1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Schwarze noch nicht gleichberechtigt"

28. August 2013

50 Jahre nach der historischen Rede von Martin Luther King hat Präsident Obama den Kampf des Bürgerrechtlers gegen Rassismus gewürdigt. Er prangerte aber auch die soziale Ungleichheit zwischen Schwarzen und Weißen an.

https://p.dw.com/p/19YCi
US-Präsident Obama vor dem Lincoln Memorial (Foto: rtr)
Bild: Reuters

"I have a dream" (Ich habe einen Traum), hatte der schwarze Prediger und Bürgerrechtler Martin Luther King vor 50 Jahren den Menschen in Washington zugerufen. Das Jubiläum bot Anlass für Barack Obama, Bilanz zu ziehen.

Martin Luther King habe den "stillen Hoffnungen von Millionen Menschen eine mächtige Stimme" gegeben, sagte Obama. King sei neben dem früheren Präsidenten Abraham Lincoln - der die Sklaverei verboten hat - die Persönlichkeit in der US-Geschichte, die er am meisten bewundere.

Schwarze sozial benachteiligt

In einer leidenschaftlichen Rede wies der US-Präsident darauf hin, dass auch 50 Jahre nach der Bürgerrechtsbewegung Schwarze in den USA noch immer wirtschaftlich und sozial benachteiligt würden.

50 Jahre nach dem historischen "Marsch auf Washington" sei das Thema Chancengleichheit eine Forderung, die noch nicht erfüllt sei, räumte er ein. Obama rief die Bürger zu einem größeren Engagement auf und warnte zugleich mit nüchternen Worten vor überzogenen Erwartungen. "Machen wir uns nichts vor. Die Aufgabe wird nicht leicht sein."

Eindrücke von der Luther King-Gedenkfeier

"Amerika, ich weiß, der Weg wird lang, aber ich weiß, dass wir es schaffen können", ermunterte Obama dann die Menschen vor dem Lincoln-Denkmal in Washington. "Ja, wir werden stolpern, aber ich weiß, dass wir wieder aufstehen werden." Die Bürgerrechtsbewegung habe Amerika verändert.

Der Präsident verwies auf die Fortschritte, die in den vergangenen 50 Jahren gemacht worden seien. "Es würde die vielen Demonstranten und Bürgerrechtler von damals entwürdigen, wenn man suggeriere, dass die Arbeit dieses Landes abgeschlossen ist", sagte Obama.

Obama, seine Vorgänger Jimmy Carter (l.) und Bill Clinton sowie die Schauspielerin Oprah Winfrey während der Gedenkzeremonie (Foto: AFP)
Obama, seine Vorgänger Jimmy Carter (l.) und Bill Clinton sowie die Moderatorin Oprah Winfrey bei der GedenkzeremonieBild: Getty Images/Afp/Jewel Samad

Zehntausende Amerikaner hatten sich auf der Prachtmeile National Mall im Herzen der US-Bundeshauptstadt zu der Gedenkveranstaltung eingefunden, um die Rede ihres ersten afro-amerikanischen Präsidenten zu verfolgen. Obama sprach an der selben Stelle, an der King am 28. August 1963 seinen Traum von einem friedlichen Zusammenleben von Menschen aller Hautfarbe verkündet hatte.

Vor 50 Jahren durften zwei von drei Afro-Amerikanern nicht wählen, Schwarze durften Schulen nicht zusammen mit Weißen besuchen, nicht mit ihnen im Kino sitzen oder dieselbe öffentliche Toilette benutzen.

Heute bekleiden neben Obama mehrere Afro-Amerikaner hohe politische Ämter, darunter Justizminister Eric Holder und die Sicherheitsberaterin des Weißen Hauses, Susan Rice. King "wäre auf viele Arten über den Fortschritt begeistert, den wir gemacht haben", versicherte Obama.

Dennoch kämpfen viele der rund 30 Millionen Afro-Amerikaner bis heute im Alltag mit rassistischen Vorurteilen oder fühlen sich ungleich behandelt. Seit Mitte der 1970er Jahre lag die Arbeitslosenqote der Afro-Amerikaner stets doppelt so hoch wie die der Weißen. Zwölfeinhalb Prozent von ihnen haben heute keinen Job. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat das soziale Gefälle zwischen Schwarzen und Weißen noch vergrößert. Weiße US-Bürger verdienen im Durchschnitt 90.000 Dollar pro Jahr, Afro-Amerikaner in etwa die Hälfte.

se/gmf (ape, rtre, dpa, afp)