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NS-Kriegsverbrecherprozess in Lüneburg

2. Februar 2015

In Lüneburg steht einer der letzten großen NS-Kriegsverbrecherprozesse an. Angeklagt ist ein 93 Jahre alter Mann, der im Vernichtungslager Auschwitz mitgeholfen haben soll, Tausende Menschen zu ermorden.

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Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau (Foto: Daria Bryantseva)
Bild: DW/D.Bryantseva

Wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen muss sich ein früheres Mitglied der Verwaltung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau vom 21. April an vor dem Lüneburger Landgericht verantworten. Das teilte das Gericht mit. Dem SS-Unterscharführer Oskar G. aus Niedersachsen wird vorgeworfen, als Freiwilliger der Waffen-SS bei der Kommandantur des Lagers gearbeitet zu haben. Der 93-Jährige soll das Bargeld, das den dorthin verschleppten Menschen abgenommen wurde, verwahrt und an die zuständigen Stellen der SS geschickt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, ihm sei bewusst gewesen, dass die als nicht arbeitsfähig eingestuften überwiegend jüdischen Häftlinge nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet wurden. Durch seine Arbeit soll er das systematische Morden unterstützt haben.

55 Nebenkläger aus aller Welt

Im Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau waren während des Zweiten Weltkriegs etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet worden, die meisten davon Juden. Nach Angaben der für den Fall zuständigen Staatsanwaltschaft in Hannover war der Beschuldigte insgesamt von 1942 bis 1944 dort tätig.

Dem Gericht zufolge haben sich dem Verfahren inzwischen 55 Nebenkläger aus den USA, Kanada, Ungarn und Israelangeschlossen. Unter ihnen sind Menschen, die als Kinder und Jugendliche das Lager Auschwitz durchlitten haben, sowie Angehörige von Ermordeten. Für den Prozess wurden zunächst knapp 30 Termine bis Ende Juli angesetzt. Wird der Mann wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe.

as/sp (dpa, afp, epd)