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Nationalgarde rückt in Baltimore ein

29. April 2015

Nach dem Tod eines jungen Schwarzen hat eine Welle der Gewalt Baltimore erfasst. Gebäude wurden angezündet, Geschäfte geplündert, Autos zerstört. Die Stadt an der US-Ostküste ist im Ausnahmenzustand.

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Ausschreitungen in Baltimore (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/JS. Stapleton

Nun sollen bis zu 5000 Nationalgardisten helfen, die Lage in Baltimore zu befrieden. "Die Nationalgarde ist das letzte Mittel, um die Ordnung wiederherzustellen", sagte der Gouverneur von Maryland, Larry Hogan. Er rief zugleich den Notstand für den US-Bundesstaat aus.

Straßenschlachten in Baltimore

In der Nacht zum Dienstag waren in der 620.000-Einwohner-Stadt die zunächst friedlichen Proteste wegen des Todes eines jungen Schwarzen in Polizeigewahrsam in offene Gewalt umgeschlagen. Gebäude gingen in Flammen auf, Geschäfte wurden geplündert, Polizisten mit Steinen angegriffen. Als Reaktion wurde über Baltimore eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Die Maßnahme soll für eine Woche von 22 Uhr abends bis 5 Uhr morgens gelten. Die Polizei sprach von den schwersten Unruhen in der Metropole seit Jahrzehnten.

Augenzeugen meinten, Teile der Stadt seien in eine "Kriegszone" verwandelt worden. In der Nacht: Auf den Straßen vermummte Jugendliche, Rauch über der Stadt, Hubschrauber am Himmel, Tausende Polizisten im Einsatz. Mindestens 15 Sicherheitskräfte wurden offiziellen Angaben zufolge verletzt.

200 Festnahmen

Das Bürgermeisterbüro teilte am Dienstag nachmittag mit, die Polizei habe fast 200 Menschen festgenommen. 15 Gebäude und 144 Autos wurden demnach angezündet. Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake nannte die Randalierer "Verbrecher, die nur zur Gewalt anstacheln und unsere Stadt zerstören wollen".

Teenager im High-School-Alter sollen die Krawalle angezettelt haben. Im Internet wurde zu einem regelrechten "purge" aufgerufen, einer Säuberung, in Anlehnung an den gleichnamigen Kino-Thriller "The Purge". Entladen haben sich wohl auch die Wut und der Frust junger Afroamerikaner, die in einer von Armut, Drogenproblemen und Verwahrlosung geplagten Metropole in eine recht düstere Zukunft blicken.

Protestler fordern lückenlose Aufklärung

Nur Stunden vor der Gewalteskalation war der 25-jährige Afroamerikaner Freddie Gray zu Grabe getragen worden. Gray war am 12. April festgenommen worden, wenig später erlitt er in Polizeigewahrsam eine Rückenmarkverletzung. Nach Angaben der Behörden fiel er später ins Koma und starb am 19. April im Krankenhaus. Einzelheiten seines Todes liegen noch immer im Dunklen. Die beteiligten sechs Polizisten wurden zunächst vom Dienst suspendiert. Das Justizministerium leitete Ermittlungen ein. Sicher ist, dass das Misstrauen zwischen Afroamerikanern, die 63 Prozent der Bevölkerung von Baltimore ausmachen, und den überwiegend weißen "Cops" tief sitzt.

Der Tod Grays ist in einer langen Serie von Gewalt weißer Polizisten gegen Schwarze in den USA der vorerst letzte bekannt gewordene Fall. Mehrere Todesfälle schwarzer US-Bürger in den vergangenen Monaten durch Polizeigewalt führten in insbesondere in den betroffenen US-Bundesstaaten zu schweren Protesten und lösten eine Debatte über Rassismus bei der Polizei aus.

qu/ml (dpa, afp, APE, rtre)