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Schnelltest für Depressionen

Tobias Oelmaier23. Juli 2013

Berliner Wissenschaftler haben einen Schnelltest entwickelt, mit dem Depressionen erkannt werden sollen. Beantworten Patienten alle vier Fragen mit "Ja", sollten sie dringend zum Facharzt oder Psychotherapeuten.

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Traurige Frau (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia/Jochen Schönfeld

Traurig, antriebslos, müde und pessimistisch - Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts leidet jede vierte Frau und jeder achte Mann irgendwann im Laufe seines Lebens daran.

Bei jährlich mindestens 9000 von ihnen - die Dunkelziffer liegt wohl deutlich höher - endet die Depression mit Selbstmord. Das sind mehr als doppelt so viele Menschen wie im Straßenverkehr ums Leben kommen. Bei den 15- bis 35-Jährigen steht der Suizid in Deutschland nach den Unfällen sogar an zweiter Stelle der Todesursachen, so das Statistische Bundesamt. Dazu kommen noch etwa zehnmal so viele Selbstmordversuche.

Viele Test-Angebote im Internet

Häufig ließen sich diese Schicksale verhindern, könnte depressiven Menschen geholfen werden. Dazu ist professionelle Hilfe nötig. Um einschätzen zu können, ob jemand depressiv ist, gibt es auch im Internet einige Tests. Meist werden rund 20 Fragen zur psychischen Verfassung gestellt, in Anlehnung an das Beck-Depressions-Inventar (BDI). Dieses Testverfahren dient dazu, den Schweregrad einer Depression bei Patienten ab 13 Jahren grob einzuschätzen. Gefragt wird unter anderem nach dem Auftreten folgender Symptome in den vergangenen zwei Wochen: Traurigkeit, Pessimismus, Versagensgefühle, Verlust an Freude, Schuldgefühle, Selbstablehnung, Suizidgedanken, Unruhe, Reizbarkeit, Interessenverlust, Entschlussunfähigkeit, Müdigkeit oder Verlust an sexuellem Interesse.

Meist sind pro Frage vier Antwort-Ausprägungen möglich, von "nie" bis "immer". Innerhalb weniger Minuten kann man sich dann eine Kurzdiagnose erstellen lassen. Ergeben sich Hinweise auf eine Depression, empfehlen die Online-Anbieter den Besuch eines Arztes oder Psychotherapeuten.

Hausärzte haben oft sehr wenig Zeit

Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin haben nun einen Schnelltest entwickelt, der mit der Beantwortung von nur vier Fragen zuverlässig Hinweise liefern soll. "Die Einfachheit des Tests erlaubt es uns", so Studienleiterin Mirjam Jenny gegenüber der Deutschen Welle, "ihn verständlich und einfach zu kommunizieren, sei es gegenüber Ärzten oder auch den Patienten." Die Fragen lesen sich tatsächlich einfach und klar verständlich:

  • Haben Sie diese Woche mehr geweint als früher?
  • Waren Sie diese Woche enttäuscht von sich oder haben Sie sich gehasst?
  • Sahen Sie diese Woche besonders mutlos in die Zukunft?
  • Hatten Sie diese Woche das Gefühl, eine Versagerin zu sein?

Werden alle Fragen des sogenannten Entscheidungsbaums mit "Ja" beantwortet, liegen Anzeichen für eine Depression vor, der Hausarzt wird den Besuch eines Spezialisten empfehlen. Auch wenn die herkömmlichen BDI-Tests in der Regel weniger als zehn Minuten in Anspruch nehmen, ist die Zeit, so Jenny, ein wichtiges Argument für den Schnelltest: "Die Ärzte haben immer weniger Zeit, und besonders in Notfallsituationen ist es noch wichtiger, schnell Fragen stellen zu können."

Bisher nur für junge Frauen

Dieser Schnelltest des Max-Planck-Instituts beruht auf einer Studie an rund 1300 jungen Frauen zwischen 18 und 25 Jahren. Damit ist er aber auch nur auf diese Gruppe verlässlich anwendbar. "Für Männer müssten wir einen spezifischen Test entwickeln, besonders wegen der Frage bezüglich des Weinens. Männer sind kulturell bedingt weniger geneigt zu weinen oder es zuzugeben." Deshalb müssten die Tests der Zielpopulation angepasst werden.

Eine endgültige Diagnose kann so ein Schnelltest aber keinesfalls liefern. "Das passiert dann beim Psychiater oder Psychotherapeuten", sagt Mirjam Jenny. Aber auch nicht medizinisch geschultes Personal in Schulen oder im militärischen Bereich darf sich durchaus angesprochen fühlen, Depressionen frühzeitig zu erkennen und weitere Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen einzuleiten.