand)
Die Goethe-Universität will Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet nach Frankfurt holenBild: Jutta-Maria Nieswand

Unterstützung bekommt das Projekt auch von den Studenten und Studentinnen, die die Schüler jeweils durch die Woche begleiten. "Ich finde es gut, dass wir als Studenten die Schüler betreuen", sagt Studentin Ewin Altun. "Wir wissen einiges über die Uni und das studentische Leben, über die Stadt Frankfurt und was man hier abends unternehmen kann." Dabei will die Studentin Julia Käsemann den Schülern und Schülerinnen nichts verkaufen. "Wir sehen uns da nicht als verlängerter Arm der Marketing-Abteilung", sagt sie. "Wir sparen auch nicht aus, was vielleicht nicht so gut läuft. Wir wollen die Schüler umfangreich informieren."

Eindrücke vom Leben in der Stadt

Am Ende der Woche durften die Schüler und Schülerinnen demonstrieren, was sie in ihren Workshops gelernt haben. Dafür präsentierten sie auf selbstgemachten Plakaten ganz souverän, was sie für sich herausgefunden haben. "Ich konnte viel lernen und mal ins Unileben rein schauen, wie das so abläuft," sagt die 17-jährige Ricarda. Manche haben sogar schon eine Studienentscheidung getroffen. Und wer nicht aus Frankfurt kommt, freut sich auch, die Stadt einmal kennen gelernt zu haben: "Ich war ja hier noch nie", sagt der 18-jährige Jonathan. "Es ist schon eine schöne Stadt." Ob nun die Uni selbst oder das Flair der Großstadt letztendlich für die Wahl der Schüler ausschlaggebend sein wird, die Goethe-Universität hofft in jedem Fall auf regen Zulauf. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht, und gerade um die begabten und motivierten Schulabgänger werben viele Universitäten weltweit.

Präsentation der Ergebnisse des Schülercampus der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Foto: DW/Jutta-Maria Nieswand)
Stolz präsentieren die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss die Ergebnisse ihrer WorkshopsBild: Jutta-Maria Nieswand