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Fall Nemzow: Kaukasier soll gestanden haben

8. März 2015

In Moskau wurden zwei der Festgenommenen wegen des Mordes an Kremlkritiker Nemzow angeklagt - es soll ein erstes Geständnis geben. Russlands Behörden basteln eifrig an einer plausiblen Theorie über die Hintergründe.

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Russland Moskau Verdächtiger Festnahme Boris Nemzow
Bild: Reuters/T. Makeyeva

Die beiden angeklagten Männer erschienen gemeinsam mit den anderen drei Verdächtigen vor einem Moskauer Gericht. Es soll sich bei ihnen um die Tschetschenen Saur D. (Bild) und Ansor G. handeln. Nach Aussagen der Richterin hat Saur D. angeblich zugegeben, in den Mord an den Oppositionellen Boris Nemzow verwickelt gewesen zu sein. Die anderen Festgenommenen sollen ihre Unschuld beteuert haben. Alle Verdächtigen müssen weiter im Gefängnis bleiben, gegen zwei wurde Haftbefehl erlassen.

Konkret wird ihnen vorgeworfen, an der Organisation und Ausführung der Bluttat beteiligt gewesen zu sein. Die Verteidigung kündigte Berufung gegen die Entscheidung an. Nemzow, einer der wichtigsten Anführer der russischen Opposition, war am 27. Februar von einem Unbekannten in Sichtweite des Kremls erschossen worden.

Staatsmacht weist Schuld von sich

Kurz vor der Meldung über die Anklage war bekannt geworden, dass die Polizei inzwischen insgesamt fünf Kaukasier festgenommen hat. Mindestens drei von ihnen sollen aus dem Nordkaukasus stammen. In der islamisch geprägten Unruheregion kommt es immer wieder zu Anschlägen von Extremisten.

Eine der Theorien der Behörden zum Motiv für den Nemzow-Mord ist ein islamisch-extremistischer Hintergrund, weil der Oppositionspolitiker Drohungen aus diesem Milieu erhalten haben soll. Kritiker von Staatschef Wladimir Putin bezweifeln diese Theorie aber. Viele vermuten, dass der Kreml selbst hinter dem Mord steckt. Die Tochter des ermordeten Politikers, Schanna Nemzowa, sagte der "Bild am Sonntag": "Er wurde umgebracht, weil er gegen den Kreml war. Irgendjemand wird bestraft werden, aber nicht der wirklich Schuldige." Auch andere Anhänger Nemzows zeigten sich von den Festnahmen nicht überzeugt. Unter anderem fordert die Bundesregierung eine umfassende Aufklärung des Mordes.

Verdächtige sollen aus Sicherheitskreisen stammen

Details über die festgenommenen Männer tröpfeln nur langsam an die Öffentlichkeit. Bei den anderen drei Verdächtigen solle es sich um Schagid G., den Bruder von Ansor G., sowie um Ramsat B. und Tamerlan E. handeln. Ihre Familien sollen in den 1960er Jahren aus Tschetschenien ins benachbarte Inguschetien übergesiedelt sein. Saur D. wurde in der Regionalhauptstadt Magas in der Teilrepublik Inguschetien gefasst, wie ein Behördensprecher der Agentur Interfax sagte. Ansor G. sei auf dem Weg zu seiner Mutter im Norden von Inguschetien festgenommen worden.

Saur D. und Ansor G. besitzen den Angaben zufolge eine Wohnung in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny. Beide sollen in "Sicherheitskreisen" beschäftigt gewesen sein. So soll Saur D. rund zehn Jahre in einer Spezialeinheit des tschetschenischen Innenministeriums gearbeitet und einen Führungsposten innegehabt haben. Ansor G. war demnach für eine private Sicherheitsfirma in Moskau tätig.

chr/SC (dpa, afp, rtre, APE)