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Muslime gegen Hass und Unrecht

Bettina Marx16. September 2014

Friedensgebete statt Hasspredigten, Mäßigung statt Extremismus, Toleranz statt Fanatismus. Dafür wollen die Muslime in Deutschland in einem bundesweiten Aktionstag werben. Motto: Gegen Hass und Unrecht.

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Pressekonferenz des Koalitionsrats der Muslime in Berlin 16.09.2014 (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Die Muslime in Deutschland wollen ein Zeichen setzen gegen Hass und Ungerechtigkeit. Für den kommenden Freitag haben die vier großen Islam-Verbände zu einem bundesweiten Aktionstag aufgerufen. In mehr als 2000 Moscheegemeinden soll das Freitagsgebet genutzt werden, um für Toleranz und ein friedliches Miteinander zu werben. In acht großen Moscheen sollen zentrale Veranstaltungen stattfinden, zu denen Vertreter der Politik und der Gesellschaft eingeladen sind. In Hannover wird Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) teilnehmen, in Berlin der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und in München die Integrationsbeauftragte Aydan Özugus (SPD).

Brandanschläge gegen Moscheen

Im letzten Monat habe es fünf Übergriffe gegen Moscheen gegeben, sagte Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrates und Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland KRM. Dies sei der bisherige statistische Höhepunkt der Anschläge gegen Moscheen. Im letzten August wurde in Berlin-Kreuzberg die Mevlana-Moschee durch einen Brandanschlag schwer beschädigt. "Das hat uns sehr bewegt, auch beunruhigt. Da haben wir uns gesagt, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen müssen, wenn es Hassdelikte und ähnliches gibt, sei es gegen Moscheen, Synagogen oder Kirchen", so Kizilkaya. Ein Angriff gegen ein Gotteshaus, gleich welcher Religion, müsse als "Angriff auf uns alle" bewertet und dürfe von der Gesellschaft nicht geduldet werden. "Deshalb rufen wir alle auf, die Stimme gegen Rassismus zu erheben, gemeinsam einzustehen für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und Extremismus jeglicher Couleur eine Absage zu erteilen."

Die bei einem Brandanschlag schwer beschädigte Mevlana-Moschee in Berlin Kreuzberg (Foto: DPA)
Die Mevlana-Moschee in Berlin nach dem BrandanschlagBild: picture-alliance/dpa

Protest gegen Missbrauch des Islam

Der Protest der Islamverbände richtet sich aber nicht nur gegen Intoleranz und Übergriffe in Deutschland, sondern auch gegen Extremismus und Fanatismus weltweit. "Wir wollen auch über das Unrecht in der Welt nicht schweigen", sagte Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Vor allem der von unvorstellbaren Grausamkeiten begleitete Siegeszug der Terrormiliz "Islamischer Staat" in Syrien und dem Irak bereitet den deutschen Muslimen Sorge. "Wir Muslime wollen nicht schweigen, wenn der Name des Islam missbraucht wird, wenn er gekidnappt wird von Verbrechern und Terroristen", so Mazyek. Die deutschen Islamverbände wollen "klar machen, dass die Terroristen und Verbrecher nicht im Namen des Islam sprechen, dass sie die Gebote des Islam mit Füßen treten und dass Mörder und Verbrecher in unseren Reihen, in unserer Religion keinen Platz haben." Die Medien rief Mazyek auf, bei der Wortwahl sensibler und nachdenklicher zu sein. So sollten sie nicht von "radikal-islamischen" Strömungen oder Gruppierungen sprechen, sondern von Extremisten.

Radikalisiert: Salafisten in Deutschland (Foto: DPA)
Salafisten in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/B.Roessler

Jugendliche Extremisten

Große Sorgen bereiten den Islam-Verbänden die radikalisierten muslimischen Jugendlichen, die sich extremistischen Gruppen wie Salafisten oder Terrororganisationen wie Al Qiada und "Islamischer Staat" anschließen. "Viele dieser Jugendlichen sind nicht in unseren Gemeinden sozialisiert", sagte Zekeryie Altug, Vertreter der Türkisch-Islamischen Union (Ditib). Die Gemeinden könnten diese Jugendlichen nicht erreichen und von ihrem Irrweg abbringen. "Jeder Jugendliche, der uns verloren geht, geht der ganzen Gesellschaft verloren", unterstrich auch Seyfi Ögütlü, Generalsekretär des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Für das Abdriften mancher jungen Leute seien soziale Gründe verantwortlich, Orientierungslosigkeit, mangelnde Integration und fehlende Bildung. Um den Jugendlichen Halt zu geben und ihre Radikalisierung zu verhindern, sei Jugendarbeit in den Gemeinden sehr wichtig. Den Islam-Verbänden fehlten aber die notwendigen Mittel. Sie erhofften sich daher mehr Unterstützung und finanzielle Zuwendungen durch den Staat.

Die Sehitlik-Moschee in Berlin am Tag der Offenen Moschee Foto: DPA
Die Sehitlik-Moscheen in BerlinBild: picture-alliance/dpa/Paul Zinken

Friedensgebete in den Moscheen

Im Gottesdienst am kommenden Freitag wollen sich die islamischen Gemeinden mit Gebeten, Mahnwachen und einem Rahmenprogramm diesen Themen widmen. "An diesem Tag möchten wie als Muslime ein deutliches Zeichen setzen, wofür der Islam tatsächlich steht. Dass unsere Werte und Grundüberzeugungen nicht missbraucht werden dürfen, um anderen Menschen Leid zuzufügen", betonte der für die Außenbeziehungen zuständige Vertreter von Ditib, Altug. Die Imame seien aufgerufen, sich in ihren Predigten diesem Thema zu widmen und in ihre Gebete all jene Menschen einzuschließen, die Hass und Unrecht ausgesetzt seien.