1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Misstöne

26. September 2008

Die pakistanische Führung ist zunehmend verstimmt über die US-Militäraktionen auf ihrem Territorium. Präsident Zardari machte seinem Unmut in der UN-Vollversammlung Luft.

https://p.dw.com/p/FPYI
Pakistans Präsident Zardari kritisiert vor der UN-Vollversammlung die USA
Pakistans Präsident Zardari kritisiert vor der UN-Vollversammlung die USABild: AP

Er hatte es bereits Anfang der Woche klar gestellt. Ein weiterer Zwischenfall am Donnerstag (25.09.2008) ließ den neuen Präsidenten Asif Ali Zardari aber dann in New York scharfe Worte finden: "So wie wir Angriffe von Terroristen auf pakistanisches Territorium, seine Einwohner und Nachbarn nicht zulassen, so können wir auch nicht Verletzungen unserer territorialen Souveränität durch unsere Freunde zulassen", sagte Zardari ohne direkte Nennung der USA. Regierungssprecher Akram Shaheedi schob am Freitag nach: Die Verletzung der territorialen Souveränität sei "kontraproduktiv für den Krieg gegen den Terror".

US-Kampfhubschrauber vom Typ OH-58D wurden von pakistanischen Grenzsoldaten beschossen
US-Kampfhubschrauber vom Typ OH-58D wurden von pakistanischen Grenzsoldaten beschossenBild: AP

Am Donnerstag waren erneut zwei US-Hubschrauber von Afghanistan aus über die Grenze nach Pakistan geflogen und von den dortigen Grenzsoldaten beschossen worden. Die Regierung in Islamabad gibt an, es seien Leuchtgeschosse gewesen; ein US-Militärsprecher sagte dagegen, die Hubschrauber vom Typ OH-58 seien mit Kleinfeuerwaffen beschossen worden. US-Bodentruppen hätten daraufhin Warnschüsse abgegeben. Der Zwischenfall habe etwa fünf Minuten gedauert.

Zwischenfälle häufen sich

Die militärischen Zwischenfälle haben sich in den letzten drei Wochen gehäuft. Auslöser war ein US-Kommandounternehmen in einem Stammesgebiet in Süd-Waziristan am 3. September. Dabei wurden mindestens 15 Dorfbewohner getötet.

Die USA gehen davon aus, dass El Kaida- und Taliban-Extremisten sich in den pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan versteckt halten und von dort ihre Anschläge sowohl in Afghanistan als auch in Pakistan durchführen. Die Versorgung der US-Truppen in Afghanistan läuft über Pakistan.

Um dem Vorwurf zu entgehen, nicht genug gegen die Extremisten in den Stammesgebieten zu unternehmen, startete die Regierung in Islamabad im August eine Offensive. Schwerpunkt: die strategisch wichtige Region Bajaur im Nordwesten des Landes. Das pakistanische Militär teilte am Freitag mit, bei der Operation seien mindestens 1000 Militante getötet worden, darunter fünf El Kaida- und Taliban-Führer. Die eigenen Verluste wurden mit 27 angegeben.

Neue Anschläge

Die pakistanische Regierung sieht sich wegen der US-Aktionen zunehmendem Druck im eigenen Land ausgesetzt. Die Gruppe, die sich zu dem verheerenden Selbstmordanschlag auf das Marriott-Hotel in der Hauptstadt Islamabad am vergangenen Samstag bekannt hatte, verlangt von der Regierung, jede Zusammenarbeit mit den USA einzustellen.

Opfer des Selbstmordanschlags in Karatschi werden weggebracht
Opfer des Selbstmordanschlags in Karatschi werden weggebrachtBild: AP

Derweil reißen die Anschläge nicht ab. Auf einem Markt in der Provinz Chost im Osten des Landes riss am Freitag ein Selbstmordattentäter mindestens fünf Menschen mit sich in den Tod. In der Hafenmetropole Karatschi sprengten sich drei Mitglieder der verbotenen Extremistengruppe Lashkar-e-Jhangvi nach einer Schießerei mit der Polizei in die Luft.

Diese hatte das Gebäude umstellt, weil sie einen vor drei Monaten von den Extremisten entführten pakistanischen Mitarbeiter der Nato-geführten Truppe in Afghanistan befreien wollten. Die Sicherheitskräfte entdeckten den Leichnam, der Schusswunden aufwies, in dem zerstörten Gebäude.

Nahe der Stadt Bahawalpur in der östlichen Provinz Punjab entgleiste ein Zug, als er auf einen Sprengsatz fuhr. Bei dem Unglück kamen mindestens fünf Menschen ums Leben. Zahlreiche weitere wurden verletzt.

Internationale Beratungen?

Außenminister Steinmeier schlägt ein Pakistan-Krisentreffen am Rande der UN-Vollversammlung vor
Außenminister Frank-Walter Steinmeier UN-Generalsekretär Ban Ki MoonBild: AP

Die gespannte Lage in Pakistan sorgt inzwischen für internationale Besorgnis. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier schlug am Freitag ein Treffen führender Vertreter der USA, Großbritanniens, der Golfstaaten und anderer europäischer Staaten am Rande der UN-Vollversammlung vor. Sein pakistanischer Kollege Shah Mehmood Qureshi habe ihm zudem gesagt, er wolle in New York mit dem afghanischen Außenminister Rangin Dadfar Spanta sprechen.

Eine militärische Konfrontation zwischen den USA und Pakistan scheint unwahrscheinlich. Denn, so der pakistanische Politik-Experte Hasan Askari Rizvi in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters: "Pakistan braucht die USA aus wirtschaftlichen Gründen. Die USA brauchen Pakistan in ihrem Kampf gegen den Terror in Afghanistan. Beide sehen das, aber beide versuchen auch den größtmöglichen Druck auszuüben, um die eigenen Ziele zu erreichen." (hy)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen