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"Fühlen uns wie Hausband"

Annabelle Steffes / ww4. August 2014

Motörhead gehört zu den ganz großen Rockbands dieser Welt. DW-Reporterin Annabelle Steffes hat Schlagzeuger Mikkey Dee beim Wacken Open Air getroffen und mit ihm über Vergangenheit und Zukunft der Branche gesprochen.

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Die Band Motörhead mit Phil Campbell, Lemmy Kilmister und Mikkey Dee (v.l.n.r.) (Foto: Rock am Ring)
Die Band Motörhead mit Phil Campbell, Lemmy Kilmister und Mikkey Dee (v.l.n.r.)Bild: Rock am Ring

Schafft er es oder schafft er es nicht? Gesundheitliche Probleme zwangen Motörhead-Fronter Lemmy Kilmister im vergangenen Jahr in die Knie. Die Tour musste abgesagt werden, beim letzten Wacken Open Air hielt er nur knapp 30 Minuten durch. Doch die Fans konnten am Freitag (01.08.2014) durchatmen. Ganze 72 Minuten rockte Motörhead die Bühne des größten Heavy-Metal-Festivals der Welt im schleswig-holsteinischen Dorf Wacken. Für einen Song bekamen die Briten sogar überraschend Unterstützung von der deutschen Metal-Queen Doro Pesch.

DW-Redakteurin Annabelle Steffes hat Mikkey Dee, den Schlagzeuger der Band, im Vorfeld des Konzerts getroffen. Der Schwede mit griechischen Wurzeln sitzt seit 1992 bei Motörhead an den Drums und ist bekannt für seine unglaublichen Soli. Glaubt man seinen Worten, stehen der Band gute Zeiten bevor.

DW: Mikkey, du hast schon beim 15. Jubiläum des Wacken Open Air gespielt. Wie fühlt es sich an, jetzt beim 25. Jubiläum wieder hier zu sein?

Mikkey Dee: Es ist großartig. Wir waren ja seit den ersten Jahren von Anfang an dabei. Wir fühlen uns hier ein wenig wie die Hausband. Es ist großartig ein Teil dieses tollen Festivals zu sein. Wir haben miterlebt wie es größer und größer wurde. Aber nicht nur die Größe des Festivals ist beeindruckend, auch die Organisation und natürlich die Bands, die jedes Jahr wieder kommen, um hier zu spielen. Am allermeisten beeindrucken aber die Fans. Sie wollen Wacken einfach nicht verpassen.

Annabelle Steffes interviewt Motörhead-Schlagzeuger Mikkey Dee (Foto: Annabelle Steffes)
Mikkey Dee im Gespräch mit DW-Reporterin Annabelle SteffesBild: DW/A. Steffes

DW: Es ist also immer etwas Besonderes, nach Wacken zu kommen?

Mikkey Dee: Absolut. Es macht einen Riesenspaß hier zu sein. Es sind die vielen kleinen Dinge, die das Festival zu etwas besonderem machen. In erster Linie die Stimmung der Fans. Wacken ist ein sehr fröhliches Festival. Die Leute haben hier eine sehr, sehr gute Zeit. Dazu kommt die großartige Organisation für die Fans und die Bands. Alles ist wirklich perfekt.

DW: Du bist seit 30 Jahren im Musikgeschäft...

Mikkey Dee:...30 plus sogar. Ich mache schon seit 45 Jahren Musik.

DW: Wie motivierst du dich, damit es sich immer noch so anfühlt, als sei es das erste Mal, wenn du auf die Bühne gehst?

Mikkey Dee: Das ist natürlich nicht einfach. Du motivierst dich durch dich selbst. Das sage ich mir immer wieder. Ich bin meine eigene Motivation. Wenn ich gut spiele, motiviert mich das für die Zukunft. Ich weiß einfach, wie toll es sich anfühlt, wenn ich gut spiele. Das spornt mich an. Vielleicht werde ich mich im nächsten Jahr an die Konzerte in diesem Sommer erinnern. Wenn man sich mit Problemen rumschlägt, ist es natürlich schwieiriger sich zu motiveren. Aber für mich ist es die meiste Zeit leicht.

Motörhead-Auftritt beim Wacken Open Air (Foto: Annabelle Steffes)
"Es ist großartig, ein Teil dieses tollen Festivals zu sein" - Motörhead rockt beim Wacken Open AirBild: DW/A. Steffes

DW: Gestern sagte mir ein Fan, "oh wow, du führst ein Interview mit Mikkey Dee? Er ist so ein guter Schlagzeuger! Wenn er spielt, sieht es so aus, als ob er tausend Arme hätte". - Wie sieht deine Probenarbeit aus? Übst du wie ein klassischer Musiker bis zu acht Stunden am Tag?

Mikkey Dee: Nein, nicht mehr. Früher habe ich sehr viel geübt, in den alten King-Diamond-Zeiten bis zu sechs Stunden täglich. Es ist aber wichtiger, wie du probst. Heute werde ich beim Soundcheck prben. Wenn wir Bandproben haben, versuche ich ein paar Stunden früher da zu sein, als der Rest der Band. Einfach um ein paar neue Dinge auszuprobieren und mich zu motivieren. Ich versuche mich an gute Dinge zu erinnern, die ich gemacht habe und denke darüber nach, wie ich sie weiterentwickeln kann. Und wenn ich das Gefühl habe, dass mir etwas schwerfällt, muss ich einen Weg finden, damit umzugehen. Das ist zu einer Art Routine geworden. Aber ich übe nicht mehr nicht mehr wie ein klassischer Musiker. Mehr als zwei Stunden am Tag sitze ich nicht mehr an meinem Schlagzeug.

DW: Wie läuft der kreative Prozess in eurer Band ab?

Mikkey Dee: Meistens ist es so, dass Phil [Campbell, Gitarrist der Band, Anm. d. Red.] und ich versuchen, den größten Teil der Musik beizusteuern. Etwa 80 bis 90 Prozent eines Songs kommen von uns, wir versuchen das so weit es geht zusammenzubringen. In der Zwischenzeit arbeitet Lemmy an Text und Melodie. Dann setzen wir alles zusammen, verändern die Musik und den Text und setzen das Ganze noch einmal zusammen. Wenn ein Album fertig ist, habe alle etwa 33 Prozent beigesteuert.

DW: Wie sieht es mit Zukunftsplänen aus - wird es ein neues Album geben?

Mikkey Dee: Vielleicht nächstes Jahr. Es wäre mal wieder Zeit. Gewöhnlich liegen etwa anderthalb Jahre zwischen unseren Alben. Das wäre nächstes Jahr. Aber wir wissen es nicht.

DW: Wie geht es der Band derzeit? Lemmy hatte ja ein paar gesundheitliche Probleme…

Mikkey Dee: Das war vor allem im letzten Jahr. Der Arzt hat ihm geraten, besser auf sich aufzupassen und sich etwas auszuruhen. Das hat er dann getan. Und nun geht es ihm wieder viel besser. Wir sind schon den ganzen Sommer auf Tour und er war großartig. Und uns geht es immer besser.

Wacken Open Air: Motöthead-Fronter Lemmy Kilmister (Foto: dpa)
In diesem Jahr gab Motörhead-Fronter Lemmy Kilmister auf der Bühne wieder VollgasBild: picture-alliance/dpa

DW: Ihr gebt also nicht mehr jede Nacht Vollgas wie verrückte Rock 'n' Roller?

Mikkey Dee: Nein, das können wir nicht mehr, unmöglich. Aber das haben wir aber auch schon zu der Zeit, als Lemmy krank wurde, nicht mehr getan. Wir müssen alles ein wenig entspannter angehen.

DW: Und generell: Wie hat sich das Leben als Musiker heutzutage verändert?

Mikkey Dee: Eine Million Dinge haben sich verändert. Einiges ist besser geworden, anderes schlechter. Allgemein kann man das nicht sagen. Es hat sich einfach verändert.

DW: Was interessiert dich neben der Musik am meisten? Ich habe gehört, dass du ein großer Eishockey-Fan bist.

Mikkey Dee: Oh, ja! Ich spiele sehr viel Eishockey, eigentlich den ganzen Winter. Und die Saison beginnt früh bei uns. Überhaupt liebe ich Sport und versuche eine ganze Menge zu machen. Aber Eishockey ist für mich das Größte.

DW: In einer Stunde ist euer Auftritt. Wie fühlst du dich jetzt?

Mikkey Dee: Sehr gut. Wacken bietet eine großartige Kulisse. Und jedes Konzert, das wir in diesem Sommer gespielt haben war klasse. Es wird hoffentlich gut. Wir werden das Beste geben – aber man weiß ja nie, was passiert - vielleicht fällt was auf uns runter oder so. Aber ich denke eigentlich nicht negativ. Ich denke positiv! Es wird großartig werden.

DW: Eine letzte Frage noch: Hast du momentan auch Pläne für ein Solo-Projekt?

Mikkey Dee: Nun ja, ich werde ein Solo-Projekt machen, wenn ich Zeit dafür habe. Als ich jetzt ein wenig Zeit hatte, habe ich an einer lustigen kleinen Sache gearbeitet. Nur ein kleines Nebenprojekt mit zwei Freunden von der Band Europe, John Norum und Mic Michaeli, meinem alten Bassisten von King Diamond, Hal Patino, und Age Sten Nilsen, einem norwegischen Sänger. Wir nennen es "Nordic Beast". Wir haben ein paar Konzerte zusammen gespielt, fünf oder sechs. Das nächste am 16. August wird das letzte in diesem Sommer sein. Wir spielen ein paar ältere Sachen, die wir alle können und das ist großartig.