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Nachts in Köln

Sabine Olschner3. Januar 2013

"Da simmer dabei, dat is prima! Viva Colonia!" Karnevalsmusik im Januar? Das sieht der Kölner nicht so eng. In der Domstadt am Rhein herrscht das ganze Jahr über ausgelassene Feierstimmung.

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Kölner Dom und Hohenzollernbrücke bei Nacht
Kölner DomBild: Foustontene - Fotolia.com

Es ist Samstagabend. Im Hauptbahnhof bringt ein Zug erneut Dutzende von Partywilligen in die Stadt. Köln ist weit über seine Grenzen hinaus als Partymetropole bekannt. Vor allem am Wochenende fallen hunderte von jungen Leuten über die Kneipen, Bars und Clubs her. "Op Jöck" - immer unterwegs. Viele der auswärtigen Besucher bleiben in der Altstadt nahe dem Bahnhof hängen - dabei gibt es für nächtliche Touren viel interessantere "Veedel", wie die Kölner ihre Stadtviertel nennen.

Ein guter Dreh- und Angelpunkt für das Nachtleben sind die Kölner Ringe, von Plätzen unterbrochene Straßenzüge, die die Innenstadt umschließen. Vor allem auf den knapp zwei Kilometern zwischen Barbarossaplatz und Christophstraße sowie den angrenzenden Straßen reihen sich zahllose Kneipen, Clubs und Restaurants aneinander. Für den ersten Drink bietet sich ein Abstecher ins Studentenviertel "Kwartier Latäng" an. Hier finden sich viele Happy-Hour-Angebote für den kleinen Geldbeutel. Weitaus stilvoller geht es im "Rosebud" zwischen Zülpicher Straße und Rathenauplatz zu. In dieser Cocktailbar könnte man auch länger verweilen - wenn es im Kölner Nachtleben nicht noch viel mehr zu erleben gäbe.

Eiscafé, Scala-Theater und weitere Schilder, davor viele Menschen
Eldorado für Nachtschwärmer: die Kölner RingeBild: DW

Lachen im Wohnzimmer

Etwa beim Besuch eines der vielen kleinen Theater. Dort gibt es meist viel zu lachen. Dank des alljährlichen Comedy-Festivals nennt Köln sich gern die Comedy-Hauptstadt Deutschlands - Humor funktioniert eben nicht nur an Karneval. Ein Ort zum Schmunzeln oder Brüllen ist zum Beispiel das "Erste Kölner Wohnzimmertheater" in der Probsteigasse. Vor 18 Jahren verwandelte Georg Schnitzler seine damalige Wohnung in eine Bühne. Seit dem Umzug in einen etwas größeren, aber immer noch sehr kuscheligen Raum erleben die Zuschauer auf 70 Sesseln und Küchenstühlen fast täglich Comedy vom Feinsten. "Hier haben bekannte deutsche Comedians wie Johann König, Susanne Pätzold und Markus Maria Profitlich ihre ersten Bühnenerfahrungen gesammelt", erzählt Schnitzler.

Tanzen und trinken

Kurz vor Mitternacht geht es weiter, meist mit ein paar Kölsch. Das Traditionsbier schmeckt am besten in einem der urigen Brauhäuser, in denen die Kellner - hier Köbesse genannt - so lange Obergäriges nachschenken, bis die Gäste mit einem Bierdeckel auf dem Glas signalisieren, dass sie genug haben. Eines dieser Brauhäuser befindet sich auf der Friesenstraße: Im "Päffgen", Kölns ältester Hausbrauerei, findet man schnell Anschluss zu anderen Besuchern. Der Kölner an sich ist schließlich ein sehr kommunikativer Typ.

Ein Kellner trägt Kölsch-Bier im Kranz aus.
Das Lieblingsgetränk der Kölner, serviert in einem KranzBild: picture-alliance/dpa

Wie sieht es anschließend mit Tanzen aus? Unzählige junge Menschen Anfang zwanzig stehen bereits Schlange vor den zahlreichen Clubs am Ring. Ob R 'n' B, Latin oder Reggae - die Menge der Wartenden ist ein guter Hinweis darauf, welcher Club gerade der angesagteste ist. "Wir Kölner gehen allerdings gar nicht auf den Ringen aus, weil diese von den Besuchern aus dem nahen Umland überrannt werden", berichtet Meike Nachtwey. Die Anfang-Vierzigjährige ist mit Freunden auf dem Weg ins "Subway", einem alteingesessenen Club auf der Aachener Straße. Das Publikum ist ebenso gemischt wie die Musik. "Bei Hip Hop oder Elektro kann man die ganze Nacht durchtanzen", freut sich Meike Nachtwey.

Leben und leben lassen

Wem nicht nach Tanzen zumute ist, der findet im Belgischen Viertel zahlreiche Alternativen. Besonders beliebt ist das "Hallmackenreuther" am Brüsseler Platz. Im 60er-Jahre-Ambiente lauschen die Besucher, darunter viele Künstler und Designer, den wechselnden DJs. Gerade als der kleine Hunger sich meldet, biegt wie gerufen Norbert Lehr um die Ecke. Schon von Weitem hört man die Fahrradklingel, mit der der berühmte Brezelmann sich und seinen Weidenkorb - stets gut gefüllt mit Brezeln, Knusperstangen und belegten Käseschnecken - ankündigt. "Seit 20 Jahren mache ich jeden Abend die Runde durch das Belgische Viertel und die angrenzenden Straßen", erzählt der ehemalige Landwirt, der einst der Liebe wegen nach Köln kam. "Die Leute freuen sich schon immer, wenn sie mich hören." Mehrmals am Abend füllt er seinen Korb auf, bis auch der letzte Hunger gestillt ist.

weiße Autolichter sausen an verschiedenen Kneipen vorbei
Kneipen-Hopping? In Köln kein ProblemBild: DW

Ob Theaterfreunde, Kölschtrinker oder Szenegänger - Köln hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Und nicht zuletzt fühlen sich Schwule und Lesben hier ausnehmend wohl. Die Gay-Community in Köln zählt zu den größten in Deutschland. Sie trifft sich unter anderen rund um den Rudolfplatz, aber auch in vielen anderen Kneipen, Clubs und Restaurants der Stadt. Über händchenhaltende Männer- oder Frauenpaare regt sich hier niemand auf - der Kölner ist generell sehr tolerant. Nicht umsonst lautet einer seiner Leitsätze: "Levve und levve losse" - Leben und leben lassen. Tagsüber und erst recht, wenn es Nacht wird in Köln.