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Oligarchen-Arrest sorgt für Verwirrung

20. September 2014

Noch unter Hausarrest oder doch wieder frei? Im Fall des russischen Oligarchen Jewtuschenkow widersprechen sich die Meldungen. Der Fall bleibt ominös.

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Wladimir Petrowitsch Jewtuschenkow (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Krasilnikov

Der wegen Verdachts auf Geldwäsche festgehaltene russische Milliardär Wladimir Jewtuschenkow kann sich nach Darstellung seines Mischkonzerns AFK Sistema wieder frei bewegen. Der Oligarch habe ungeachtet eines verhängten Telefonverbots mit Sistema-Chef Michail Schamolin sowie mit Journalisten gesprochen, berichten staatliche Medien. Jewtuschenkow dürfe auch wieder seinen Arbeitsplatz besuchen, aber nicht das Land verlassen.

Dagegen beharren die russischen Justizbehörden darauf, dass es keine Änderung bei dem bis 16. November angesetzten Hausarrest samt Auflagen gebe. Der Chefredakteur des kremlkritischen Senders Echo Moskwy, Alexej Wenediktow, sprach von einer für Russland nicht untypischen "absurden Situation".

"Kein Engel"

Zuvor hatte der einflussreiche Chef des Industriellen- und Unternehmerverbandes, Alexander Schochin, in einem Brief an Kremlchef Wladimir Putin gegen die Festnahme des Superreichen protestiert. Niemand wolle beweisen, dass Jewtuschenkow ein "Engel" sei. Doch der Hausarrest sei überzogen, betonte Schochin. In Anspielung auf den Fall des ehemaligen Yukos-Gründers Michail Chodorkowski, der jahrelang in Haft saß, sprach der Verband von einem "Yukos 2.0".

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass er von der Freilassung des Unternehmers aus den Medien erfahren habe. Im Widerspruch dazu lobte der für Wirtschaft zuständige Ombudsmann, Boris Titow, das Einschreiten der Politik. "Wir (das Business) sind gehört worden", sagte er.

Michail Chodorkowski (Foto: Heinrich-Böll-Stiftung)
Vielen sahen Parallelen: Ex-Ölmagnat Michail Chodorkowski war jahrelang inhaftiertBild: Heinrich-Böll-Stiftung

"Eine Tragödie"

Die Nachricht von der Festsetzung Jewtuschenkows war in der russischen Finanzwelt eingeschlagen wie eine Bombe. Denn angesichts der Sanktionen von USA und Europäischer Union im Ukraine-Konflikt war der Zeitpunkt denkbar unpassend. Auf einem Investitionsforum in der Schwarzmeerstadt Sotschi hatte der Chef der russischen Sparkasse Sberbank, German Gref, vor schweren Imageschäden für die ohnehin gebeutelte russische Wirtschaft gewarnt. Er nannte den Hausarrest eine "Tragödie".

Auch Mitglieder der russischen Regierung hatten sich über die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahme besorgt gezeigt. Der Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Alexej Uljukajew, sagte, der Fall färbe "zweifellos" auf das Investitionsklima ab. Er sah die Gefahr, dass noch mehr Kapital aus Russland abgezogen werden könne.

"Keine unantastbaren Personen"

Wladimir Jewutschenkow steht im Verdacht, an einem unrechtmäßigen Verkauf von Aktien des Ölkonzerns Bashneft im Frühjahr beteiligt gewesen zu sein. Ein Sprecher der ermittelnden Behörde hatte betont, es dürfe keine "unantastbaren Personen" geben. Staatliche Stellen wiesen Vorwürfe zurück, wonach das Strafverfahren politisch gesteuert sei.

Zuletzt war spekuliert worden, dass Russlands staatlich kontrollierter Ölriese Rosneft, dessen Chef Igor Setschin als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin gilt, Interesse an Bashneft habe. Der Ölkonzern gilt als attraktiv, weil er dank moderner Technologie besonders hohe Produktionssteigerungen erzielt. Sistema hatte Bashneft 2009 gekauft.

jj/rb (dpa, afp, rtr)