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"Ein Dienst, keine Beförderung"

Christoph Strack22. Februar 2014

Papst Franziskus erhebt 19 Bischöfe zu Kardinälen. Afrika, Asien und Lateinamerika sind damit im Kardinalskollegium stärker vertreten, doch sehr viele der höchsten katholischen Würdenträger sind aus Europa.

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Vatikan Papstwahl 2013 Wahl Messe
Bild: picture-alliance/dpa

Es ist nur ein Brief. Und es ist doch eine weitere Besonderheit der an Besonderheiten nicht armen Amtsführung von Papst Franziskus. Wenige Tage nach Bekanntgabe der neuen Kardinäle schrieb der 77-Jährige einen Brief an jene 19 Geistlichen, die am Samstag (22.2.2014) feierlich in den Kreis der Kardinäle aufgenommen wurden und damit zu den ranghöchsten Klerikern der katholischen Kirche zählen. "Die Kardinalswürde ist keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde. Sie ist schlicht ein Dienst, der danach verlangt, den Blick zu weiten und das Herz zu öffnen", mahnt Franziskus die neuen Kardinäle. Sie sollten diesen Dienst "mit einem einfachen und bescheidenen Herzen“ annehmen, ohne jede "eitle Weltlichkeit".

Dieser Zuspruch gilt Geistlichen aus aller Welt. Denn mit der ersten Aufnahme neuer Kardinäle während seines knapp einjährigen Pontifikats stellt der Papst aus Argentinien das Kardinalskollegium globaler auf. Erkennbar will er die Struktur der katholischen Kirche als Weltgemeinschaft herausheben.

Bischof Gerhard Ludwig Müller
Neu im Kardinalsstand: Der deutsche Erzbischof Gerhard Ludwig MüllerBild: DPA

Die Kardinäle sind nicht nur die höchsten katholischen Würdenträger nach dem Papst, sondern auch seine wichtigsten Berater. Zudem bilden sie - so lange sie das 80. Lebensjahr nicht vollendet haben - den Kreis derer, die nach dem Tod oder Rücktritt des Papstes das neue Kirchenoberhaupt wählen. Von den 19 Geistlichen, die nun im Petersdom vor Franziskus getreten sind, sind drei bereits älter als 80 Jahre. Somit dürfen sie nicht mehr an einer Papstwahl teilnehmen. Damit beträgt die Zahl der Papstwähler bei einem künftigen Konklave vorerst 122. Darunter sind fünf Deutsche.

Rom Konklave beginnt
Mit seiner Kardinalswahl stellt Papst Franziskus die Kirche globaler aufBild: Reuters

Nummer zwei, Nummer drei

Der Blick auf die Reihe der neuen Kardinäle fällt verständlicherweise zunächst auf zwei Köpfe aus dem römischen Apparat. Franziskus befördert seinen erst kürzlich ins Amt gekommenen Kardinalsstaatssekretär Erzbischof Pietro Parolin (59) und den Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller (66). Das sind seine wichtigsten Mitarbeiter, so etwas wie die Nummer zwei und die Nummer drei der vatikanischen Hierarchie. Daneben fällt auf, dass er die Kardinalswürde eben auch an Überraschungskandidaten verleiht. Nach Asien, Afrika oder Mittelamerika.

Von den künftigen 122 Kardinälen stammt genau die Hälfte aus Europa - 61. Damit ist der alte Kontinent immer noch überdurchschnittlich stark vertreten, denn in Europa sinkt die Zahl der Katholiken, während sie auf anderen Kontinenten steigt. Etwa jeder vierte Katholik weltweit lebt noch in Europa. Auch wenn das Kardinalskollegium bislang keine repräsentative Instanz sein soll - seine Zusammensetzung spielt die Veränderungen im Weltkatholizismus während der vergangenen Jahrzehnte in keiner Weise wider.

Immer noch viele Italiener

So ist jeder vierte der möglichen Papstwähler Italiener (28). Die traditionell starke Rolle der Italiener im Kardinalskollegium und in der Kurie, dem vatikanischen Apparat, ist unübersehbar.

Heute lebt etwa die Hälfte aller Katholiken auf dem amerikanischen Doppelkontinent - ganz überwiegend in Lateinamerika. Künftig stammen 15 der unter 80-jährigen Kardinäle aus Nordamerika, nur 19 aus Lateinamerika. Fünf von ihnen sind Brasilianer, drei Mexikaner. Der Blick auf Lateinamerika macht vielleicht am deutlichsten, wie der Papst aus Argentinien global agiert: Sowohl Brasilien als auch Mexiko stellten schon mehr wahlberechtigte Kardinäle. Aber Franziskus bindet mehr Länder in das aktive Kardinalskollegium ein. So sind Nicaragua, Chile, Haiti und auch wieder sein Heimatland Argentinien künftig mit je einem Kardinal dabei.

Vatikan Sixtinische Kapelle
Kreis der Papstwähler wird farbigerBild: picture-alliance/David Ebener

Am ehesten zeigt sich der Trend zur Weltkirche in der Verleihung des Kardinalspurpurs an Afrikaner und Asiaten: Fortan stellt Afrika 14 Papstwähler, Asien 12. Der Kreis der Papstwähler wird also farbiger. Ob das nächste oder übernächste Kirchenoberhaupt dann aus diesen jungen Kirchen kommt? Beim Konklave 2013 war die Zeit dafür jedenfalls noch nicht reif.