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Neue Welle der Gewalt in Afghanistan

8. Juli 2012

Es war der verlustreichste Tag für die NATO in Afghanistan seit fast vier Monaten: Sieben Soldaten wurden getötet. Mindestens 43 weitere Menschen starben bei Anschlägen.

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Deutsche Soldaten in Afghanistan (Foto: ddp images/AP/Musadeq Sadeq)
Bild: AP

Die Bemühungen zur Stabilisierung der Lage in Afghanistan sind abermals von schwerer Gewalt überschattet worden. Bei Anschlägen und Gefechten wurden nach offiziellen Angaben 18 Zivilisten, 20 Taliban-Kämpfer und fünf Polizisten getötet. Darüber hinaus starben sieben NATO-Soldaten. Wie das Militärbündnis mitteilte, kamen sechs US-amerikanische Mitglieder der Isaf-Schutzgruppe kamen bei der Detonation einer Bombe an einem Straßenrand ums Leben.

Ein weiterer Soldat wurde bei dem Angriff eines Aufständischen im Süden des Landes getötet. Es war der schwerste Verlust für die ausländischen Truppen am Hindukusch seit fast vier Monaten. Im Osten und im Süden des Landes sind die radikalislamischen Taliban besonders aktiv. Seit Jahresbeginn wurden damit mindestens 234 Soldaten der internationalen Truppen in Afghanistan getötet.

Frau wird vor laufender Kamera hingerichtet

Unterdessen tauchte ein Video im Internet auf, das nach Angaben der Behörden zeigt, wie Taliban-Kämpfer weniger als 100 Kilometer von der Hauptstadt Kabul entfernt eine Frau wegen einer außerehelichen Beziehung hinrichteten. Die Taliban dementierten eine Beteiligung an der mehrere Tage zurückliegenden Tat. Isaf-Kommandeur John Allen machte dennoch die Taliban für die "Gräueltat von unsagbarer Brutalität" verantwortlich.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete die Sicherheitslage und die Entwicklung am Hindukusch als weiterhin "fragil". Dem afghanischen Volk müssten "langfristige Aussichten" für eine bessere Zukunft gegeben werden. US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte, die Phase der Transformation in Afghanistan und die Fortschritte bei der Sicherheitslage müssten unumkehrbar sein.

Milliardenhilfe in Aussicht

Die Internationale Gemeinschaft sagte inzwischen Afghanistan zivile Hilfe in Milliardenhöhe über das Ende des NATO-Kampfeinsatzes 2014 hinaus zu. Sie macht die Unterstützung aber von einer besseren Arbeit der Regierung in Kabul abhängig. In der Abschlusserklärung der Konferenz in Tokio hieß es, die Gebernationen wollten bis einschließlich 2015 mehr als 16 Milliarden Dollar bereitstellen.

Die Regierung in Kabul kann somit mit rund vier Milliarden Dollar pro Jahr rechnen. Danach fließen die Hilfsgelder bis zum Jahr 2017 weiter, und zwar auf dem Niveau des vergangenen Jahrzehnts. Im Gegenzug sagte Afghanistan erneut unter anderem einen verstärkten Kampf gegen Korruption und Drogen, bessere Regierungsführung, freie Wahlen sowie Finanzreformen zu. Präsident Hamid Karsai versprach in einem Abschlussdokument einen verstärkten Kampf gegen Korruption und Drogen, bessere Regierungsführung, freie Wahlen in den Jahren 2014 und 2015 sowie eine Finanzreform.

USA erklären Afghanistan zu wichtigem Verbündeten

Die eintägige Konferenz in Tokio war das zivile Gegenstück zu den Beschlüssen des NATO-Gipfels in Chicago im Mai. Dort hatten die Truppensteller zugesagt, die afghanischen Sicherheitskräfte nach 2014 mit 3,6 Milliarden Dollar jährlich zu unterstützen. Von 2024 an muss Kabul Einheiten selbst unterhalten.

Tokio: Geberkonferenz beschließt Milliardenhilfe für Afghanistan

Afghanistan ist zugleich der erste Staat, den US-Präsident Barack Obama während seiner Amtszeit zu einem "Nicht-NATO-Hauptverbündeten" erklärte. Die nun 15 Staaten mit diesem Status haben unter anderem einen einfacheren Zugang zu US-Rüstungsgütern.

GD/mm (dpa, dapd, rtr)