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Zeichen gegen Terror

Matthias von Hein9. Januar 2015

Deutschlands Muslime verurteilen das Attentat von Paris scharf. Zugleich warnen sie vor einer Spaltung der Gesellschaft. Gegen Menschenhass müsse man gemeinsam vorgehen. Für Montag ist eine Mahnwache in Berlin geplant.

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Eine Frau mit Kopftuch entzündet eine Kerze für die Terroropfer von Paris (Copyright: REMY GABALDA/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/Afp/Remy Gabalda

Deutschlands Muslime haben ein klares Zeichen gegen islamistischen Terror gesetzt. Ein gutes Dutzend islamischer Verbände hat in Köln in einer gemeinsamen Erklärung den Überfall auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" scharf verurteilt. Vor der Presse bezeichnete Bekir Alboga, Generalsekretär der Türkisch Islamischen Union der Anstalt der Religionen, Ditib, das Attentat von Paris als "Attentat auf unser aller Freiheit" sowie als "Mißbrauch der Religion des Friedens". Alboga warnte vor einer Instrumentalisierung der "abscheulichen Tat", etwa durch islamkritische oder islamfeindliche Kräfte wie die Pegida Bewegung.

Portrait Bekir Alboga, Generalsekretär der Ditib, Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religionen (Copyright: DW)
Klare Worte gegen Terror: Bekir AlbogaBild: DW/M. von Hein

Wasser auf die Mühlen von Pegida?

Auch die Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nurhan Soykan, fürchtet gegenüber der DW, das Blutbad von Paris könne Wasser sein auf die Mühlen der Pegida und der Rechtsextremen. Manches macht Soykan aber auch Mut: "Ich habe nach diesem Anschlag in der Gesellschaft auch starke Stimmen gehört, die sich vor die Muslime gestellt haben. Die gesagt haben: Wir dürfen nicht alle in einen Topf werfen und wir dürfen sie nicht unter Generalverdacht stellen." Generalsekretärin Soykan legt Wert auf die Feststellung, dass der Anschlag von Paris nicht nur von den Verbandsspitzen verurteilt wird. Bis hin zu den kleinsten Gemeinden würden die Aufrufe zu Mahnwachen unterstützt, würde die Verurteilung des Anschlages weiter verbreitet. Soykan plädiert leidenschaftlich dafür, die Mitte der Gesellschaft zu stärken, gegen Extreme an allen Rändern, seien es nun Rechtsextreme oder Islamisten. Vor der Presse erinnerten mehrere Vertreter der Muslime an die große Anti-Pegida Demonstration in Köln am 5. Januar und das Gefühl der Stärke, das aus dieser gemeinsamen Aktion von Christen, Juden, Muslimen und engagierten Menschen unterschiedlichster Herkunft erwachsen sei. Der Vorsitzende des Islamrats für Deutschland warnte denn auch: "Das Attentat darf nicht von Erfolg gekrönt werden, indem es unsere Gesellschaft spaltet."

Portrait Nurhan Soykan, Generalsekretärin Zenralrat der Muslime (Copyright: DW)
Meinungsfreiheit auch wenn es weh tut: Nurhan SoykanBild: DW/M. von Hein

Bekenntnis zur Meinungsfreiheit

Die Vertreter der Islamverbände gaben zugleich ein Bekenntnis für die Presse- und Meinungsfreiheit ab. Auf die Frage, ob dieses Bekenntnis denn auch Karikaturen des Propheten einschließt, waren die Antworten allerdings unterschiedlich akzentuiert. Für Seyfi Ögütlü, Generalsekretär des Verbandes der islamischen Kulturverbände, schließt Meinungsfreiheit durchaus ein, sich auch über Religion lustig zu machen. Zugleich fordert er Respekt und Sensibilität gegenüber religiösen Anschauungen ein, nicht nur islamischen. Murat Gümüs, stellvertretender Generalsekretär der Islamischen Religionsgemeinschaft Milli Görüs, schränkt noch weiter ein. Für ihn ist eine karikaturistische, teilweise beschimpfende Darstellung des Propheten inakzeptabel. Das eindeutigste Bekenntnis zur Meinungsfreiheit gibt Nurhan Soykan ab. Die Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime erklärt unter Verweis auf den Propheten Mohammed: "Er hat selbst sehr viel Hohn und Spott ertragen und wir müssen das auch ertragen. Auch wenn das wehtut." Soykan findet im übrigen die Karikaturen gar nicht so schlimm. Sehr viel unangenehmer seien die Hassmails, die bei ihr eingingen. Für kommenden Montag hat der Zentralrat der Muslime zu einer Mahnwache am Brandenburger Tor aufgerufen. Unter anderen hat auch SPD-Chef Sigmar Gabriel seine Teilnahme angekündigt.

Portrait Murat Gümüs, Stellvertretender Generalsekretär Islamische Gemeinschaft Milli Görüs.(Copyright DW)
Murat Gümüs: Meinungsfreiheit ja, aber...Bild: DW/M. von Hein