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Zulieferer Wettbewerb

Kathrin Drinkuth/Heiko Lossie (dpa)26. September 2014

Die Zulieferer der Autoindustrie feilschen mit harten Bandagen um lukrative Aufträge. Die Übernahme von TRW durch ZF Friedrichshafen verschärft den ohnehin schon heftigen Wettbewerb.

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ZF Friedrichshafen Logo: (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Tobias Kleinschmidt

Die Autozuliefererbranche ist in Bewegung: Bosch will das Joint Venture für Lenksysteme mit ZF komplett übernehmen. ZF Friedrichshafen kauft den US-Wettbewerber TRW Automotive - und rückt neben Bosch und Continental in die Gruppe der größten Zulieferer weltweit auf.

ZF Friedrichshafen verstand sich bislang vor allem auf Antriebe und Fahrwerke. Mit Hilfe der Elektronik und Sicherheitsprodukte von TRW kann ZF Friedrichshafen seine Kompetenz auf dem Feld des automatisierten Fahrens ausbauen. "Neben der weiteren Steigerung der Effizienz geht der Trend zu Automatisierung und Vernetzung", sagt der Chef von Boschs Kfz-Sparte Wolf-Hennig Scheider. Continental-Chef Elmar Degenhart erwartet ebenfalls, dass die Bedeutung der Elektronik- und Softwarekompetenz in der Autobranche deutlich zunehmen wird.

Elektronik-Bereich wächst am stärksten

"Die Fahrzeugelektronik ist das am stärksten wachsende Feld in der Zuliefererbranche", bestätigt Jan Dannenberg von der Beratung Berylls Strategy. Doch wird die Firma vom Bodensee mit internationalen Größen wie Bosch und Continental, dem japanischen Konzern Denso oder Magna in den USA mithalten können?

Bei deutschen Wettbewerbern reagiert man gelassen: "Wettbewerb hat die Bosch-Ingenieure schon immer angeregt, noch das eine oder andere Scheit draufzulegen", sagte Bosch-Manager Scheider. "Ich finde es toll, dass wir dann drei der weltweit größten Systemlieferanten in Deutschland haben." Continental-Chef Degenhart findet: "An der bisherigen Wettbewerbssituation mit beiden aktuell beteiligten Unternehmen erwarten wir durch deren Zusammenschluss auf absehbare Zeit keine wesentlichen Änderungen."

Druck auf Zulieferer wächst

Matteo Fini, Berater bei IHS Automotive, glaubt allerdings nicht, dass die Übernahme so spurlos an den Konkurrenten vorbeigeht: "Wir haben hier eine Firma mit einem großen Forschungs- und Entwicklungsbudget", sagt er. An dieser Stelle werde in den kommenden Jahren der Druck auf die Zulieferer wachsen. "Die Frage ist: Wer bringt seine Technologie am schnellsten vor den Herstellern raus."

Aus technologischer Sicht teilt Berylls-Experte Dannenberg die Meinung nicht: Im Fahrwerksbereich sei ZF zwar am vollständigsten aufgestellt. "Hier konkurriert ZF mit Bosch und Conti", jedoch: "In der Elektronik deckt ZF auch mit TRW im Vergleich zu Bosch und Conti nicht die Breite ab." Auf dem Feld der Sensorik sei TRW ein guter Hersteller, aber nicht so breit aufgestellt wie Conti und Bosch.

Intelligente Fahrsysteme

Diese Technologie ist besonders wichtig für intelligente Fahrsysteme, in denen die Branche ihre Zukunft sieht. Kleine Sensoren müssen Informationen über die Umwelt sammeln, wenn Menschen am Steuer in den kommenden Jahren Stück für Stück von Computern abgelöst werden. Bosch führe das automatische Lenken als nächste Stufe im kommenden Jahr mit einem deutschen Hersteller ein, sagt Bosch-Manager Scheider.

ZF hat eine Technologie entwickelt, bei der das Automatikgetriebe eines Lkw, der auf eine Steigung zurollt, GPS-Daten verwendet, um den optimalen Schaltzeitpunkt zu wählen. "In diesem Bereich werden wir gewiss unsere Forschung und Entwicklung intensivieren", sagt ZF-Chef Stefan Sommer. Die Industrie- und Nutzfahrzeugtechnik bei ZF sei aber noch ausbaufähig. Und gerade in dem Bereich, sagt Analyst Dannenberg, sei ZF schon stärker aufgestellt als andere.

Trends möglichst früh erkennen

Die größte Herausforderung für die nächsten Jahre sieht ZF darin, technologische Trends rechtzeitig zu erkennen und Antworten auf die sich wandelnden Anforderungen zu finden, sagte Sommer. "Diese Produkte müssen wir weltweit in höchster und überall gleichbleibender Qualität zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten."

Diese Aufgabe, ist Matteo Fini überzeugt, wird ZF mit Hilfe von TRW künftig besser bewältigen. "Größe spielt eine Rolle, wenn Zulieferer den Herstellern in neue Märkte folgen und überall auf der Welt mehrere Programmstarts im Jahr unterstützen müssen", sagt er. Zuletzt kündigten die deutschen Hersteller beispielsweise neue Werke in Mexiko an. Es wird erwartet, dass die Zulieferer ihnen folgen, oder am besten schon vor Ort sind.

Und ein Aspekt, so Dannenberg, könnte der Firma vom Bodensee helfen: "ZF hat in all seinen Geschäften bislang eine hervorragende Position", sagt Dannenberg. Wenn die Friedrichshafener das Elektronikgeschäft vergleichbar ernsthaft angingen, "wächst der Druck auf die Wettbewerber".