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Neustart für Südamerikas Unasur

Greta Hamann3. Dezember 2014

In den letzten Jahren geriet die Union Südamerikanischer Staaten in den Hintergrund. Beim nun anstehenden Gipfeltreffen soll das Bündnis wieder belebt werden. Zu den Plänen gehört auch ein Reisepass für Südamerika.

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Unasur-Gebäude in Quito/Ecuador (Foto: Luis Astudillo)
Bild: Luis Astudillo/Cancillería del Ecuador

Auf 20.000 Quadratmetern soll das "Neuerwachen" stattfinden, so der neue Unasur-Generalsekretär Ernesto Samper. Der erste Hauptsitz der Union Südamerikanischer Staaten, der alle zwölf südamerikanischen Länder angehören, steht am Rande von Ecuadors Hauptstadt Quito und soll "ein sinnbildlicher Ort für die Integration Südamerikas" werden, so Samper weiter.

Am Freitag wird das imposante Gebäude eingeweiht. Dann findet auch das Unasur-Gipfeltreffen der Staatschefs der Mitgliedsländer statt. Das Gebäude beeindruckt mit seiner futuristischen Architektur. Ecuadors Staatschef Eduardo Correa hofft gar, dass es bald mehr Touristen in Ecuadors Hauptstadt locken wird. 43,5 Millionen US-Dollar hat sein Land für den Bau ausgegeben.

Die Einweihung des Unasur-Hauptsitzes ist ein symbolischer Akt, sagt der Experte für interamerikanische Beziehungen Luis Fernando Ayerbe von der Universität in Sao Paulo. Es solle zeigen, dass die südamerikanischen Staaten wieder um eine größere Annäherung bemüht sind. Ähnlich sieht er die Pläne für einen südamerikanischen Pass, die beim Gipfeltreffen von den Staatschefs weiter konkretisiert werden sollen. Der Reisepass soll allen Bürgern der zwölf Unasur-Länder Reisefreiheit in Südamerika ermöglichen. Wann er endgültig genutzt werden kann, steht noch nicht fest.

Unasur-Hauptsekretariat der Union in Quito (Foto: Luis Astudillo)
Der Unasur-Hauptsitz in Quito soll ein Zeichen setzenBild: Luis Astudillo/Cancillería del Ecuador

Konkurrenz durch Mercosur und Pazifikallianz

Dass es in den letzten Jahren ruhiger um die Unasur geworden war, hat mehrere Gründe. Zum einen finden zahlreiche Parallelgespräche in anderen lateinamerikanischen Bündnissen wie dem Mercosur oder der Pazifikallianz statt. Und zum anderen sind mehrere Politiker, denen die Unasur ein großes Anliegen war, nicht mehr auf der politischen Bühne vertreten.

So spiegelt sich auch der letzte große Verlust für die Unasur im Namen des neuen Hauptgebäudes wieder. Es ist benannt nach dem ehemaligen argentinischen Präsidenten Néstor Kirchner. Dieser übernahm 2010 den Vorsitz des Bündnisses und wollte es weiter vorantreiben. Doch Kirchner verstarb noch bevor er sein Amt antreten konnte.

Der neue Unasur-Generalsekretär Ernesto Samper will dort wieder anknüpfen. Samper ist ehemaliger kolumbianischer Präsident und will nun aus Quito die "neue Hauptstadt der südamerikanischen Integration" machen.

Schutz vor Einfluss von den USA

Eines der Hauptbestreben der Unasur sei es, sich gegen Einflussnahmen von Seiten der Organisation Amerikanischer Staaten, der auch die USA angehören, zu schützen, sagt Detlef Nolte, Direktor des Instituts für Lateinamerika-Studien am Giga-Institut in Hamburg: "Es ist ein Konsens unter allen südamerikanischen Ländern: Gibt es Probleme, will man sie unter sich lösen". Das habe in der jüngeren Vergangenheit seit Gründung der Unasur 2008 bereits oft gut funktioniert, ergänzt Nolte.

Nicolas Maduro und Ernesto Samper (Foto: EPA/MIGUEL GUTIERREZ)
Unasur-Generalsekretär Samper (rechts) wird von Venezuelas Präsident Maduro beglückwünschtBild: picture-alliance/dpa/M. Gutierrez

So intervenierte die Unasur auf diplomatischer Ebene bei Konflikten in Paraguay und schaltete sich auch ein, als Boliviens Präsident Evo Morales im Jahr 2013 für mehrere Stunden am Flughafen in Wien festgehalten wurde. "Gemeinsam kann man mehr erreichen. Diesen Gedanken teilen die meisten südamerikanischen Staaten", sagt Detlef Nolte.

Oft wird die Union Südamerikanischer Staaten mit der Europäischen Union verglichen. Auch jetzt - vor der Einweihung des neuen Hauptsitzes - wird über den weiteren Weg der Organisation diskutiert. Doch die Länder der Unasur hätten nicht das Bestreben, nationale Kompetenzen an eine suprantionale Institution abzugeben wie es in der EU der Fall sei, betont Luis Fernando Ayerbe von der Universität in Sao Paulo: "Es geht der Unasur eher um politische Zusammenarbeit und die Intervention in Krisensituationen." Oft werde von der Unasur mehr erwartet als sie eigentlich ist, ergänzt Ayerbe. Auch beim anstehenden Gipfel werde es einen "realistischen und pragmatischen Fortschritt" geben. Mehr als das jedoch nicht.