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Musikvideo erinnert an Homophobie im Fußball

Ross Dunbar13. September 2014

Im Internet verbreitet sich ein Video, um homosexuelle Fußballer in Deutschland zu unterstützen. Trotz starker Bemühungen seitens des DFB hat sich bisher kein aktueller Profi geoutet. Es bleibt ein Tabu im Fußball.

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Symbolfoto Homosexualität im Fußball
Bild: picture-alliance/dpa

Zur Unterstützung homosexueller Fußballer hat Sänger Markus Wiebusch ein Musikvideo zu seinem Lied "Der Tag wird kommen" veröffentlicht. Mit fast 500.000 YouTube-Klicks stößt das Video auf große Befürwortung in den sozialen Medien. Viele Vereine unterstützten den Musik-Clip durch Kommentare auf der Videoplattform "YouTube". Das knapp zehnminütige Video beschreibt die Probleme eines schwulen Fußballer bei den Fans akzeptiert zu werden. "Ich gehe seit 25 Jahren ins Stadion, ich bin durch und durch Sankt-Pauli-Anhänger, ich bin ganz, ganz lange Fußball-Fan", erklärte Wiebusch in einem Interview mit der "Kreiszeitung". "Nach einem Sankt-Pauli-Spiel bin ich mit einem sehr gut befreundeten Sport-Journalisten ins Plaudern geraten und dann kamen wir irgendwie auf Homosexualität und Fußball."

"Kein Klima für schwule Fußballer"

"Dieser Sportjournalist kennt sich ziemlich gut aus in der Fußballszene und wusste von mehreren homosexuellen Profis zu berichten und was für ein Höllenleben sie führen", sagte der Sänger weiter und ergänzte, dass es nach wie vor kein Klima gäbe, in dem sich schwule Fußballer outen könnten.

Homosexualität bleibt ein Tabu-Thema. Gerade im Sport und speziell im Fußball, der vornehmlich mit Machogehabe und Männlichkeit in Verbindung gebracht wird. Während es in anderen Sportarten schon länger homosexuelle Stars gibt, bleibt die Tür für schwule Spieler im Fußball weiter geschlossen.

Hitzlsperger outet sich

Im Januar 2014, informierte der ehemalige Fußball-Profi Thomas Hitzlsperger die Öffentlichkeit darüber, dass er schwul ist. Der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler äußerte sich zu seiner Homosexualität, weil er die Diskussion über schwule Spieler "weiter voranbringen wollte." Ein anschließendes Interview der DW mit einem schwulen Akteur zeigte aber, dass sich das Problem der Homophobie im Stadion weiter verschlimmert hat. "Die Medien haben positiv berichtet, aber man muss zwischen Medien und der Situation auf dem Platz unterscheiden", sagte der ehemalige U19-Bundesliga-Spieler, der anonym bleiben wollte.

Der ehemalige Nationalspieler Thomas hitzlsperger outet sich im Januar 2014. (Foto: dpa)
Der ehemalige Nationalspieler Thomas hitzlsperger outet sich im Januar 2014Bild: picture-alliance/dpa

"Als schwuler Spieler denke ich, dass Hitzlspergers Coming-Out den rechten Flügel ermutigt hat. Homophobie auf den Tribünen ist schlimmer geworden. In den letzten paar Wochen konnte man wieder homophobe Rufe in den Bundesliga-Arenen hören. Ein Coming-Out wird erschwert, wenn du auf dem Platz beschimpft wirst", sagte der Spieler weiter. Zudem fügte Dirk Brüllau (QFF) hinzu, er habe das Gefühl, dass sich "nichts geändert" hat in Folge von Hitzlspergers Bekanntmachung. Vor dem Coming-Out Hitzlspergers war Marcus Urban der einzige Fußballer in Deutschland, der sich geoutet hatte. "Richtig entscheidend hat sich nichts verändert", meint auch er. "Aber es ist ein Anfang."

Bayern München wird bestraft

Wegen eines Fehlverhaltens seiner Fans im Achtelfinal-Heimspiel in der Champions League gegen den FC Arsenal hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) einen Zuschauer-Teilausschluss gegen Bayern München verhängt. Der 700 Zuschauer fassende Block 124 auf dem Unterrang der Haupttribüne musste geschlossen bleiben. Beim 1:1 gegen Arsenal hatten Zuschauer am 11. März während des Spiels ein Plakat mit der Aufschrift "Gay Gunners" hochgehalten. Auch gegen Bayer Leverkusen wurde nach einem Spiel in der Königsklasse ermittelt. Dabei handelt es sich um Einzelfälle, denn ein Großteil der Fans zeigt große Unterstützung für homosexuelle Spieler. Die Fußballprofis des 1. FC Köln und von Arminia Bielefeld starteten vor ihrem Zweitligaspiel vergangene Saison eine gemeinsame Aktion gegen Homophobie. Beide Teams trugen T-Shirts beim Einlaufen und zeigten einen Banner mit der Aufschrift "queer gewinnt - schwule Pässe gibt es nicht!" Initiiert wurde die Aktion gemeinsam von beiden Städten und Vereinen zusammen mit ihren schwul-lesbischen Fanklubs.

"Für Homophobie darf kein Platz sein"

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat ebenfalls klar Stellung eingenommen und einige Kampagnen gegen Homophobie gestartet. "Solange Menschen im Stadion, auf den Straßen, in Vereinen wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden oder Angst vor Nachteilen haben, werden wir als DFB aktiv und konsequent dafür eintreten, dass sich das ändert", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Für Homophobie darf im Fußball kein Platz sein." Anders als in vielen anderen europäischen Ländern scheint Deutschland Fortschritte zu machen zur Schaffung einer integrativen Fußball-Umgebung für Spieler verschiedener Rassen, Religionen und Sexualität. Trotzdem weiß niemand was passieren wird, wenn der tag einmal kommen wird, an dem sich ein aktiver Fußballer outen wird,

Fußball Homosexualität. (Foto: dpa)
Fans beziehen klar StellungBild: picture-alliance/dpa

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