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Nominierung für dreisteste Werbelüge

2. September 2014

Die Wahl zum "Goldenen Windbeutel" hat begonnen. Ab sofort kann im Netz abgestimmt werden, wer den Negativpreis für die "dreisteste Werbelüge" verdient hat. Unter den fünf nominierten Produkten sind bekannte Marken.

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Bild: picture-alliance/dpa

Eines haben die nominierten gemein: in ihren Produkten sind Dinge, die da nicht sein sollten oder aber es fehlen Dinge, die da sein müssten.

Da gibt es zum Beispiel die "Knorr activ Hühnersuppe" von Unilever. Klingt nach gesunden Menschen, die sich gerne bewegen, und nach Hühnersuppe. Nur, dass in der Suppe außer Fettaugen nichts vom Federvieh drin ist. Ein Prozent Hühnerfett, Null Prozent Hühnerfleisch. Für Unilever kein Widerspruch: Bereits 2011 hatte Unilever auf ähnliche Vorwürfe des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) zu einem vergleichbaren Produkt erwidert: eine Hühnersuppe müsse zwar Hühnerbestandteile enthalten, aber nicht unbedingt Hühnerfleisch.

Buntes Wasser

Außerdem wäre da dieses rotgefärbte Wasser in handlicher Plastikflasche: Das "Glacéau Vitaminwater" von Coca Cola. "Die Produkte dieser Serie sind nicht mehr als billiges Wasser, aufgepeppt mit Aromen, Farbstoffen und überflüssigen Vitaminzusätzen", lautet die Begründung von Foodwatch. Coca-Cola preise die Getränke jedoch als "Wunder-Wasser" zum Beispiel für das Immunsystem an.

Der Hersteller selbst sieht in der Werbung kein Problem und vertraut auf die Intelligenz des Käufers: Ein Markenzeichen von "Glacéau Vitaminwater" sei seit vielen Jahren "die humorvolle Ansprache der Konsumenten", erklärte der Konzern auf Anfrage von Foodwatch.

Zukunftsmusik

Bei Coop wird der Konsument nicht humorvoll angesprochen, dafür aber im Unklaren gelassen, dass das, was auf der Flasche steht, erst in Zukunft enthalten sein wird. Foodwatch kritisiert, dass das Unternehmen bei "Unser Norden Bio Apfelsaft naturtrüb" mit Äpfeln aus der Region werbe, obwohl diese teilweise gar nicht aus Norddeutschland stammten.

Coop teilte auf Anfrage mit, das Unternehmen befinde sich in einem "sehr aufwändigen Prozess", die Regionalmarke "Unser Norden" an die "veränderten Erwartungen an regionale Lebensmittel" anzupassen. Dieser Prozess laufe noch, daher würden noch nicht alle Rohstoffe aus der Region bezogen.

Haufenweise Zucker

Ebenfalls zu Wahl steht der "Belvita Frühstückskeks" der Firma Mondelez. Der Keks werde als empfehlenswertes Frühstück beworben, sei in Wirklichkeit aber einfach eine Süßigkeit. Die versprochene "Energie für den ganzen Vormittag" basiert auf 28 Prozent Zucker. "Wir möchten in keiner Weise den Eindruck erwecken, 'Belvita Frühstückskekse' alleine wären ein empfehlenswertes Frühstück", rechtfertigt sich Mondelez. Auf der Verpackung sei deutlich angegeben, dass die Kekse alleine kein ausreichendes Frühstück seien.

Und wie schon im letzten Jahr, hat es auch ein Babynahrungsmittel-Hersteller unter die Top fünf geschafft: die "Alete Mahlzeit zum Trinken" von Nestlé für Kinder im Alter ab zehn Monaten. Das Unternehmen empfehle sein Produkt als vollwertige Mahlzeit für Säuglinge und erwecke den Eindruck, es sei besonders gesund, kritisierte Foodwatch. Bereits seit Jahren forderten aber Kinderärzte, Trinkmahlzeiten nicht mehr zu vermarkten, da diese Karies förderten und zu Überfütterung führten. Nestlé war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die Wahl für den "Goldenen Windbeutel" läuft bis zum 30. September; Verbraucher können unter goldener-windbeutel.de abstimmen. Dann wird bekannt, wer den letztjährigen Preisträger ablöst. Die Nominierungsliste lässt aber keinen Zweifel daran, dass "Capri Sonne" einen würdigen Nachfolger bekommen wird.

jw/ (afp, foodwatch.org)