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Gute Laune und gute Geschäfte

25. Januar 2015

Eine gemeinsame Tasse Tee, herzliche Umarmungen, handgewebte Saris für Michelle - der Besuch von Barack Obama in Indien läuft bisher sehr harmonisch. Vor allem die US-amerikanische Atomindustrie dürfte davon profitieren.

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Michelle Obama und Barack Obama mit Premierminister Narendra Modi (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo

"Ich bin froh, dass wir uns sechs Jahre nach der Unterzeichnung eines Nuklearabkommens in Richtung einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit bewegen", sagte Premierminister Narendra Modi bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Neu Dehli zu Beginn von Obamas Staatsbesuch. Der US-Präsident sprach von einem "Durchbruch", der den USA und Indien gelungen sei.

Die beiden Atommächte hatten zwar bereits im Jahr 2008 einen Vertrag über die zivile Nutzung der Atomkraft unterzeichnet. Demnach wollten die USA Atomtechnik nach Indien liefern. Dazu kam es aber nicht, weil nach einem indischen Gesetz aus dem Jahr 2010 der Lieferant, in diesem Falle die USA, haften müssten, falls es zu einem Reaktorunfall komme. Offenbar wurde nun vereinbart, dass Versicherungen einen Fonds von mehreren Millionen Dollar auflegen, um die am Reaktorbau beteiligten Unternehmen abzusichern.

Indien: Wichtiger Wirtschaftspartner

Derzeit stehen in Indien etwa 20 Atommeiler, doch das energiehungrige Land würde gerne weitere bauen. Umgekehrt hat die US-amerikanische Atomindustrie ein großes Interesse an Aufträgen aus Indien. Das weiß auch Obama: "Eine gute Beziehung zu Indien ist entscheidend für Amerikas Erfolg im 21. Jahrhundert", betonte er bei seinem Besuch. Das Handelsvolumen der beiden Länder liege derzeit bei 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Doch es sei Potential da für mehr.

Bei einem dreistündigen Arbeitsessen in Neu Delhi sprachen Obama und Modi auch über den Klimaschutz. Die bilaterale Kooperation in diesem Bereich werde ausgebaut, um bei der UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris ein "umfassendes Abkommen" zur Reduzierung der Treibhausgase zu erreichen, teilte das Weiße Haus anschließend mit. Indien gehört zu den weltweit größten CO2-Emittenten. Obama und Modi unterzeichneten außerdem eine Erklärung, in der unter anderem häufigere Treffen beider Länder auf höchster Ebene vereinbart wurden.

Herzliche Stimmung

Auch aus diplomatischer Sicht ist der Staatsbesuch augenscheinlich ein Erfolg für die beiden größten Demokratien der Welt: Am Morgen hatte Modi - entgegen des Protokolls - den US-Präsidenten am Flughafen abgeholt und umarmt. Nach der Pressekonferenz umarmten sich die beiden Staatsoberhäupter erneut herzlich. In Neu Delhi gingen sie lange im Garten des Hyderabad-Hauses spazieren, tranken Tee und scherzten viel.

Barack Obama beim Tee trinken mit Premierminister Narendra Modi (Foto: REUTERS)
Harmonie bei TeezeremonieBild: Reuters/J. Bourg

Es ist nicht lange her, da war Modi eine . Noch vor einem Jahr verweigerten ihm die USA ein Visum. Modi ist ein Hindu-Nationalist und soll als Ministerpräsident des Bundesstaates Gujarat Pogrome an Muslimen geduldet haben.

Doch die strategische Partnerschaft zu Indien ist den USA zu wichtig. Sie sehen Indien als großen Absatzmarkt und als mögliches Gegengewicht zur Übermacht Chinas auf dem asiatischen Kontinent. Es ist daher das erste Mal, dass ein US-Präsident in seiner Amtszeit gleich zweimal nach Indien fliegt.

Sari für Michelle

Begleitet wurde der Präsident von seiner Frau Michelle. Die First Lady hat bei der Landung in Indien ein Kleid und einen Mantel von Bibhu Mohapatra getragen, einem indischstämmigen Designer aus New York.

Michelle Obama und Barack Obama steigen aus dem Flugzeug (Foto: REUTERS)
Michelle trägt ein Kleid eines indischen DesignersBild: imago/UPI Photo

Kleidung mit Symbolgehalt bekam sie außerdem von einem nordinidischen Unternehmer geschenkt: Seine Weber hätten zwei Monate lang an einem Sari gearbeitet und Fäden aus reinem Gold und Silber eingewebt, sagte der Unternehmer. Mit dem Sari im Wert von 150.000 Rupien (umgerechnet 2180 Euro) wollen die Weber darauf aufmerksam machen, dass ihre jahrhundertealte Handwerkskunst durch billige Importe aus China bedroht ist.

Am Montag wird Obama als erster US-Präsident bei der Parade am Tag der Republik teilnehmen. Allerdings wird er früher abreisen als geplant, um am Dienstag Saudi-Arabien einen Kondolenzbesuch nach dem Tod von König Abdullah abzustatten.

nem/rb (dpa, rtr, afp)