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Naher weißer Osten

9. Januar 2013

Wer die Nahost-Region nur mit strahlender, sengender Sonne in Verbindung bringt, wird in diesen Tagen eines anderen belehrt. Schnee, heftige Stürme und Überschwemmungen setzen den Menschen von Syrien bis nach Ägypten zu.

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Eingeschneiter Obststand im ostlibanesischen Aley (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Bei Unwettern im Nahen Osten sind in den vergangenen vier Tagen mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Sturm und anhaltende Niederschläge führten in vielen Regionen zu Überschwemmungen, Stromausfällen und Verkehrschaos. Wegen Schneefällen bleiben viele Schulen geschlossen.

Im Westjordanland wurden die Leichen von zwei Palästinenserinnen gefunden. Die beide Frauen waren seit Dienstagabend vermisst worden. Ihr Auto wurde nach Behördenangaben von sintflutartigen Regenfällen fortgerissen. Ebenfalls in einem Auto im ostlibanesischen Taalabaja wurde die Leiche eines erfrorenen Mannes gefunden.

Pegel des Sees Genezareth steigt

In Jerusalem und weiteren israelischen Städten wurde die Bevölkerung gebeten, den Privatverkehr auf ein Minimum zu reduzieren. Die Stadt Hadera im Golan ist wegen überfluteter Zufahrtsstraßen von der Außenwelt abgeschnitten. In Tel Aviv musste eine der Hauptverkehrsachsen wegen Hochwassers gesperrt werden. Nach Angaben des israelischen Wetterdienstes handelt es sich um den stärksten Sturm seit Februar 2003. Besonders betroffen ist die Küstenregion. Dort erreichten die Windspitzen bis zu 124 Stundenkilometer. In Haifa ging allein am Mittwochmorgen so viel Regen nieder wie sonst in einem ganzen Winter. Im Norden des Landes summierten sich die Niederschläge auf 90 Prozent des Jahresmittels. Seit Dienstag stieg der Pegel des Sees Genezareth um 16 Zentimeter an.

Anwohner von Hay al-Sellom, einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut, versuchen, der Wassermassen Herr zu werden (Foto: Reuters)
Anwohner von Hay al-Sellom - einem Vorort von Beirut - versuchen, der Wassermassen Herr zu werdenBild: Reuters

Heftige Regenfälle sorgten auch in anderen Ländern für Verkehrsbehinderungen. In Jordaniens Hauptstadt Amman und weiteren Regionen wurden mehrere große Verkehrsachsen gesperrt. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, nur in wirklich notwendigen Fällen das Haus zu verlassen, da das schlechte Wetter binnen 48 Stunden zu mehr als 700 Verkehrsunfällen geführt habe. Auch im Libanon wurden Straßen sowie Wohnhäuser überschwemmt. Hochwasser wurde zudem aus Teilen Ägyptens gemeldet. Zehn Fischer wurden vermisst, der Hafen von Alexandria blieb den vierten Tag in Folge geschlossen. In der Hauptstadt Kairo sorgte heftiger Regen für ein Verkehrschaos.

Leid syrischer Flüchtlinge noch größer

Im Norden Israels, im Westjordanland, Libanon sowie in Syrien und Jordanien fiel Schnee. Wegen zu erwartender Schneefälle schlossen in Jerusalem die Schulen. Auch in Jordanien war unterrichtsfrei. Die palästinensischen Schulen sollten bis Samstag geschlossen bleiben, diejenigen im Libanon bis Freitag.

Im syrischen Staatsfernsehen war zu sehen, dass die Hauptstadt Damaskus sowie das zentralsyrische Homs von einer Schneedecke eingehüllt waren. Schnee und eisige Temperaturen dürften die Lebensbedingungen der Syrer weiter erschweren, die unter den seit Monaten wütenden Kämpfen zwischen Armee und Aufständischen leiden. Auch hunderttausenden syrischen Flüchtlingen in den Nachbarländern setzt die Kältewelle zu. Cécile Fradot vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sagte, ihre Mitarbeiter im Libanon seien "im Alarmzustand". Die Hilfseinsätze konzentrierten sich auf das verschneite Bekaa-Tal. Im Norden des Landes müssten Flüchtlingsfamilien in Sicherheit gebracht werden, deren Notunterkünfte überschwemmt worden seien.

sti/kle (afp, kna)