Neue Publikation: Transformation von Staatsmedien | Regionen | DW | 24.11.2014
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Regionen

Neue Publikation: Transformation von Staatsmedien

Ist es möglich, ehemalige Propagandasender in unabhängige Medienorganisationen zu verwandeln? Mitherausgeber Jan Lublinski über Erfolge, Herausforderungen und die Rolle der Medienentwicklung.

In Ihrer Studie "In the Service of the Public: Functions and Transformation of Media in Developing Countries" haben Sie die Umwandlung von Staatsendern zu "Public Service Media" untersucht. Daneben haben Sie auch ausgewählte Fälle privater Sender und Bürgermedien betrachtet. Welche Entwicklung hat Sie besonders beeindruckt?
Jan Lublinski: Ich finde beispielsweise die Entwicklung in Serbien erstaunlich. Dort ist es gelungen, das ehemalige Propagandainstrument des autoritären Milosevic-Regimes in einen öffentlich-rechtlichen Sender zu verwandeln, der soliden Journalismus bietet.
Nicht ganz so weit in seiner Entwicklung - aber nicht minder beeindruckend - ist der Sender OTRK in Kirgisistan. Er bietet den Menschen wichtige Informationsdienste und öffentliche Diskussionen. Damit ist er ein Beispiel dafür, dass viel erreicht werden kann, wenn eine Regierung Pressefreiheit ernst nimmt und wenn sich auch eine engagierte Zivilgesellschaft für den Umbau des ehemaligen Staatssenders stark macht.

Ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein Erfolgsmodell?
In Westeuropa sicherlich. In anderen Weltregionen eher nicht. Die naiven Versuche, das deutsche oder britische öffentlich-rechtliche Modell einfach so zu exportieren, sind gescheitert. Dennoch ist es möglich - in den jeweiligen Kontexten - "Public Service Media" zu stärken. Also politische und rechtliche Rahmen zu schaffen, Qualitätsjournalismus zu stärken und die Bevölkerung zu integrieren.

2014.11 DW Akademie Jan Lublinski

Jan Lublinski, Projektmanager im Bereich Strategie und Beratung der DW Akademie

Warum ist es in vielen Staaten so schwierig, unabhängige Medienunternehmen zu etablieren?
Das liegt vor allem daran, dass die meisten Machthaber die Medien kontrollieren wollen. Und selbst wenn eine Regierung weitsichtig ist und Pressefreiheit ermöglicht, kann es schnell passieren, dass die nächste Regierung alles wieder rückgängig macht.

Die DW Akademie unterstützt diese Transformationsprozesse unter anderem in der der Republik Moldau, Mongolei und Myanmar. Zeit auch für Selbstkritik: Welche Rolle spielt hier die Medienentwicklung?
Medienentwicklung kann eine wichtige Rolle bei der Transformation spielen - aber nur, wenn alle Akteure mit an Bord sind: Regierung, politische Elite, zivilgesellschaftliche Organisationen, das Management genauso wie die Mitarbeiter der Medienorganisationen und natürlich die Menschen im Land.

Welche methodischen Ansätze haben sich bewährt?
Ich sag's mal andersrum: Es reicht nicht aus, nur auf Trainings und kurzfristige Redaktionsberatungen zu setzen. In der Studie hat sich gezeigt, dass wir uns bislang viel zu wenig für die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen eingesetzt haben. Auch müssen wir Organisationsentwicklung ernst nehmen und die Sender langfristig umbauen. In diesen Bereichen müssen wir auch unsere eigenen Kapazitäten verbessern. Und: Es braucht insgesamt einen langen Atem.

Können Bürgermedien oder privater Rundfunk Alternativen zu öffentlich-rechtlichen Medien bieten?
In unserer Studie haben wir erstaunliche Medien kennen gelernt, die wir "Alternative Public Service Media" nennen, beispielsweise Freedom Radio in Nigeria, Radio Sagarmatha in Nepal, oder Radio Pio XII in Bolivien. Diese Medien erfüllen viele Aufgaben, die wir von "Public Service Media" erwarten: unabhängigen Journalismus, kontroverse Debatten, Programme, in denen, die Menschen eine Stimme bekommen. Dennoch erreichen diese Sender in der Regel immer nur einen Teil der Bevölkerung. Und sie gehören natürlich ihren Besitzern oder einer Community - und nicht der Allgemeinheit.


In der zweiten Edition DW Akademie "In the Service of the Public - Functions and Transformation of Media in Developing Countries" wurden anhand von Fallstudien in Afghanistan, Bolivien, Ecuador, Kirgisistan, Kolumbien, Mongolei, Republik Moldau, Myanmar, Namibia, Nepal, Nigeria und Serbien und die Transformationsprozesse von Staatssendern zu unabhängigen Medienorganisationen untersucht. Ergänzt wird die Studie durch Einblicke in die Rolle der Medienentwicklung, methodische Ansätze und alternative Geschäftsmodelle. Die Publikation wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.

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  • Datum 24.11.2014
  • Autorin/Autor Nadine Wojcik
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  • Permalink https://p.dw.com/p/1DrNh
  • Datum 24.11.2014
  • Autorin/Autor Nadine Wojcik
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