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Nordkorea: Netzangriff nach Verbalattacke

27. Dezember 2014

Antwort aus Amerika? Wenige Stunden nach Nordkoreas Propaganda-Entgleisung brach dort erneut das Internet zusammen. Die Machthaber hatten US-Präsident Obama als "Affen im Urwald" bezeichnet.

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Ein nordkoreanischer Soldat vor einem Computer in einer Bibliothek (Archivbild: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Für mindestens zwei Stunden ging im nordkoreanischen Internet gar nichts. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldet, der Ausfall habe um 19.30 Uhr Ortszeit begonnen. Den ganzen Tag über sei das Netz "sehr instabil" gewesen. Die auf Internetsicherheit spezialisierte US-Firma Dyn Research ließ verlauten, Nordkoreas Internet habe am Samstag einen landesweiten "Blackout" gehabt.

Bereits am Montag und Dienstag war Nordkorea stundenlang vom weltweiten Datennetz abgeschnitten gewesen. Beobachter führten dies auf US-Cyberattacken zurück; die Regierung hielt sich bedeckt. US-Präsident Barack Obama hatte Nordkorea für einen Hackerangriff auf das Filmstudio Sony Pictures verantwortlich gemacht, was Pjöngjang freilich zurückwies. Sony Pictures ist Produzent der Filmsatire "The Interview", worin zwei CIA-gesteuerte Reporter den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un töten.

Hackergruppe "Friedenswächter"

Nach der Attacke auf Sony-Server waren Ende November vertrauliche Informationen ins Internet gestellt worden. Ziel der Hackergruppe namens Guardians of Peace (Friedenswächter) war die Absetzung des Films, den Nordkorea als schweren Affront wertet. Im Streit um den Streifen warf die nordkoreanische Führung Obama vor, "rücksichtslos wie ein Affe im Urwald" auf die Vorführung von "The Interview" in US-Kinos gedrängt zu haben. Der Präsident der Vereinigten Staaten sei in der Angelegenheit damit der Hauptschuldige.

Sony Pictures hatte den für den ersten Weihnachtsfeiertag geplanten Kinostart zunächst abgesagt. Nicht zuletzt auf Druck Obamas lief der Film dann am Donnerstag doch in rund 300 meist kleineren Kinosälen an. Im Internet wurde der Film außerdem mehr als 750.000 Mal illegal geladen. Gegen Gebühr konnte die Komödie in den USA auf Google Play, YouTube Movie angeschaut werden.

Datenmüll verstopft Serverzugänge

Auch über die Onlinedienste von Sonys Playstation und der Xbox von Microsoft war "The Interview" zugänglich - allerdings brachen diese Angebote nach einer mutmaßlichen weiteren Hacker-Attacke am Donnerstag vorübergehend zusammen. Bis zu diesem Samstag konnten die Dienste nach Angaben der beiden Firmen weitgehend wieder hergestellt werden. Die Playstation- und Xbox-Server waren Opfer sogenannter DDoS-Attacken geworden. Dabei werden riesige Datenmengen verschickt, die die Zugänge zu den Servern verstopfen.

Nach Sony-Angaben hat die Komödie über Weihnachten mehr als eine Million Dollar (umgerechnet über 800.000 Euro) eingespielt. Die Produktion hat 44 Millionen Dollar (36 Millionen Euro) gekostet.

jj/kle (dpa, afp, rtr)