1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Razzia bei Pferdefleischhändlern

16. Dezember 2013

Razzia bei Fleischhändlern in Frankreich: Ermittler gehen davon aus, dass von Pharmaunternehmen und Reitställen verkaufte Pferde auf illegalem Weg bei Metzgern landeten.

https://p.dw.com/p/1Aaaj
Ein Pferdefleisch-Geschäft in Paris (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ap photo

Frankreich: Skandal um verseuchtes Pferdefleisch

Die Polizei schlug am Montag in elf Départments in Südfrankreich zu. Rund 100 Beamte durchsuchten Unternehmen der Fleischbranche und nahmen 21 Verdächtige fest. Unter den Festgenommenen befinden sich neben Händlern auch Fleischproduzenten und Tierärzte.

Auch der mutmaßliche Drahtzieher des Betrugs mit Pferdefleisch sei inhaftiert worden, teilten die Ermittler mit. Der Verdacht: In Frankreich soll Fleisch von Pferden, die in der Pharmaindustrie zur Herstellung von Medikamenten genutzt wurden, als Lebensmittel verkauft worden sein.

Ein Sprecher des Pharmaunternehmens Sanofi sagte, die Pferde würden genutzt, um Antikörper für die Serumherstellung zu gewinnen. Diese würden für eine ganze Reihe von Medikamenten eingesetzt, vom Mittel gegen Tollwut bis hin zu Gegengiften bei Schlangenbissen. "Die Pferde sind eine Fabrik für Antikörper", sagte er. Die Tiere aus der Serumproduktion seien gesund, ihr Fleisch sei aber nicht für die menschliche Ernährung zugelassen.

Umfang des Betrugs unklar

Sanofi arbeite mit den Ermittlungsbehörden zusammen, versicherte der Sprecher. Es sei nicht bekannt, wie lange der Betrug mit dem Pferdefleisch schon gehe. Es könnte sich das Fleisch Hunderter solcher Pferde in den Handel gelangt sein. Allein in den vergangenen drei Jahren seien bei Sanofi rund 200 Pferde ausgemustert worden.

Wie Rundfunksender berichten, wurden die Pferde an Händler verkauft, die vermutlich die Veterinärdokumente fälschten. Die Pferde seien als Schlachttiere für die Fleischgewinnung deklariert worden. In dem Fall ermittelt ein Untersuchungsrichter aus Marseille. Der Drahtzieher des illegalen Fleischhandels soll ein Händler aus der südfranzösischen Stadt Narbonne sein.

Auch Reitställe unter Verdacht

Tiere aus Reitställen dürfen zum Beispiel dann nicht zur Lebensmittelproduktion geschlachtet werden, wenn sie zuvor bestimmte Medikamente bekommen haben. "Es gab das Pferd aus Privatbesitz in einem Reitstall, das (...) im Schlachthof endete, obwohl es mit Medikamenten behandelt worden und damit nicht mehr für den Konsum geeignet war", sagte ein Ermittler. "Und es gab Pferde aus Laboren, denen entweder Blut für die Produktion von Impfstoffen entnommen wurde oder die Versuchstiere waren." Für den Verbraucher gebe es nicht automatisch ein Risiko. "Aber auf jeden Fall hätten die Tiere nie auf dem Teller landen dürfen."

Beobachter sehen in dem neuen Verdachtsfall einen erneuten schweren Schlag für die französische Branche. Die südfranzösische Firma Spanghero hatte im Zentrum des europaweiten Pferdefleisch-Skandals zu Jahresanfang gestanden. Das Unternehmen hatte Pferdefleisch als Rindfleisch deklariert und verkauft, das dann in Tiefkühl- und Fertiggerichten in vielen europäischen Ländern wie Deutschland in den Handel kam. Gefunden wurde das Pferdefleisch durch DNA-Analysen in Fertigprodukten mit Hackfleisch wie Burger und Lasagne.

Frankreich: Skandal um verseuchtes Pferdefleisch

kle/gmf (rtr, afp, dpa)