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Mit Deutsch in die Zukunft

Silke Bartlick2. Dezember 2014

Weltsprache ist immer noch Englisch, gefolgt von Chinesisch und Spanisch. Aber auch Deutsch spielt weltweit eine Rolle - nicht nur als Kultursprache. Um ihre Zukunft ging es in einem Projekt des Goethe-Instituts.

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Deutsch3.0 Veranstaltung Goethe Institut Berlin
Bild: DW/S. Bartlick

Über welche Potentiale verfügt die deutsche Sprache? Wie entwickelt sie sich? Und welche Rolle kann und soll sie künftig spielen? Fragen, auf die das weltweit agierende Goethe-Institut ein ganzes Jahr lang nach Antworten gesucht hat. - in Zusammenarbeit mit der Duden-Redaktion, dem Institut für deutsche Sprache und dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft. Unter dem Titel "Deutsch 3.0" führte eine im Januar gestartete Initiative höchst unterschiedliche Veranstalter aus Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Bei bei 60 Veranstaltungen im In- und Ausland hat sie seitdem immer neue Dialoge rund um die deutsche Sprache angestoßen.

Für jeden eine passende Veranstaltung

Um die neue Macht der Programmierer ging es beispielsweise bei einer Veranstaltung in München sowie um die Frage, inwieweit der eigene, selbstbestimmte Blick auf die Welt in Gefahr ist, wenn individuelle Vorschläge von Suchmaschinen-Algorithmen das eigene Nachschlagen unhinterfragt ersetzen .Im Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen befand man, dass Sprache nicht nur der Kommunikation dient, sondern auch kulturell geprägt ist. Schließlich trage sie eigene Ansichten der Wirklichkeit in sich. Etwas mehr Turmbau zu Babel mit seiner Sprachverwirrung sei für die Wissenschaft unglaublich gut, hieß es deshalb am Ende der Veranstaltung.

Schulklassen philosophierten über die multikulturellen Facetten ihrer Alltagssprache, Fachkonferenzen setzen sich mit der Germanistik in Budapest und mit Deutsch als Wissenschafts-Sprache auseinander; die Akademie der Wissenschaften in Berlin diskutierte über die Zukunft von Wörterbüchern. Und in München haben sich Jugendliche darüber Gedanken gemacht, wie die Neuen Medien ihre Sprache beeinflussen. Herausgekommen ist dabei eine kurzweilige Audio-Collage.

Deutsch3.0 Veranstaltung Goethe Institut Berlin
Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-InstitutsBild: DW/S. Bartlick

Die Aufgabe des Goethe-Instituts ist es, die Kenntnis der deutschen Sprache weltweit zu fördern, sagte Klaus-Dieter Lehmann, dessen Präsident, während der Abschlussveranstaltung der Initiative "Deutsch 3.0" in Berlin. Man sei sich aber einig, dass die Förderung der deutschen Sprache schon im Inland beginnen muß. Denn wie wir Muttersprachler mit unserer Sprache umgehen, werde im Ausland sehr genau wahrgenommen. "Es motiviert oder demotiviert auch, Deutsch zu lernen".

Die zunehmende Mobilität der Menschen, die weltweite Globalisierung und Digitalisierung prägen unsere Sprache nicht nur, sie verändern sie auch. Um ihre Zukunft erfolgreich gestalten zu können, müsse man sie genau kennen. Deshalbdieses Projekt "Deutsch 3.0", deshalb diese neue Plattform für sprachkulturelle Debatten, die mit ihren Veranstaltungen und im Internet auf reges Interesse gestoßen ist.

Zentrale Aspekte

"Projektschreiber " begleiteten die im Laufe des Jahres geführten Debatten rund um "Deutsch 3.0" und haben alles kontinuierlich protokolliert. Die Diskussionen des Projekts hätten deutlich gemacht, so der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Johannes Ebert, wie wichtig Mehrsprachigkeit im modernen Europa und insbesondere im Einwanderungsland Deutschland ist. "Um in Deutschland anzukommen, um sich zu integrieren, muss man die Sprache sprechen", betonte Ebert. Umgekehrt profitieren international agierende Wirtschafts-Unternehmen - und verstärkt auch der deutsche Mittelstand - von einer mehrsprachigen Mitarbeiterschaft. Sprachen sind längst zu einem Wirtschaftsfaktor geworden, der sich auszahlt. Wer sich mit einem Geschäftspartner in dessen Muttersprache unterhalten kann, hat oft die besseren Karten! Und unter Umständen später mehr Aufträge.

Ausländische Studierende in Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa/Christian Charisius

Der Bedarf an Fortbildungen zu interkultureller Kompetenz und auch an Sprachkursen werde, so eine weitere These aus Deutsch 3'0", weiter steigen. Die deutsche Sprache sei dabei der Schlüssel zur fachlichen und sozialen Integration ausländischer Fachkräfte. Ähnliches gilt für den universitären Bereich: 15 Prozent der Studierenden an deutschen Hochschulen und Universitäten kommen mittlerweile aus dem Ausland. In wenigen Jahren werden es 25 Prozent sein, sagt Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands für die deutsche Wirtschaft.

Über 70 Prozent derjenigen, die das Studium abschließen, würden auch gern in Deutschland bleiben. Aber das gelinge nur jedem Vierten. Der häufigste Grund: fehlende Deutschkenntnisse, die in einem zunehmend in Englisch stattfindenden Universitätsbetrieb nicht sofort auffallen. "Deutsch 3.0" hat eine Reihe von universitären Projekten vorgestellt, die neue Wege gehen, um die Mehrsprachigkeit zu fördern und dringend benötigte Fachkräfte im Land zu halten. Das Resümee des gesamten Projekts: die deutsche Sprache ist mehr denn je der Schlüssel zur sozialen, kulturellen und ökonomischen Weiterentwicklung in Deutschland.