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Medizinstudium in Osteuropa

Yordanka Yordanova16. Februar 2014

Viele junge Deutsche zieht es nach Osteuropa. Länder wie Bulgarien und Rumänien bieten ihnen die letzte Chance zur Verwirklichung ihres Traums, Medizin zu studieren. Ohne Numerus Clausus und ohne Wartezeit.

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Student Tafel studieren Symbolbild (© Andrey Kiselev)
Bild: Fotolia/Andrey Kiselev

In deutschen Krankenhäusern arbeiten viele Ärzte aus Osteuropa - aus Bulgarien, Rumänien oder Polen. Mittlerweile ist das nichts Außergewöhnliches mehr, es ist eine Selbstverständlichkeit. Denn Deutschland sucht händeringend nach Ärzten und bietet viel bessere Arbeitsbedingungen an, als diese drei osteuropäischen Länder. Außerdem genießen die Mediziner aus Osteuropa hierzulande einen guten Ruf. Ihre Ausbildung gilt im internationalen Standard als sehr gut, obwohl die Krankenhäuser und Lehreinrichtungen oft nicht über die neuesten medizintechnischen Geräte und Apparaturen verfügen.

Die Qualität der medizinischen Ausbildung in Osteuropa wissen auch deutsche Studienbewerber zu schätzen. In den letzten Jahren ist das Medizinstudium in den ärmeren EU-Ländern fast zu einem Trend geworden. Kein Wunder, denn während die Hürden an den deutschen Universitäten sehr hoch sind, gibt es dort keine Zulassungsbeschränkungen und keine Wartezeiten für einen Studienplatz. Damit man in Deutschland Medizin studieren kann, müsste man einen Notendurchschnitt von 1,2 haben - ein Top Numerus Clausus. Auf einen Studienplatz kommen fünf Bewerber. "An manchen Universitäten reicht auch 1,2 nicht mehr. Und jeder, der einen Notendurchschnitt von 1,5 oder 1,6 hat, hat gar keine Chance, in Deutschland Medizin zu studieren. Trotzdem haben wir einen großen Ärztemangel hier“, sagt Hendrik Loll, Geschäftsführer der Firma StudiMed.

Medizinstudium in Südosteuropa (Copyright: StudiMed GmbH)
Hendrik Loll (r.) bespricht mit Prof. Makedonski die Zusammenarbeit mit der MU-VarnaBild: StudiMed GmbH

Studieren, wo andere Urlaub machen

Der 22-jährige Unternehmer hat das Problem mit dem Medizinstudium in Deutschland erkannt. Seine Firma ist eins der Vermittlungsunternehmen, die jungen Deutschen das Studium in Osteuropa ermöglichen. An Interessenten mangelt es nicht. Seit Anfang des Jahres haben sich bei StudiMed schon knapp 1500 Bewerber nach einem Studienplatz erkundigt. "Die Zulassungsentscheidung läuft nicht über uns, sondern über die einzelnen Universitäten, aber wir wissen ungefähr, wonach die Universitäten auswählen. Das ist der Grund, warum wir bisher jedem Bewerber einen Studienplatz ohne Ausnahme besorgen konnten", berichtet Hendrik Loll stolz.

Er vermittelt Studienplätze für Human- und Zahnmedizin an Universitäten in Bulgarien, Rumänien, Litauen, Kroatien und in der Slowakei. Die Lehrsprache ist Englisch. "Studieren Sie dort, wo andere Urlaub machen", mit diesem Slogan lockt der junge Geschäftsführer seine Kunden und wählt Orte wie Varna an der bulgarischen Schwarzmeerküste oder Split an der Adriaküste Kroatiens.

Das Unternehmen hat Mitarbeiter vor Ort, die die neuen Studenten unterstützen, egal ob bei der Wohnungssuche oder bei der Kontoeröffnung. Der Service hat aber seinen Preis. Das Unternehmen berechnet eine Jahresstudiengebühr als Vermittlungsprovision, fällig mit Erhalt des Studienplatzes. Die Gebühr kann bis zu 10.000 Euro betragen. "Deswegen haben wir größtenteils Ärztekinder als Kunden", erklärt Hendrik Loll.

Das Auslandsstudium als Sprungbrett

Für viele Deutsche ist das Auslandsstudium nur ein Sprungbrett für den Studienbeginn. Sie wollen nach dem zweiten oder dritten Jahr an eine deutsche Universität wechseln, obwohl es keine Garantie für den Erwerb eines Studienplatzes in Deutschland gibt.

Studenten sitzen waehrend der Begruessungsveranstaltung der Erstsemester im Audimax der Universitaet in Oldenburg auf dem Boden (Foto: Joerg Sarbach/dapd)
Überfüllt: die Hörsäle vieler Unis in DeutschlandBild: dapd

Über die Möglichkeit, das Studium in Deutschland fortzusetzen, denkt auch Simon Bonitz aus Regensburg nach. Er ist Erstsemestler an der Universität in der rumänischen Stadt Cluj. Seinen Studienplatz hat er über ein rumänisches Unternehmen gefunden. "Nach dem Abschluss werde ich zurück nach Deutschland gehen. Man könnte auch vorher wechseln, aber ich weiß gar nicht, ob ich das will. Mir gefällt es hier eigentlich ganz gut. Ich denke schon, dass ich ganz gerne in Cluj fertig studieren werde."

Über den Berufseinstieg in ein deutsches Krankenhaus macht sich Simon Bonitz keine Sorgen, denn sein Abschluss wird innerhalb der EU anerkannt.