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Minenexplosion im Hochwassergebiet

21. Mai 2014

Fast wären die schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden: In Bosnien explodierte eine vom Hochwasser frei geschwemmte Mine. Menschen kamen aber nicht zu Schaden.

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Hochwasser in Bosnien (Foto: Mirsad Camdzic, DW)
Bild: DW/M. Camdzic

Vor dieser Gefahr hatten Experten nachdrücklich gewarnt. Rund 120.000 Minen sind in Bosnien, Serbien und Kroatien vergraben - ein Erbe der Kriege beim Zerfall Jugoslawiens in den 1990er Jahren. Durch das Hochwasser in den Balkan-Staaten könnten sie frei gespült werden, hatte das Minenaktionszentrum (MAC) schon vor Tagen erklärt. "Einige dieser Minen sind aus Plastik und damit sehr leicht, doch auch die schwereren aus Eisen können leicht weggeschwemmt werden", so der MAC-Experte Fikret Smajis.

Keine Verletzten

Nun ist es passiert: Im nordbosnischen Bezirk Brcko explodierte nach Behördenangaben eine von den Fluten frei gespülte Landmine. Verletzt wurde jedoch niemand. Neben der Mine entdeckten bosnische Freiwillige bei Aufräumarbeiten in der nordwestlichen Region Prijedor einen Kühlschrank mit neun Sprengsätzen sowie einen Granatwerfer und einen Plastikbehälter mit Bomben und Munition, wie das Minenaktionszentrum mitteilte.

Die Flutkatastrophe gilt als die schwerste in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen. Bei den schweren Überschwemmungen nach tagelangen Regenstürmen kamen bis Mittwoch 53 Menschen ums Leben, fast 150.000 Menschen in Bosnien, Serbien und Kroatien mussten ihre Häuser verlassen. Trotz sinkender Pegelstände sind die Einsatzkräfte in den drei Balkan-Staaten weiter damit beschäftigt, Flussufer zu befestigen.

Gefahr an der Save

Gefährlich hoch ist der Wasserstand unter anderem noch auf der Save, dem größten Fluss in Slowenien und Kroatien, der bei der serbischen Hauptstadt Belgrad in die Donau fließt. Die Scheitelwelle der Donau, die für Freitag in Belgrad erwartet wird, werde aber niedriger sein als zunächst befürchtet, hieß es von Hochwasser-Experten. Dennoch arbeiten die Menschen in Belgrad weiter an einem zwölf Kilometer langen Sandsack-Wall.

Zugleich wächst in den Katastrophengebieten die Seuchengefahr. Tausende Tierkadaver liegen im Schlamm der Flüsse. In vielen Orten mangelt es an Trinkwasser. Für die überfluteten Gebiete in Kroatien gab Gesundheitsminister Rajko Ostojic bereits eine Epidemiewarnung heraus.

Das Hochwasser hinterlässt Schutt und Schlamm (Foto: Xinhua)
Das Hochwasser hinterlässt Schutt und SchlammBild: imago/Xinhua

Nach Angaben des Belgrader Epidemiologen Veljko Djerkovic wird die Desinfizierung der Häuser und Straßen in den Hochwasserregionen mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen. Erst dann könnten die Einwohner sicher zurückkehren.

Europäer helfen

Die europäischen Staaten intensivieren derweil ihre Hilfe für Serbien und Bosnien. Nach Angaben von EU-Regionalkommissar Johannes Hahn beteiligen sich bereits 19 der 28 EU-Länder an der Nothilfe für Serbien. Als EU-Beitrittskandidat habe Serbien zudem Zugang zum europäischen Katastrophenhilfsfonds. Auch über mehr Hilfen für Bosnien, das kein EU-Beitrittskandidat ist, werde diskutiert, sagte Hahn.

Auch die NATO, die stark in der früheren Bürgerkriegsregion aktiv ist, kündigte Hilfe beim Wiederaufbau an."Viele Verbündete und Partner senden Helikopter, Nothilfeteams, Boote, Trinkwasser, Essen, Notunterkünfte und Geld", erklärte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo. "Wir sind bereit, auf jede Art zu helfen." Deutschland stockte die Soforthilfe für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe auf eine Million Euro auf. Die Bundesregierung prüft auch, ob bei der Beseitigung von Minen geholfen werden kann.

wl/re (dpa, afp)